Hell forscht am besseren Durchblick Chemie-Nobelpreis geht nach Deutschland
08.10.2014, 11:58 Uhr
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an Stefan Hell aus Göttingen sowie an die US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner. Hell hat ein Mikroskopieverfahren entwickelt, das schärfer ist als man es prinzipiell für möglich hielt.
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an Stefan Hell in Göttingen sowie an Eric Betzig und William Moerner aus den USA. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit.
Hell hat ein besonderes Mikroskopieverfahren entwickelt, mit dem sich die herkömmliche Auflösung im Fluoreszenz-Lichtmikroskop steigern lässt. Die Preisvergabe an ihn hat Hell völlig überrascht. "Ich konnte es nicht glauben", sagte Hell nach der Bekanntgabe in Stockholm am Telefon während der Pressekonferenz. "Glücklicherweise habe ich die Stimme von Staffan Normark wiedererkannt, deshalb habe ich realisiert, dass es wahr ist. Aber ich habe eine Weile gebraucht, das zu realisieren."
Begrenzung genial umgangen
Der Ständige Sekretär der schwedischen Wissenschaftsakademie hatte dem deutschen Preisträger die Nachricht vor der offiziellen Verkündung überbracht. "Lange Zeit wurde die optische Mikroskopie von einer vermuteten Begrenzung aufgehalten: Dass sie nie eine bessere Auflösung haben kann als die Wellenlänge von Licht", erklärte das Nobelpreiskomitee. "Mit Hilfe fluoreszierender Moleküle haben die Chemie-Nobelpreisträger von 2014 dies auf geniale Weise umgangen. ... Ihre bahnbrechenden Arbeiten haben die optische Mikroskospie in die Nanodimension geführt."
Hilfreich im Kampf gegen Krankheiten

Betzig erfuhr während seines Aufenthalts am Helmholtz-Zentrum in Neuherberg bei München, wo er einen Vortrag hielt, vom Nobelpreis-Gewinn.
(Foto: dpa)
Die Arbeiten der Forscher helfen Wissenschaftlern nach Angaben der Jury dabei, "das Innere der Wand eines Moleküls in lebenden Zellen sichtbar zu machen". Lange Zeit war es nicht möglich gewesen, lebende Zellen bis ins kleinste Detail zu erforschen. Die diesjährigen Nobelpreisträger haben dies geändert: Hell entwickelte das Sted-Mikroskop (Stimulated Emission Depletion), während der 54-jährige Betzig und der 61 Jahre alte Moerner die monomolekulare Mikroskopie entwickelten. Diese Erfindungen sind hilfreich bei der Erforschung von Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer und Huntington.
Stefen Hell wurde 1962 in Arad, Rumänien, geboren. Er studierte Physik und habilitierte sich in diesem Fach. Seit 2002 ist er Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. 2003 wurde er außerdem zum Leiter der Abteilung "Hochauflösende Optische Mikroskopie" am Deutschen Krebsforschungszentrum an der Universität Heidelberg ernannt.
Die Bekanntgabe des Chemie-Nobelpreises ist nach Medizin und Physik die dritte im diesjährigen Reigen der Nobelpreise. Am Donnerstag folgt die Bekanntgabe des Trägers des Literaturnobelpreises. Am Freitag wird der mit besonderer Spannung erwartete Träger des Friedensnobelpreises verkündet. Am Montag kommender Woche wird der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften gekürt. Die feierliche Überreichung der Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Vergangenes Jahr hatten die drei in den USA arbeitenden Molekularchemiker Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel den Chemie-Nobelpreis für ihre Entwicklung von Computermodellen zur Voraussage chemischer Prozesse erhalten.
Quelle: ntv.de, asc/dpa/AFP/rts