
Bei der Vorstellung von "Made in America"-Produkten nahm Donald Trump Deutschland aufs Korn.
(Foto: REUTERS)
Donald Trumps Pläne für eine Reform des Freihandelsabkommens Nafta zeigen: Die Verbalangriffe gegen Mexiko und Kanada sind heiße Luft. Viel wahrscheinlicher ist eine Handelsattacke auf Deutschland.
Wie hat Donald Trump vor seiner Wahl nicht gegen Nafta gewettert: Das Freihandelsabkommen sei "der schlechteste Deal aller Zeiten". Ein "totales Desaster". Als Präsident werde er so schnell wie möglich aussteigen. Dieses Versprechen hat Trump bereits nach drei Monaten im Amt kassiert. Stattdessen will er den Vertrag mit Mexiko und Kanada neu verhandeln. Doch die ersten Pläne für die Reform, die das Weiße Haus nun vorgelegt hat, zeigen einmal mehr: In der Trump-Regierung wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Von Strafzöllen, die Trump Mexiko noch im Januar angedroht hatte, ist keine Rede mehr. Von Trumps Rhetorik ist auf dem Papier nichts übrig geblieben: Der US-Präsident pocht bei der Nafta-Reform wie bisher darauf, die Handelsdefizite mit Mexiko und Kanada zu verringern. Doch das ist mehr ein frommer Wunsch als eine Forderung. Trumps Blaupause weicht kaum von der bisherigen US-Handelspolitik ab. Der einzige Punkt, der die Nafta-Partner noch erzürnen könnte: Trump will die Schiedsgerichte abschaffen, bei denen Mexiko und Kanada bisher gegen US-Zölle klagen können.
Ansonsten können beide Länder aufatmen: Trump hat verstanden, dass sie zu wichtig sind, als dass die USA einen Handelskrieg mit ihnen vom Zaun brechen könnten. Für Europa und Deutschland sind das nicht unbedingt gute Nachrichten. Denn nach dem verbalen Waffenstillstand mit Mexiko-Stadt und Ottawa dürfte Trump seine Attacken umso stärker auf Europa und Deutschland richten. Ein Handelskrieg mit ihnen wäre für die USA viel leichter zu verkraften.
Deutschland ist ideales Ziel für Handelskrieg
Mexiko, Kanada und China sind die wichtigsten Handelspartner der USA: Sie stehen jeweils für rund 15 Prozent der Warenströme zwischen den USA und der Welt. Auch Trump, der die Realität gerne als "fake news" abtut, kann die Fakten nicht ignorieren: Die USA können es sich nicht leisten, den Handel mit Mexiko und Kanada zu stören, in dem sie sich aus dem Nafta-Abkommen verabschieden.
Millionen Jobs hängen an den endlosen LKW-Kolonnen, die täglich mit Waren über den Rio Grande und durch nordamerikanische Wälder pendeln. Zu viele US-Firmen haben Teile ihrer Produktion nach Mexiko und Kanada verlagert. Neue Zollmauern würden diese Lieferketten zerstören - und die Arbeitsplätze in den USA. Ein Nafta-Austritt wäre ein "Schock für das System" hatte Trump schon im Frühjahr bekannt.
Deutschland und die EU dagegen sind für Trumps populistischen Protektionismus ein viel lohnenderes Ziel: Berlin ist nach den aktuellsten Zahlen des US-Zensusbüros für das viertgrößte Handelsdefizit, gleichzeitig aber nur für knapp über vier Prozent des Handels der USA verantwortlich. Die Bundesrepublik ist wichtig genug, um ein Ziel abzugeben, auf das es sich für Trump lohnt einzuprügeln, aber nicht groß genug, um der US-Wirtschaft in einem Handelskrieg ernsthaften Schaden zuzufügen.
Kampfansage an Berlin
Schon kurz vor seinem Amtsantritt wetterte Trump gegen BMW und drohte deutschen Autobauern mit Strafzöllen. Handelsminister Ross bereitet schon seit Monaten Strafzölle auf Stahlimporte aus China und Europa vor, weil sie angeblich die nationale Sicherheit gefährden. Brüssel werkelt im Gegenzug an Vergeltungsmaßnahmen für Whisky, Milchprodukte und Orangensaft aus den USA.
Seine im Juni geplante Deutschland-Reise sagte US-Handelsminister Ross vor wenigen Wochen in letzter Minute plötzlich ab, ohne einen Grund zu nennen. Im Weißen Haus stellt Trump in dieser Woche dafür Produkte vor, die "Made in America" sind. Die Bühne bei der Roadshow nutzte der US-Präsident am Montag für eine Kampfansage: "Wenn man den Erfolg anderer Länder sieht, sogar in Europa, wenn man einige dieser Länder sieht - und eines im Besonderen - es ist nicht fair gegenüber den Vereinigten Staaten".
Quelle: ntv.de