Wirtschaft

Mit schweren Verlusten verbunden Bundesbank warnt vor zu schneller Abkopplung von China

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Im brandenburgischen Ludwigsfelde liegen in China produzierte Batterien für die Fertigung unter anderem von Bussen bereit.

Im brandenburgischen Ludwigsfelde liegen in China produzierte Batterien für die Fertigung unter anderem von Bussen bereit.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Deutschland will seine wirtschaftliche Abhängigkeit von China reduzieren. Wenn dies abrupt passieren würde, käme es hierzulande zu schweren Verwerfungen, warnt die Bundesbank in einer Studie. Die deutsche Wirtschaft würde erheblich getroffen. Es gäbe aber Auswege.

Eine abrupte wirtschaftliche Loslösung von China würde nach einer Analyse der Bundesbank die deutsche Wirtschaft hart treffen. Sollte es zu einer plötzlichen massiven Verschlechterung der Wirtschaftsbeziehungen mit China kommen, würden gravierende wirtschaftliche Verwerfungen drohen, schreibt die Bundesbank in einer Analyse, die in ihrem Monatsbericht Januar erscheinen wird. "Allerdings wäre selbst ein geordneter Rückzug aus China mit erheblichen Verlusten verbunden." Risiken bestünden auch für die Stabilität des deutschen Finanzsystems. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Bundesbank mit der Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China beschäftigt.

Laut Bundesbank exportierte Deutschland im Jahr 2022 Waren im Wert von 107 Milliarden Euro nach China. Auf das Land entfielen sieben Prozent der gesamten Warenexporte, womit China das viertwichtigste Abnehmerland der deutschen Wirtschaft war. 2022 kamen 13 Prozent der deutschen Warenimporte aus China. Das asiatische Land war damit laut Bundesbank "der wichtigste ausländische Lieferant Deutschlands." Bedeutende Risiken bestehen der Bundesbank zufolge auch für deutsche Banken angesichts hoher Forderungen gegenüber Unternehmen, die in China investiert sind. Ende 2022 lagen diese Forderungen bei rund 220 Milliarden Euro.

Eine Wirtschaftskrise in China würde laut Bundesbank daher erhebliche Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft haben. Die Wirtschaftsleistung (BIP) könnte im ersten Jahr 0,7 Prozent niedriger ausfallen, im zweiten Jahr knapp ein Prozent.

Viele Vorprodukte kommen aus China

Eine Abkopplung würde laut Bundesbank besonders die deutsche Industrie schwer treffen. In China engagierte Großkonzerne könnten dann einen substanziellen Teil ihrer Umsatz- und Gewinnbasis verlieren. "Weitaus größer ist der Kreis der Unternehmen, die direkt oder indirekt von kritischen Vorleistungsgütern aus China abhängen." Zu solchen Gütern zählten etwa elektrotechnische Vorprodukte wie Akkus und Batterien, Rohstoffe wie Seltene Erden, aber auch bei pharmazeutischen Wirkstoffen wie Antibiotika bestehe eine hohe Abhängigkeit. Ausbleibende Lieferungen könnten kurzfristig gravierende Produktionsausfälle bewirken. Auch nachgelagerte Produktionsstufen wären betroffen. "Insgesamt würden die gesamtwirtschaftlichen Einbußen die Kosten der weitreichenden Abkopplung von Russland wohl klar in den Schatten stellen."

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Auch das Finanzsystem ist laut Bundesbank potenziell gefährdet. Sollte es zu einer weitreichenden Störung der Wirtschaftsbeziehungen mit China kommen, wären die Forderungen der Banken gegenüber Unternehmen und Sektoren betroffen, die stark von China abhängen. Die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten würde steigen. Zudem sei mit weiteren Belastungen für das Finanzsystem zu rechnen, etwa in Folge eines Vertrauensverlusts auf den Finanzmärkten rund um den Globus.

Unternehmen und Politik sollten aus Sicht der deutschen Notenbank weiter Anstrengungen unternehmen, "um Risiken zu reduzieren und die Resilienz der deutschen Volkswirtschaft zu stärken." Die Bundesbank sprach sich für eine Stärkung der internationalen Handelsordnung sowie für regionale Freihandelsabkommen aus. Die China-Strategie der Bundesregierung weise in die richtige Richtung. Gleiches gelte für Maßnahmen der EU-Kommission, um die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu verringern. Banken sollten zudem indirekte Verwundbarkeiten im Blick behalten.

Quelle: ntv.de, als/rts

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