Wirtschaft

Verdächtige Deals nicht gemeldet Begrub Deutsche Bank Trumps Geheimnisse?

Kontobewegungen von Donald Trump beunruhigten die Deutsche Bank offenbar. Doch sie schwieg.

Kontobewegungen von Donald Trump beunruhigten die Deutsche Bank offenbar. Doch sie schwieg.

(Foto: REUTERS)

Geldwäsche-Prüfer beim größten deutschen Finanzinstitut wollten wegen auffälliger Transaktionen von US-Präsident Trump offenbar Alarm schlagen. Doch Manager der Bank sollen die Meldungen an die Aufseher beerdigt haben.

Wenn es um seine Finanzen geht, kennt Donald Trump keinen Spaß: Sonderermittler Robert Mueller drohte der US-Präsident schon 2017, jeder Anlauf, seine Finanzaktivitäten zu durchleuchten, sei eine "rote Linie". Alle Versuche des US-Kongresses, seine Steuererklärungen in die Finger zu bekommen, blockt er rigoros ab. Ende April hat der US-Präsident sogar seinen früheren Steuerberater und die Deutsche Bank verklagt, um zu verhindern, dass sie seine Finanzunterlagen an die Abgeordneten weitergeben.

Dass Trump offenbar allen Grund hat, die Enthüllung seiner Finanzgeheimnisse zu fürchten, zeigt nun ein Bericht der "New York Times" (NYT): Geldwäsche-Prüfer der Deutschen Bank wollten offenbar mehrere verdächtige Transaktionen von Firmen, die Trump und seinem Schwiegersohn Jared Kushner gehören, beim US-Finanzministerium melden. Führungskräfte der Bank sollen aber untersagt haben, dass die Warnungen bei der Aufsicht eingereicht werden - offenbar um ihren prominenten Kunden zu schützen.

In den Berichten soll es laut mehreren ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern, auf die sich das Blatt beruft, um Transaktionen der 2018 nach "anhaltend illegalen Praktiken" aufgelösten Trump-Stiftung und der Trump-Organisation gehen. Zudem soll die Immobilienfirma von Trumps Schwiegersohn im Sommer 2016 aufgefallen sein, weil von ihr Geld an russische Staatsbürger floss.

Die Deutsche Bank hält ihre Hand über Trump

Die damals zuständige Mitarbeiterin Tammy McFadden wollte die Überweisungen bei der US-Regierung anzeigen. Manager in der Vermögensverwaltung der Bank - die Trump zuvor über Jahre hunderte Millionen Dollar geliehen hatte - hätten ihre Bedenken aber beiseite gewischt und die Warnungen nicht weitergeleitet, schreibt die "NYT". Um eine unabhängige Prüfung zu gewährleisten seien solche Berichte normalerweise eigentlich von Vorgesetzten außerhalb der Abteilung geprüft worden, in der die Transaktionen stattfanden. Bei Trump machte die Deutsche Bank offenbar eine Ausnahme.

"Man präsentiert ihnen alles, man gibt ihnen eine Empfehlung, und nichts passiert. Das ist die Art der Deutschen Bank. Sie neigen dazu, einfach alles abzutun", zitiert das Blatt McFadden, die zehn Jahre lang für das Geldhaus in Jacksonville in Florida als Compliance-Mitarbeiterin gearbeitet hat und 2018 entlassen wurde. "Sie haben versucht, mich zum Schweigen zu bringen. Ich bin mit mir im Reinen, weil ich das Richtige getan habe".

Ein Spezialteam aus Geldwäscheexperten in Florida soll laut der Zeitung nach der Amtseinführung auf mehrere verdächtige Transaktionen von Trump-Firmen gestoßen sein. Auch diese Berichte seien nicht weitergeleitet worden. Führungskräfte hätten den frisch gebackenen US-Präsidenten nicht verärgern wollen, schreibt die "NYT" unter Berufung auf Deutsche-Bank-Mitarbeiter.

Die Deutsche Bank will sich auf Anfrage von n-tv.de zu detaillierten Fragen "aus juristischen Gründen" nicht äußern. Sie weist die Vorwürfe lediglich allgemein zurück: "Zu keiner Zeit wurde ein an der Prüfung beteiligter Mitarbeiter daran gehindert, als potenziell verdächtig eingestufte Aktivitäten zu melden. Darüber hinaus ist der Vorwurf, dass jemand versetzt oder entlassen wurde, um Bedenken in Bezug auf einen Kunden zu unterdrücken, kategorisch falsch."

Nicht die ersten dubiosen Geldwäsche-Praktiken

Für das Weiße Haus ist der Bericht politischer Sprengstoff. Er macht deutlich, dass der amtierende US-Präsident offensichtlich etwas zu verbergen hat. Denn in ihren Auskunftsersuchen an die Deutsche Bank, die Trump gerichtlich zu blockieren versucht, verlangen die Abgeordneten ausdrücklich die Übergabe "jeglicher Dokumente bezüglich der Überwachung, Identifikation und Einschätzung möglicher verdächtiger Aktivitäten" zwischen Donald Trump, seiner Familie und seinen Firmen und "ausländischen Privatpersonen, Rechtsträgern und Regierungen" - also genau der Berichte, die die Bank vor den Geldwäsche-Kontrolleuren verheimlicht haben soll.

Und auch der Druck auf die Deutsche Bank selbst wächst. Die Enthüllungen von McFadden und anderen Ex-Mitarbeitern zeichnen ein verheerendes Bild von den Compliance-Praktiken des Geldhauses: Die Geldwäsche-Experten in Florida sollen von ihren Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden sein, verdächtige Transaktionen möglichst schnell zu prüfen. Manager hätten die Mitarbeiter angewiesen, keine Berichte über prominente Russen und politisch exponierte Personen einzureichen, schreibt die "NYT". McFadden habe sich darüber beschwert, dass dutzende schwerreiche und hochrangige Kunden in der Vermögensverwaltung der Bank nicht kritisch genug geprüft würden. Ihre Vorgesetzten hätten ihr gesagt, sie solle aufhören Fragen zu stellen.

Gut möglich, dass sich deshalb auch die Aufseher in den USA bald erneut für die Geldwäsche-Praktiken der Deutschen Bank interessieren. Denn sie steht nicht zum ersten Mal wegen dubioser Russland-Connections in der Kritik: Weil sie russischen Oligarchen half, über Spiegelgeschäfte fast zehn Milliarden Dollar zu waschen, hatten Aufseher in den USA und Großbritannien die Bank zu rund 600 Millionen Dollar Strafe verdonnert und ihr strengere Kontrollen verordnet. In Deutschland wacht seit kurzem sogar ein Sonderprüfer der Bafin über die Bank. Für die dänische Danske-Bank, die über ihre estnische Filiale systematisch russisches Schwarzgeld in die EU schleuste, wickelte sie rund 80 Prozent der Zahlungen ab, bis sie die Geschäftsbeziehung 2015 plötzlich kappte. Ihre Verbindungen zu Trump dürfte die Deutsche Bank nicht so einfach lösen können.

Quelle: ntv.de

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