Wirtschaft

Zwei Jahrzehnte Finanzdeals Die Trump-Geheimnisse der Deutschen Bank

Donald Trump und die Deutsche Bank waren über Jahre eng verbunden. Kommen ihre Geheimnisse nun ans Licht?

Donald Trump und die Deutsche Bank waren über Jahre eng verbunden. Kommen ihre Geheimnisse nun ans Licht?

(Foto: REUTERS)

US-Ermittler und der Kongress wollen die Deutsche Bank zwingen, brisante Unterlagen über ihre jahrelangen Geschäfte mit dem US-Präsidenten herauszurücken. Der klagt dagegen: Die Informationen könnten strafrechtlich gefährlich für ihn werden.

Als Donald Trump im Januar 2017 zum US-Präsidenten vereidigt wurde, saß im VIP-Bereich vor dem US-Kapitol eine zierliche Dame in einem weißen Parka: Rosemary Vrablic. Kaum einem Journalisten war damals klar, welchen Anteil sie an Trumps Erfolg hatte. Und kaum einem Beobachter war die Szene überhaupt aufgefallen, bis die "New York Times" (NYT) sie im März in einem Bericht über die Geschäftsbeziehung zwischen Deutschlands größtem Geldhaus und dem mächtigsten Mann der Welt enthüllte.

Rosemary Vrablic war über Jahre Trumps Betreuerin bei der Deutschen Bank. Sie war die wichtigste Treiberin in der brisanten Beziehung, die Deutschlands größtes Geldhaus über fast zwei Jahrzehnte zum heutigen US-Präsidenten unterhielt. Die Deutsche Bank soll Trump und seinem Imperium laut "NYT" insgesamt über zwei Milliarden Dollar geliehen haben. Laut offiziellen Transparenzberichten schuldet er den Frankfurtern immer noch mindestens 130 Millionen Dollar.

Keine andere Bankerin dürfte die finanziellen Verhältnisse des US-Präsidenten daher besser kennen als Vrablic. Dadurch weiß auch kein anderes Geldhaus mehr über Donald Trumps geschäftliche Machenschaften als die Deutsche Bank. Beide sind deshalb längst im Visier von US-Ermittlern und Kongress. Die Demokraten im Abgeordnetenhaus fordern von dem Institut die Herausgabe einer langen Liste von Dokumenten zu ihrer Geschäftsbeziehung mit Trump.

Die Deutsche Bank will das Auskunftsersuchen erfüllen: Man wolle "angemessene Informationen für alle autorisierten Ermittlungen bereitstellen", teilte eine Sprecherin mit. Laut "CNN" soll das Geldhaus vergangene Woche begonnen haben, erste Unterlagen zu übergeben. Deshalb versuchen Donald Trump sowie seine drei ältesten Kinder Ivanka, Eric und Donald Jr. nun die Herausgabe per Klage zu blockieren. Denn die Informationen, die in den Unterlagen schlummern, könnten Trump nicht nur politisch beschädigen. Sie könnten den US-Präsidenten auch strafrechtlich in Gefahr bringen.

Milliardenkredite trotz massiver Warnsignale

Über fast zwei Jahrzehnte ergänzten sich die Interessen der Deutschen Bank mit denen von Donald Trump: Das deutsche Geldhaus brauchte für sein Wachstum in den USA prominente Kunden aus der Immobilienszene. Und Trump einen Geldgeber, der ihn weiter versorgte, als ihn wegen seiner Pleiten in den 90er- Jahren keine US-Bank mehr finanzieren wollte. Beide sind an der Wall Street faktisch Nachbarn: Die New Yorker Filiale der Deutschen Bank, Hausnummer 60, liegt nur einen Steinwurf vom Trump Building, Hausnummer 40, entfernt.

Trotz deutlicher Warnsignale hielt die Deutsche Bank Trump über Jahre die Treue: 2003 verkaufte sie laut "NYT" ihrem Kunden eine Anleihe für seine Kasinos, die Trump ein Jahr später platzen ließ. 2005 liehen ihm die Investmentbanker trotzdem mehr als 500 Millionen Dollar für einen Wolkenkratzer in Chicago. Auch diesen Kredit ließ Trump, der durch die Finanzkrise in finanzielle Bedrängnis geraten war, platzen und verklagte die Deutsche Bank 2008 sogar.

Die Investmentbanker lösten daraufhin alle Verbindungen zu Trump. Dafür sprang ab sofort die Vermögensverwaltung ein, die superreiche Privatkunden wie Trump betreute und expandieren wollte. Sie gab Trump sogar neue Kredite, um seine Altschulden bei den Investmentbankern abzuzahlen. Verantwortlich für die Kredite soll laut dem Blatt vor allem eine gewesen sein: Rosemary Vrablic, die für die Deutsche Bank auch Trumps Schwiegersohn und heutigen Berater Jared Kushner betreute.

Mehr als 300 Millionen Dollar sollen unter Vrablics Ägide an Trump geflossen sein, unter anderem für die alte Postfiliale in Washington, die Trump inzwischen zu einem Luxushotel umgebaut hat, in dem regelmäßig ausländische Diplomaten absteigen, um sich die Gunst des US-Präsidenten zu sichern. Vrablic überwand dafür offenbar mehrfach interne Widerstände  bei der Deutschen Bank: Im Februar 2013 soll sich laut dem Blatt der spätere Bankchef Anshu Jain zusammen mit Vrablic sogar persönlich mit Trump zum Mittagessen getroffen haben.

Kreditbetrug und Russland-Deals

Die Aufzeichnungen der Deutschen Bank über diese Kredite könnten für Trump gefährlich werden, weil sie beweisen sollen, dass er sein Vermögen offenbar willkürlich manipuliert hat, je nachdem wie es ihm gerade passte: "Präsident Trump hat sein Vermögen aufgebläht, wenn es seinen Zwecken diente, und es kleingerechnet, um seine Immobiliensteuern zu verringern", belastete Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen seinen ehemaligen Chef Ende Februar vor dem US-Kongress. Laut Ex-Managern der Bank soll Trump einige seiner Immobilien um bis zu 70 Prozent überbewertet haben, schreibt die "NYT".

Dass Trump sich reicher gemacht hat, als er wirklich ist, wäre für ihn in erster Linie politisch peinlich: Seit dem ersten Tag seiner Wahlkampagne lässt sich Trump als erfolgreicher Immobilienmogul feiern. Gleich bei seiner ersten Rede wedelte er wie besessen mit einem Schreiben seiner Wirtschaftsprüfer, die ihm ein angebliches Vermögen von fast neun Milliarden Dollar bescheinigten. Deshalb versucht Trump nicht nur die Deutsche Bank, sondern auch seine Wirtschaftsprüfer per Klage an der Herausgabe von Unterlagen zu hindern. Und Finanzminister Steve Mnuchin sperrt sich unter Verletzung der Gesetze dagegen, Trumps Steuerbescheide an den Kongress auszuhändigen.

Womöglich waren Trumps Manipulationen sogar kriminell, weil er sich damit Kredite bei der Deutschen Bank erschleichen wollte: Das wäre als Bankbetrug potentiell strafbar. Konkret geht es um ein Darlehen, das Trump 2014 bei der Deutschen Bank beantragt hat, um das NFL-Team Buffalo Bills zu kaufen. Mit den Finanzunterlagen, die er damals einreichte, soll Trump laut seinem Ex-Anwalt Cohen sein Vermögen bewusst aufgebläht haben.

Darin behauptet Trump, ein Vermögen von rund 8,7 Milliarden Dollar zu besitzen. Allein seine Marke sei gigantische vier Milliarden Dollar wert. Auch die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James hat nach Cohens Aussage Ermittlungen eingeleitet und die Unterlagen der Deutschen Bank zu den Trump-Krediten angefordert.

Und dann ist da noch die Frage, woher das Geld für Trumps Kredite kam - und was mit ihnen passierte. Auch Sonderermittler Robert Mueller soll im Zuge seiner Untersuchung der Russland-Verbindungen des Trump-Teams Dokumente der Deutschen Bank angefordert haben. Trumps Anwalt Jay Sekulow hat das dementiert.

Ein Grund für die angebliche Anfrage soll laut "Reuters" gewesen sein, ob die Deutsche Bank ihre Trump-Kredite womöglich an russische Banken weiterverkauft hat. Dann hätte der Kreml womöglich ein finanzielles Druckmittel gegenüber dem US-Präsidenten gehabt. Die Ermittler interessierten sich damals offenbar auch dafür, ob die Trump-Kredite mit den Geldwäscheskandalen in Verbindung stehen, in die die Deutsche Bank verwickelt ist. Sie soll russischen Kriminellen und Oligarchen im Putin-Umfeld geholfen haben, Milliarden aus Russland zu schleusen und hat dafür 2017 hunderte Millionen Dollar Strafe gezahlt. Sollten ihre Unterlagen dem US-Kongress ausgehändigt werden, dürften sich diese Fragen nun klären lassen.

Quelle: ntv.de

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