"Aussichten leider nicht rosig" IWF bereitet auf nächste Kappung der Prognose vor
16.07.2022, 18:11 Uhr
Der Himmel über Bali "ist rosiger" als die Aussichten für die Weltwirtschaft, sagt IWF-Chefin Georgiewa. Sie sieht die vordringliche Aufgabe der Politik darin, die Inflation zu senken.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Ukraine-Krieg, Inflation, Lieferketten-Engpässe: Die Bremsspuren in der Weltkonjunktur sind unübersehbar. Der IWF will deshalb die Wachstumserwartungen im Juli noch einmal drosseln. "2022 wird hart und 2023 könnte noch schlimmer werden", warnt Fonds-Chefin Georgiewa.
Der Internationalen Währungsfonds (IWF) will die globale Wachstumsprognose erneut senken. "Ich wünschte, die Aussichten für die Weltwirtschaft wären so rosig wie der Himmel auf Bali, aber leider ist das nicht der Fall", sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa angesichts des Treffens der Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) auf Bali. Die neue Prognose soll Ende Juli vorgestellt werde und ein langsameres Wachstum für die Jahre 2022 und 2023 prognostizieren.
Der Krieg in der Ukraine habe sich verschärft und übe zusätzlichen Druck auf die Rohstoff- und Lebensmittelpreise aus, führte Georgiewa aus. Gleichzeitig verschärften sich globalen Finanzbedingungen stärker als bisher angenommen.
Die anhaltenden pandemiebedingten Unterbrechungen und erneuten Engpässe in den globalen Lieferketten belasteten die Wirtschaftstätigkeit. Wichtig sei es, dass die Länder alles in ihrer Macht Stehende täten, um die Inflation zu senken, betonte die IWF-Chefin. Gelinge dies nicht, könnte dies den Aufschwung gefährden. "Die gute Nachricht ist, dass die Zentralbanken ihre Bemühungen verstärken."
"2023 könnte noch schlimmer werden"
Die IWF-Chefin bekräftigte damit ihre Aussagen der vergangenen Tage. In einem Blog warnte sie im Vorfeld des G20-Treffens, dass die Rezessionsrisiken für 2023 zunähmen. Georgiewa erinnerte auch daran, dass der IWF seine Wachstumsprognosen für beide Jahre bereits im April auf je 3,6 Prozent reduziert und angesichts der Abwärtsrisiken davor gewarnt habe, dass es noch schlimmer werden könnte.
Der Ukraine-Krieg führe zu mehr menschlichem Leid und hohen Rohstoffpreisen, die das Wachstum belasteten und die Ernährung von Hunderten Millionen armer Menschen gefährde: "Und das wird immer schlimmer", schrieb sie.
Weitere Unterbrechungen bei der Erdgasbelieferung Europas könnten viele Volkswirtschaften in eine Rezession stürzen und eine weltweite Energiekrise auslösen. "Es wird ein hartes Jahr 2022, und 2023 könnte noch härter werden - einschließlich eines erhöhten Rezessionsrisikos", so die IWF-Chefin.
Vor wenigen Tagen kommentierte sie die Krise ebenfalls mit starken Worten: Die Corona-Pandemie sei bereits eine "Krise wie keine andere" gewesen, nun betrete die Weltwirtschaft mit dem Krieg in Europa "noch schockierenderes Terrain". Wie stark der IWF seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum senken will, sagte die IWF-Chefin bislang nicht.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ