Wirtschaft

Auswirkungen des Wahlsiegs Trumps Zollplan könnte Deutschland 33 Milliarden Euro kosten

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Knapp zehn Prozent der deutschen Exporte gehen in die USA.

Knapp zehn Prozent der deutschen Exporte gehen in die USA.

(Foto: picture alliance/dpa)

Donald Trump zieht im Januar zum zweiten Mal nach 2017 ins Weiße Haus ein. Der Republikaner gewann die US-Präsidentschaftswahl gegen die Demokratin Kamala Harris. Was bedeutet das für die deutsche Wirtschaft?

Was droht der deutschen Wirtschaft?

Trump hat Strafzölle von 10 oder 20 Prozent auf alle Importe aus der EU ins Spiel gebracht, also auch auf Waren aus Deutschland. Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft wäre das fatal, sind die Vereinigten Staaten doch ihr größter Kunde: 2023 wurden Güter im Wert von 157,9 Milliarden Euro in die USA exportiert, was 9,9 Prozent der deutschen Ausfuhren entspricht.

Was wären die Folgen?

Sollte ein Zoll von 20 Prozent kommen, würde das allein für Deutschland einen wirtschaftlichen Schaden von 33 Milliarden Euro bedeuten, rechnet das Ifo-Institut vor. Die deutschen US-Exporte dürften um etwa 15 Prozent einbrechen. Zusätzlich könnten auch noch die Ausfuhren nach China um zehn Prozent sinken, weil die Exporte der Volksrepublik in die USA massiv zurückgehen und dort die Konjunktur dämpfen dürften. Trump erwägt hier sogar einen Zoll von 60 Prozent.

Welche Branchen wären besonders betroffen?

Für einige Branchen ist die Bedeutung der Vereinigten Staaten als Absatzmarkt besonders groß. So ging im vergangenen Jahr knapp ein Viertel aller deutschen Pharma-Exporte in die USA. Von den exportierten Maschinen wurden im Vorjahr gut 13 Prozent in die USA ausgeführt, bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen waren es 12,6 Prozent und bei sonstigen Fahrzeugen knapp 13 Prozent.

Was bedeutet Trumps Handels- und Steuerpolitik für Deutschland?

Um Zölle zu umgehen, könnten sich mehr deutsche Unternehmen in den USA ansiedeln oder ihre Standorte dort ausbauen. Hinzu kommt, dass dort Energiepreise und Steuern deutlich niedriger sind. Trump will den Körperschaftsteuersatz für Unternehmen, die ihre Produkte in den USA herstellen, von 21 auf 15 Prozent senken. Zum Vergleich: In Deutschland liegt er inklusive Gewerbesteuer bei durchschnittlich knapp 30 Prozent, so die Commerzbank. Der Druck auf eine Verlagerung der Produktion in die Vereinigten Staaten werde "enorm groß", warnt die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Schon jetzt sind dort mehr als 6000 deutsche Unternehmen aktiv. Dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zufolge haben sie dort 658 Milliarden Dollar investiert.

Was bedeutet das für die Inflation?

Die hat sich gerade erst wieder beruhigt. Aktuell liegt die deutsche Teuerungsrate mit zwei Prozent auf dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Höhere US-Zölle dürften einen stärkeren US-Dollar nach sich ziehen, was wiederum die Importe in den Euroraum verteuern dürfte, denn viele Produkte werden in der Weltleitwährung abgerechnet. "Außerdem ist zeitverzögert ab 2026 mit Gegenzöllen der EU zu rechnen, die die Verbraucherpreise hierzulande ebenfalls erhöhen", sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. In der Summe könnte die Inflation im Euroraum und in Deutschland im Jahr 2026 um bis zu einem halben Prozentpunkt höher ausfallen. Die Folge: Die EZB könnte wegen steigender Inflationsrisiken auf die eine oder andere Zinssenkung verzichten.

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Wie sollte Deutschland reagieren?

Der Industrieverband BDI verweist auf die Optionen der EU-Kommission: Diese könnte ihrerseits Gegenmaßnahmen wie neue Zölle einleiten. "Zugleich muss Europa Flexibilität und Offenheit für ausgewogene Kompromisse zeigen und den USA Vorschläge machen, wie beidseitige Zölle vermieden werden können und stattdessen die Zusammenarbeit zum beiderseitigen Nutzen vertieft werden kann", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass erfolgreiche Vereinbarungen und Abkommen mit Trump möglich sind." Die wirtschaftlichen Verflechtungen über den Atlantik seien in den vergangenen Jahren enger geworden. Dies berge großes Potenzial für eine vertiefte Zusammenarbeit, etwa bei Regulierungsfragen und technischen Standards oder auch bei der Resilienz von Lieferketten. Das Ifo-Institut rät Deutschland und der EU dazu, die Zusammenarbeit mit einzelnen US-Bundesstaaten zu verstärken.

Quelle: ntv.de, als/rts

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