Folge des Erdbebens Neue Insel vor Pakistan aufgetaucht
25.09.2013, 12:04 Uhr
Ein unterseeischer Vulkanausbruch könnte die Insel zutage befördert haben.
(Foto: AP)
Selten können Menschen ein solches Schauspiel verfolgen: Ein Eiland erhebt sich aus dem Meer. Vor der Küste Pakistans geschieht das gerade. Dort hat man Erfahrung mit neuen Inseln. Sie kommen - und manchmal verschwinden sie auch wieder.
Der Erdstoß bei dem schweren Beben im Westen Pakistans war so gewaltig, dass er gut 600 Meter vor der Küste eine neue Insel entstehen ließ. Sie ist etwa 30 mal 60 Meter groß und 6 bis 12 Meter hoch. Zahlreiche Menschen verfolgten das seltene Naturspektakel staunend vom Land aus und sahen, wie sich das felsige Eiland aus dem Arabischen Meer erhob. Auch Wissenschaftler des pakistanischen Nationalen Instituts für Ozeanografie eilten zu der Insel. Sie entdeckten dort hohe Konzentrationen von Methangas. Blasen, die von der Oberfläche der Insel aufstiegen, brannten, wenn ein Streichholz angezündet wurde.
Nach Angaben eines Vertreters der Stadtverwaltung von Gwadar war vor rund 60 Jahren an derselben Stelle schon einmal eine kleine Insel aufgetaucht. Nach einiger Zeit jedoch wurde sie wieder vom Meer verschluckt.
Wahrscheinlich ein Schlammgebilde
Inseln können auf verschiedene Arten entstehen, so zum Beispiel durch unterseeische Vulkane. Die Lava, die sie bei einem Ausbruch herausschleudern, erstarrt im kalten Wasser zu Gestein. So wächst der Vulkan allmählich in die Höhe. Irgendwann durchstößt er die Wasseroberfläche und wird sichtbar. Beispiele für solche Vulkaninseln sind die Kanaren und Hawaii.
Seismologen gehen davon aus, dass sich auch die neue Insel vor der Küste Pakistans durch einen Vulkanausbruch gebildet hat, allerdings auf etwas andere Weise: Gary Gibson von der Universität Melbourne, Australien, sagt, es handele sich wahrscheinlich um einen "Schlammvulkan", bei dem während des Bebens durch Methangas Material an die Oberfläche katapultiert wurde. Dies sei ein sehr seltenes Phänomen. Die Insel sei keine feste Struktur, sondern ein Schlammgebilde, so Gibson. Durch die Wellenbewegungen werde sie nach einiger Zeit wieder zerfallen. Der pakistanische Geologe Shamim Ahmed Shaikh gab der Insel noch einige Monate.
Grundsätzlich sind auch Veränderungen des Meeresspiegels an der Entstehung von Eilanden beteiligt. Viele Inselgruppen auf der Welt, wie etwa die skandinavischen Schären, waren vor Jahrtausenden zusammenhängende Landmassen. Die tiefer gelegenen Teile wurden irgendwann bei einem Anstieg des Meeresspiegels überspült. Unter Wasser hängen die Inseln noch immer zusammen.
Korallen schließlich stellen die dritte Basis für neue Inseln dar. Unter Wasser bilden sie große Riffe. Da sie dem Licht entgegenwachsen, streben sie zur Wasseroberfläche. Hebt sich nun der Meeresboden oder sinkt der Meeresspiegel, wird das Riff als Insel sichtbar.
Das Beben in Pakistan hatte eine Stärke von 7,8. Sein Epizentrum des lag in der an den Iran grenzenden Provinz Baluchistan. Selbst in der mehrere Hundert Kilometer entfernten indischen Hauptstadt Neu-Delhi ließ das Beben die Erde erzittern und Gebäude schwanken.
Quelle: ntv.de, asc/rts/AFP