Forscher halten Risiken für gering Meerestiere vor Japan belastet
03.04.2012, 07:52 Uhr
Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima ist auch über ein Jahr nach der schweren Katastrophe in Japan noch nicht komplett unter Kontrolle.
(Foto: REUTERS)
Nach der Nuklearkatastrophe waren im Meer vor Japan tausendfach erhöhte Cäsium-Werte festgestellt worden. Auch jetzt sind Wasser und Meerestiere noch radioaktiv belastet. Forscher sehen aber keine Gefahr für die Menschen.
Die radioaktive Belastung des Meeres vor der Ostküste Japans ist nach Erkenntnissen von Forschern nicht so gefährlich wie befürchtet. Zwar seien drei Monate nach dem Gau im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi vom März 2011 bis zu tausendfach höhere Werte von radioaktivem Cäsium vor Japan festgestellt worden als zuvor. Die Strahlenrisiken lägen insgesamt jedoch "unterhalb dessen, was allgemein als schädlich für Meerestiere und menschliche Verbraucher angesehen wird, und selbst unter jenen von natürlich vorkommenden Radionukliden", schreiben die Forscher um Ken O. Buesseler im US-Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS). So beeinflussen den Forschern zufolge natürliche radioaktive Elemente wie bestimmte Polonium- und Kalium-Sorten die Meerestiere in der Region stärker als das nun hinzugekommene Cäsium.
Der US-Forscher Buesseler von der Woods Hole Oceanographic Institution (US-Staat Massachusetts) und japanische Kollegen analysierten radioaktive Elemente aus Fukushima im Meereswasser, in Zooplankton und in Fischen. Dazu hatten sie Proben aus dem Meer und seiner Tierwelt in verschiedenen Wasserschichten vom Juni vergangenen Jahres genommen. In einer Entfernung von 30 bis 600 Kilometern vor der Küste sei dabei radioaktives Cäsium 134 und 137 gemessen worden. Die höchste Konzentration sei nahe der Küste festgestellt worden. Die sogenannte Kuroshio-Strömung fungiere dabei als südliche Abgrenzung beim Transport radioaktiver Stoffe.
Neben den direkt in die Luft gelangten radioaktiven Atomen habe auch das Wasser, das zur Kühlung der beschädigten Reaktoren eingesetzt wurde, zu Radioaktivität im Meer beigetragen. Nach den Kernschmelzen und Wasserstoffexplosionen sei die freigesetzte Radioaktivität zwar hoch gewesen. So sei die Konzentration an radioaktivem Cäsium an den Abwasserkanälen der Atomruine Anfang April mehr als 50-millionenmal höher gewesen als zuvor, hieß es.
Dennoch seien die Risiken geringer als das, was allgemein als gesundheitsgefährdend betrachtet werde. Allerdings mahnen die Forscher zugleich zu Vorsicht, da bei jeglicher Einschätzung von Strahlendosis auch die Auswirkungen einer langfristigen Belastung berücksichtigt werden müssten - zumal in der Anlage der Atomruine in Fukushima weiterhin Radioaktivität freigesetzt werde.
Quelle: ntv.de, dpa