Eine Million tote Fledermäuse Pilz gefährdet Mausohrenbestand
27.10.2011, 15:08 Uhr
Mausohrfledermäuse sind vom Weißnasen-Syndrom befallen.
(Foto: Wikipedia/Manuel Werner)
Wissenschaftler beobachten in Nordamerika eine hohe Sterberate bei Fledermäusen. Grund dafür ist ein Pilz, der das sogenannte Weißnasen-Syndrom auslöst. Experten befürchten ein Aussterben einzelner Arten.
In Nordamerika gibt es seit einiger Zeit ein Massensterben bei Fledermäusen. Als Hauptursache gilt ein Pilz, der zum sogenannten Weißnasen-Syndrom führt. US-Wissenschaftler haben diese Annahme nun mit Testreihen bestätigt. Mit Geomyces destructans infizierte gesunde Fledermäuse erkrankten sämtlich am Weißnasen-Syndrom, berichten die Forscher im Fachjournal "Nature". Andere Faktoren spielten offenbar keine Rolle.
Damit sei der erste direkte Beweis dafür erbracht, dass Geomyces destructans der alleinige Auslöser der erst seit einigen Jahren massiv auftretenden tödlichen Fledermaus-Krankheit ist, schreiben die Wissenschaftler um David Blehert vom staatlichen National Wildlife Health Center in Madison, US-Bundesstaat Wisconsin. Alle 29 infizierten Kleine Braune Mausohren (Myotis lucifugus) zeigten am Ende der Tests nach 102 Tagen typische Symptome wie weiße Stellen im Gesicht und Hautverletzungen, die beim Wachstum der Pilzsporen auf der Fledermaushaut entstehen.
Direktübertragung von Tier zu Tier
Außerdem wiesen die Forscher nach, dass die Krankheit durch direkten Körperkontakt von Tier zu Tier übertragen wird. 89 Prozent der erfassten gesunden Mausohren waren nach Kontakt mit kranken Tieren aus einer Winterhöhle in New York ebenfalls erkrankt. Den identischen Symptomen zufolge sei die Krankheit stets allein vom Pilz ausgelöst worden, so die Forscher.
Bei den meisten der von der Krankheit betroffenen Fledermausarten drängen sich die Tiere zur Winterruhe eng aneinander und senken ihre Stoffwechselaktivität stark ab. Für den Pilz sind das beste Bedingungen, um sich zu vermehren und über eine große Zahl von Tieren zu verbreiten. Zwar sei im Experiment kein massenhaftes Sterben der Tiere beobachtet worden, wie es im Osten Nordamerikas seit einiger Zeit immer wieder beobachtet wurde. Das liegt nach Ansicht der Forscher aber hauptsächlich an der relativ kurzen Zeit, in der die Labor-Fledermäuse dem Pilz ausgesetzt waren.
Die Wissenschaftler erhoffen sich nun ein Vorankommen der Forschung. Ziel sei es, Methoden zu entwickeln, die die verheerenden Auswirkungen der Krankheit eindämmen, bevor ganze Fledermauspopulationen verloren sind. Allein bis 2010 starben bereits mehr als eine Million Tiere. Für Nordamerika fürchten Experten sogar das Aussterben einzelner Arten. Der Pilz ist auch in Europa heimisch – richtet hier aber keine vergleichbaren Schäden an. Warum dem so ist, konnte bislang nicht geklärt werden. Eine Vermutung war, dass es weitere Faktoren geben muss, die zur tödlichen Ausprägung des Weißnasen-Syndroms führen.
Quelle: ntv.de, dpa