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Schlechte Sicht Papageien handeln nach Gefühl

Ausgerechnet Papageien, die so geschickt mit Klauen und Schnabel arbeiten, handeln dabei mehr nach Gefühl als nach Sicht. Ihr Gesichtsfeld hat einen blinden Bereich genau unterhalb des Schnabels. Das berichten Vogelforscher in den "Proceedings" der britischen Royal Society.

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(Foto: REUTERS)

Zoe Demery von der Universität Birmingham hatte das Gesichtsfeld von Mohrenkopfpapageien (Poicephalus senegalus) untersucht, einer kleinen Papageienart aus Westafrika, die auch als Käfigvogel sehr beliebt ist. Sowohl in Gefangenschaft als auch in ihrer Heimat sind die geselligen Tiere dafür bekannt, dass sie neugierig alles beäugen, untersuchen und mit Klauen und Schnabel bearbeiten. Die Untersuchung des Gesichtsfeldes mit einem Ophthalmoskop, wie ihn auch Augenärzte verwenden, zeigte jedoch, dass der gesehene Bereich diesen Tätigkeiten überraschend wenig entspricht.

Die Augen der Papageien sitzen relativ hoch am Kopf. Ihr Gesichtsfeld überstreicht auf beiden Seiten fast einen ganzen Halbkreis und überschneidet sich in einem Bereich von hinter dem Scheitel bis knapp unterhalb der Schnabelspitze. Entsprechend können die Tiere zwar fast den gesamten Himmel und damit mögliche nahende Gefahren sehen sowie alle Gefährten im Sozialverband, nicht aber den Bereich, den sie oft mit Klauen und Schnabel bearbeiten, fanden die Forscher. Der Ausgleich dafür könne das sogenannte Schnabelspitzenorgan sein, glaubt Zoe Demery, ein berührungsempfindlicher Bereich an der Spitze des Unterschnabels. Nachdem die Papageien Objekte wie Samen oder Nüsse zunächst visuell angepeilt haben könnten sie sich beim Greifen und Bearbeiten also auf den Tastsinn verlassen.

Bei Vögeln, die ihre Beute visuell anpeilen wie etwa Reiher oder Raubvögel stimmt nach bisherigen Untersuchungen der Bereich des schärfsten beidäugigen Sehens mit dem Zielbereich des Schnabels überein. Bei anderen Arten, bei denen die Zielgenauigkeit des Schnabels nicht so wichtig erscheint, wie etwa bei Enten, deckt sie dagegen mehr den Himmel ab und ermöglicht so das frühe Erkennen von Feinden. Dies ist das erste Mal, dass das Gesichtsfeld von Papageien näher untersucht wurde, so die Wissenschaftler. Bisher war vermutet worden, dass gerade diese geschickten Tiere die Bewegungen ihrer Klauen und des Schnabels optisch kontrollierten.

Quelle: ntv.de, dpa

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