Genetische Rekombination Mensch verbreitet Froschkiller-Pilz
07.11.2011, 19:00 UhrErst die genetische Kombination verschiedener Varianten des Pilzes Batrachochytrium dendrobatidis hat zu jener Variante geführt, die weltweit zahlreiche Amphibien tötet. Ursache ist vermutlich die Verbreitung des Pilzes über die Kontinente hinweg durch den Menschen.

Mehr als 6000 Amphibienarten sind vom Artensterben besonders betroffen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Genetische Kombination ließ den Pilz entstehen, der für das Amphibiensterben verantwortlich ist. Der Chytridpilz ist eine große Gefahr. Er wächst auf der obersten Schicht der Haut und ist nur schwer zu erkennen. Die von ihm ausgelösten Schäden sind vielfältig. Unter anderem gerät der Ionenhaushalt der infizierten Tiere durcheinander, sie sterben letztlich an einem Herzstillstand. Rund um den Globus hat der sehr ansteckende Pilz bereits zur Ausrottung zahlreicher Populationen und Arten von Amphibien geführt.
Die mehr als 6000 Amphibienarten – Frösche, Kröten, Salamander – sind vom weltweiten Artensterben besonders betroffen. Rund 40 Prozent aller Arten sind rückläufig. Fast ein Drittel fällt auf der Roten Liste in die Kategorien "verletzlich", "bedroht" oder "kritisch bedroht". Weil die Tiere als Larve oft im Wasser und als Erwachsene meist an Land lebten, sind sie den Bedrohungen vieler Lebensräume ausgesetzt. Derzeit ist die Aussterberate der Amphibien mehr als 200 Mal höher als sie im Zuge der Evolution zu erwarten wäre.
Weitere gefährliche Varianten möglich
"Trotz vieler Mühen, den Pilz zu verstehen, sind die Quelle der Infektion, das Muster der globalen Verbreitung und der Mechanismus seiner Evolution größtenteils unbekannt", schreibt Rhys Farrer vom Imperial College in London. Er und seine Kollegen untersuchten das Genom von 20 Pilz-Proben aus Europa, Nord- und Zentralamerika, Südafrika und Australien. Zudem stellten die Forscher einen genetischen Vergleich an. Bei der Analyse zeigte sich, dass einer der Stämme – genannt BdGPL – die Eigenschaften aller anderen in sich vereint. Dieser Stamm ist zugleich besonders virulent.
Die Forscher gehen davon aus, dass der Mensch mit dem Handel von Amphibien auch die verschiedenen Varianten des Bd-Pilzes weltweit verbreitete. Damit bekamen die Erreger Kontakt untereinander, genetische Rekombinationen wurden möglich. Solange die Biosicherheit nicht besser beachtet werde, sei zu erwarten, dass sich weitere gefährliche Varianten bilden, schreibt das Team, das seine Studie in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften veröffentlichte.
Quelle: ntv.de, dpa