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Mit den stärksten Muskeln im Körper Durch Kauen wird Strom erzeugt

Mit Kaugummi kann man nicht nur Blasen machen.

Mit Kaugummi kann man nicht nur Blasen machen.

(Foto: imago/Science Photo Library)

Kaugummis wurden nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland bekannt. Die schmackhafte Masse soll die Konzentration steigern und die Zähne reinigen. Durch das Kauen soll nun ein weiterer Effekt ausgelöst werden.

Leidenschaftliche Kaugummi-Kauer könnten ihrem Genuss künftig eine sinnvolle Note hinzufügen: Kanadische Wissenschaftler haben einen Kinngurt entwickelt, der beim Kauen Strom produziert. Der könne genutzt werden, um zum Beispiel Hörhilfen, elektronische Hörschutzgeräte oder Kommunikationsgeräte zu betreiben, berichten die Entwickler Aidin Delnavaz und Jérémie Voix von der École de technologie supérieure (ÉTS) in Montreal (Kanada) im Fachmagazin "Smart Materials and Structures". Bis zur Anwendungsreife sei es allerdings noch ein weiter Weg, derzeit reiche der Leistungspegel noch nicht für den Betrieb elektrischer Geräte aus.

Der Kinngurt besteht aus einer piezoelektrischen Verbundfaser, PFC abgekürzt. An piezoelektrischen Materialien entsteht eine elektrische Spannung, wenn sie verformt und bewegt werden. Die Forscher befestigten den Kinngurt an einem Paar elektrische Ohrenschützer. Dann baten sie Testpersonen, den Gurt anzulegen und für eine Minute Kaugummi zu kauen.

Die größte, beim Test-Kauen erzeugte Leistung lag bei etwa 18 Mikrowatt, berichten die Wissenschaftler. Früheren Untersuchungen zufolge liege die maximale Energieausbeute beim Kauen einer Mahlzeit bei etwa 7 Milliwatt. "Der Leistungspegel, den wie erreichen, ist kaum ausreichend, um ein elektrisches Gerät zu betreiben", sagt Mitentwickler Aidin Delnavaz. "Aber wir können die Energieerzeugung vervielfältigen, wenn wir den Kinngurt aus mehreren PFC-Lagen herstellen. 20 PFC Lagen mit einer Gesamtdicke von etwa sechs Millimetern wären zum Beispiel ausreichend, um einen intelligenten Gehörschutz mit 200 Mikrowatt Leistung zu betreiben."

Den Forschern zufolge kann ihr Gerät dazu beitragen, die Abhängigkeit von Batterien zu mindern und damit auch die Umwelt zu schonen. Allerdings sei das PFC-Material recht teuer. Ein mit dem Kinngurt betriebener Hörschutz rechne sich nach etwa drei Jahren. Der Kinngurt könne nicht nur beim Kauen, sondern auch beim Sprechen eingesetzt werden. Künftig wollen die Forscher auch eine Batterie in den Kinngurt integrieren.

Quelle: ntv.de, jze/dpa

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