Wissen

Wenn der Jäger hervorbricht Männer können besser zuhören

Bei einem "Silent Concert" in Köln.

Bei einem "Silent Concert" in Köln.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist ein altes Klischee, dass Männer nicht zuhören können. Wissenschaftler können nun beweisen, dass Männer tatsächlich besser hören können als Frauen. Zumindest beim "Cocktailpartyphänomen" schneiden sie besser ab. Die Ursache könnte ein Überbleibsel aus der Zeit der Jäger und Sammler sein.

Die Meinung, dass Männer nicht zuhören können, ist weit verbreitet. Wissenschaftler des Universitätsklinikum Tübingen können nun beweisen, dass sie es besser können als Frauen. Mit dem "Cocktailpartyphänomen" haben die Forscher das räumliche Hörvermögen von 20 Männern und 20 Frauen getestet. Dabei schnitten die Männer wesentlich besser ab. Die Ursache dafür stammt wohl aus der Zeit der Jäger und Sammler.

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder konzentriert sich ganz auf das, was ihm seine Frau ins Ohr flüstert.

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder konzentriert sich ganz auf das, was ihm seine Frau ins Ohr flüstert.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vielen Frauen kommt es so vor, als hätten ihre Männer Klappen auf den Ohren, die sie willentlich hoch- und runterklappen können. Vor allem, wenn es um ungeliebte Dinge wie das Entleeren des Mülleimers oder das Zusammenfalten der Wäsche geht. Tatsächlich können Männer jedoch aus vielen Geräuschen heraushören, aus welcher Richtung ein bestimmter Ton kommt. Das haben Forscher der Neurologischen Klinik und des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung am Universitätsklinikum Tübingen mit Hilfe des so genannten "Cocktailpartyphänomens" herausgefunden.

Das "Cocktailpartyphänomen"

"Wer sich auf einer gutbesuchten Party unterhalten will, der muss sich sehr auf das Gesagte seines Gegenübers konzentrieren", erklärt Ida Zündorf den Versuchsaufbau der Studie in einem Gespräch mit n-tv.de. Für die Untersuchung stellten sie insgesamt 40 Probanden in einen kleinen Schallschutzraum mit fünf Lautsprechern, die in einem Halbkreis angeordnet waren. Aus jedem Lautsprecher kam gleichzeitig ein anderes Alltagsgeräusch. "Wir hatten als Geräusche das Hundebellen, Babygeschrei, einen lachenden Mann, Telefonläuten und den Schlag einer Kuckucksuhr ausgesucht. Also alles bekannte Geräusche", erzählt Zündorf. Die Aufgabe der Männer und Frauen bestand darin, in die Richtung zu zeigen, wo ein bestimmtes Geräusch herkommt.

"Beim Zeigen in die Richtung haben wir die Winkel zwischen der Schallquelle und dem Handzeiger der Probanden vermessen. Männer waren tatsächlich wesentlich näher an der Schallquelle als Frauen", so Zündorf weiter. Dieser Befund ist bei oberflächlicher Betrachtung eher ungewöhnlich, heißt es doch immer, dass Frauen diejenigen sind, die mehrere Dinge viel besser gleichzeitig tun können. Bei näherem Hinsehen geht es jedoch nicht darum, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Es geht vielmehr um die Fähigkeit, Nebengeräusche auszublenden und den Fokus auf ausschließlich ein Geräusch zu richten. Dazu kommt die Anforderung, zu erkennen, aus welcher Richtung das bestimmte Geräusch kommt - also um das Hören und Lokalisieren im Raum mit vielen Nebengeräuschen.

Männer waren auf der Jagd

Auch bei der Jagd brauchen Männer ein räumliches Hörvermögen.

Auch bei der Jagd brauchen Männer ein räumliches Hörvermögen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dass Männer ein besseres räumlich-visuelles Vorstellungsvermögen als Frauen haben, ist bereits bekannt. Nun können die Forscher auch die bessere räumlich-auditive Fähigkeit bestätigen und liefern auch gleich die Vermutung für die Ursache dazu: "Männer waren diejenigen, die jagen gingen, um Nahrung zu besorgen. Dabei waren räumliche Aufmerksamkeitsleistungen – sowohl visuell als auch auditiv – extrem wichtig", so Zündorf. Die Evolution soll also dafür gesorgt haben, dass Männer bis heute besser als Frauen lokalisieren können, aus welcher Richtung ein bestimmtes Geräusch kommt. Die Forscher vermuten, dass sich diese Fähigkeiten der Männer bis heute nachweisbar im Gehirn eingeprägt haben.

Wie genau diese Verarbeitung von Geräuschen im Gehirn gelingt und inwieweit der Unterschied zwischen den Geschlechtern mit Hilfe von Elektromagnetresonanztomografie zu erkennen ist, wollen die Forscher mit weiteren Untersuchungen klären. Vielleicht entdecken sie dabei ja auch die Ohrenklappen der Männer.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen