Anleger in Lauerstellung Fed und Bilanzen trüben Stimmung an der Wall Street
19.04.2023, 22:54 Uhr Artikel anhören
Zufriedenheit sieht anders aus.
(Foto: REUTERS)
Zur Wochenmitte schließen die US-Börsen wenig verändert. Die Anleger halten sich zurück. Durchwachsene Firmenbilanzen sorgen für wenig Begeisterung und auch die zukünftige Geldpolitik der Notenbank Fed bereitet Kopfzerbrechen. Es gibt aber auch klare Gewinner des Handelstages.
Durchwachsene Konzernbilanzen und Sorgen über die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed haben die Stimmung an der Wall Street zur Wochenmitte getrübt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,2 Prozent tiefer bei 33.897 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 notierte hingegen kaum verändert bei 4154 Stellen. Die Technologiebörse Nasdaq stagnierte ebenso bei 12.163 Stellen.
Die mit Spannung erwarteten Zahlen und Prognose von Netflix, die am Dienstagabend nach einer Reihe Bankbilanzen den Beginn der Berichtssaison bei US-Technologieriesen eingeläutet hatten, haben die Investoren nicht begeistert. Der Streaming-Dienst erwartet für das zweite Quartal einen Gewinn leicht unter den Prognosen der Experten. "Der Konsens bei den amerikanischen Unternehmen ist, dass wir jetzt gute Zeiten haben, aber härtere Zeiten vor uns liegen", sagte Brian Jacobsen, Stratege beim Vermögensverwalter Allspring Global Investments.
Auch ein Gewinnrückgang bei der US-Großbank Morgan Stanley drückte die Stimmung der Anleger. Zudem schürten weiter prozentual zweistellig steigende Preise in Großbritannien trotz des straffen Zinskurses der Bank of England neue Sorgen um die weitere Strategie der Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation. Mit 10,1 Prozent blieb die britische Verteuerungsrate die höchste in Westeuropa. "Diese Entwicklung wertet auch die jüngsten Rückgänge in den Inflationsraten der USA und der Euro-Zone ab", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.
Die US-Wirtschaftstätigkeit hat sich der Notenbank Fed zufolge in den vergangenen Wochen kaum verändert. Auch die Erwartungen für das künftige Wachstum blieben größtenteils unverändert, teilte die Fed in ihrem Konjunkturbericht "Beige Book" mit. Die Erhebung lief bis zum 10. April und fußt auf Umfragen und Interviews in zwölf Bezirken. Das Wachstum am Arbeitsmarkt habe sich etwas abgeschwächt und der Preisanstieg habe sich verlangsamt, hieß es zudem. Mehrere Fed-Bezirke stellten dem Bericht zufolge zudem fest, dass die Banken ihre Kreditvergabestandards verschärft haben. Grund dafür sei die gestiegene Unsicherheit in der Branche.
Nachfrage nach Rohöl sinkt
Die Erwartung weiter steigender Zinsen schob die US-Währung an. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber anderen wichtigen Devisen misst, gewann bis 0,23 Prozent auf 101,96 Punkte. Das machte das in Dollar gehandelte Rohöl teurer für Investoren in anderen Währungsräumen und drückte damit die Nachfrage. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund zwei Prozent auf 82,95 beziehungsweise 78,99 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Damit bauten sie ihre Gewinne seit der Anfang April angekündigten Opec-Förderkürzung ab. "Wir sind der Meinung, dass sich der Markt nach den Opec-Förderkürzungen zu sehr auf die Angebotsseite der globalen Ölgleichung konzentriert hat und dass die weltweite Ölnachfrage deutlich schwächer ist, als allgemein angenommen wird", schrieben die Experten der Energie-Beratungsfirma Ritterbusch.
Wie der Handelstag auf dem Frankfurter Parkett verlief, können Sie in unserem Börsen-Tag nachlesen.
Bei den Einzelwerten fokussierten sich Investoren auf die Finanzberichte der Unternehmen. So verlor Netflix 3,2 Prozent. Ergebnisse über Erwartungen beflügelten dagegen die Papiere von Western Alliance und den meisten anderen US-Regionalbanken. Western Alliance sprangen um 21 Prozent auf 39,35 Dollar. Vor fünf Wochen waren die Papiere im Zuge des damaligen Banken-Bebens noch bis auf 7,46 Dollar abgesackt. Die Rivalen PacWest, Zions und First Republic gewannen am Mittwoch ebenfalls deutlich hinzu.
Enttäuschende Zahlen drückten dagegen Fulton um 2,7 Prozent ins Minus. Weitere Preissenkungen setzten Tesla im Vorfeld der nach Börsenschluss vorgelegten Quartalszahlen zu. Die Titel fielen um zwei Prozent. Die Konkurrenten Rivian und Lucid verloren in ihrem Sog ebenfalls. Nach Preisabschlägen in Asien und Deutschland hat Tesla auch in den USA die Preise für ihr Model Y und Model 3 nach Angaben auf der Konzern-Website um 3000 beziehungsweise 2000 Dollar gekappt. Experten erwarten, dass dies Gewinnmargen in der Branche stark unter Druck setzen könnte.
Quelle: ntv.de, fzö/rts