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Gefährdete Sushi-Bestände Hoffnung für den Blauflossenthun

Sein rotes Fleisch ist bei Feinschmeckern begehrt und seine Existenz gefährdet: Die Rede ist vom Blauflossenthunfisch. Dem von Sushi-Liebhabern in aller Welt heiß begehrten Fisch wird seine Schmackhaftigkeit zum Verhängnis. Wissenschaftlern ist es jetzt gelungen, die bislang schwierige kommerzielle Zucht einen Schritt voranzutreiben.

Wissenschaftlerinnen vermessen einen Blauflossenthunfisch.

Wissenschaftlerinnen vermessen einen Blauflossenthunfisch.

Er schwimmt bis zu 80 Stundenkilometer schnell, bis auf 900 Meter tief herab und stößt bei seinen Wanderungen im Meer nie auf Hindernisse: der Atlantische Blauflossenthunfisch. Wissenschaftlern ist es nun gelungen, einige noch junge Blauflossenthunfische im Meer zu fangen und in vergleichsweise kleinen Wassertanks am Leben zu erhalten. Das berichtet das spanische Institut für Meereskunde (IEO) mit Sitz in Madrid. Damit sind die Forscher dem Ziel des EU-Programms SELFDOTT ein Stück näher gekommen, den Fisch in Aquakulturen kommerziell zu züchten.

Die Tiere – auch bekannt als Roter Thun – kommen im Nordatlantik, dem Mittelmeer und der Nordsee vor. Vor allem die Bestände des Mittelmeers sind durch jahrelange Überfischung stark bedroht. Das rote Fleisch des Tieres ist bei Feinschmeckern begehrt und wird etwa für Sushi verwendet.

Das Team um Fernando de la Gándara und Aurelio Ortega hatte junge Blauflossenthune (Thunnus thynnus) mit speziellen, wenig verletzenden Haken im Mittelmeer geangelt. Eine Gruppe der rund ein Kilogramm schweren Tiere wurde zunächst in Schwimmkäfigen an die Gefangenschaft gewöhnt, die andere direkt in einem Wassertank an Land gebracht. In der ersten Gruppe überlebten alle Fische, in der zweiten starb fast ein Drittel (30 Prozent).

Besser eingewöhnt?

In Japan zahlen Fischhändler teilweise mehr als 100.000 Euro für ein großes Exemplar dieses rotfleischigen Thunfischs, den sie größtenteils aus den EU-Staaten erhalten.

In Japan zahlen Fischhändler teilweise mehr als 100.000 Euro für ein großes Exemplar dieses rotfleischigen Thunfischs, den sie größtenteils aus den EU-Staaten erhalten.

Die Forscher gehen davon aus, dass sich die Jungfische in den Schwimmkäfigen bereits besser an ein Leben in Gefangenschaft gewöhnen konnten. Im Anschluss daran wurden auch sie über zwei Wochen in einem Wassertank gehalten und mit frischen Sardellen- und Sardinenstücken gefüttert. Das Experiment läuft weiter.

In Japan, Australien und den USA war es bereits gelungen, andere Thunfischarten in großen Becken zu halten. Ähnliche Versuche mit dem Atlantischen Thun waren jedoch stets gescheitert. Die spanischen Forscher führen die neuen Haltungserfolge auf verbesserte Fang- und Transporttechniken sowie auf die Verwendung größerer Becken zurück. Ortega und de la Gándara hatten bereits den Thunfisch-Verwandten Bonito erfolgreich über einen ganzen Lebenszyklus am Leben erhalten – also auch vermehrt.

Erst im August hatten die spanischen Fischexperten einen weiteren Erfolg gemeldet. Im Zuge des SELFDOTT-Projektes seien große Mengen vermehrungsfähiger Thunfischeier ohne zusätzliche Hormongabe gewonnen worden. Das natürliche Laichen in Gefangenschaft sei ein wichtiger Schritt zur kommerziellen Thunfischzucht und beweise die Anpassungsfähigkeit und Überlebensfähigkeit des Thunfischs.

Eier ohne Hormongabe

Die Forscher halten seit mehr als drei Jahren Blauflossen-Thune in einer Aquakultur vor der Küste des winzigen spanischen Ortes El Gorguel bei Cartagena am Mittelmeer. Bislang hatten sie dort nur nach künstlichen Hormongaben lebensfähige Fischeier gesammelt. Nun sei es gelungen, ohne zusätzliche Hormone mehr als zehn Millionen lebensfähige Eier an einem einzigen Tag zu gewinnen. Werde die Zucht zukünftig auch verstärkt kommerziell betrieben, könnte der Druck auf die gefährdeten Wildbestände spürbar nachlassen.

Ende November war abermals ein Versuch gescheitert, den Roten Thun durch strengere Fangquoten zu schützen. Auf der Konferenz der Internationalen Kommission für den Schutz des Atlantischen Thunfischs (ICCAT) wurde eine Senkung der jährlichen Thunfisch-Fangmenge um lediglich vier Prozent auf 12.900 Tonnen beschlossen – eine Reduzierung, die die internationale Meeresschutzorganisation Oceana als "geradezu lächerlich" kritisierte. Die Quote war 2009 um 8500 Tonnen auf 13.500 Tonnen (im laufenden Jahr) gekürzt worden.

Quelle: ntv.de, dpa

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