Pfahlbauten in den Voralpenseen Schiffsverkehr bedroht Weltkulturerbe
30.06.2011, 09:33 Uhr
Alarm am neuesten Weltkulturerbe: Die Erhaltungschancen einiger Fundstätten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verschlechtert.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Erst seit Montag gehören die Pfahlbauten Baden-Württembergs und Bayerns zum Weltkulturerbe, und schon wird Alarm geschlagen: Viele der prähistorischen Häuser werden nach und nach zerstört.
Immer mehr Schiffsverkehr und Uferbebauung bedrohen die prähistorischen Pfahlbauten in den Voralpenseen, wie das Landesamt für Denkmalpflege bei einer Tagung in Gaienhofen am Bodensee mitteilt. Die Erhaltungschancen einiger Fundstätten hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verschlechtert.
Auch der Rückgang des Röhrichts sowie sinkende Wasserstände beschleunigten die Abspülung. Zunehmend würden Sand- und Seekreidesedimente aus der Uferzone der Seen hinaus getragen, so dass viele Pfahlbausiedlungen ihre schützende Deckschicht verlören und allmählich zerstört würden.
Grenzüberschreitende Arbeit
Die Pfahlbauten waren am Montag von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt worden. Die Tagung von Archäologen und Seenforscher der Bodenseeanrainer befasst sich mit Maßnahmen zu ihrer Erhaltung.
"In den vergangenen Monaten konnte die Basis für weitere Schutz- und Monitoringverfahren gelegt werden, um die prähistorischen Pfahlbauten zu überwachen", sagte die Koordinatorin Marion Heumüller. "Wichtig ist, dass grenzüberschreitend und interdisziplinär gearbeitet werden konnte." Die Tagung in Gaienhofen-Hemmenhofen bildet den Abschluss des von der EU geförderten Interreg IV-Projektes "Erosion und Denkmalschutz am Bodensee und Zürichsee".
Schutz durch Kies
Die Seenforscher - Physiker, Sedimentologen und Limnologen - untersuchten mit unterschiedlichen Methoden die Mechanismen der Wellendynamik und Ablagerungen. Auch umweltschonende und nachhaltige Schutzkonstruktionen sollten erprobt und optimiert werden.
So wurden zum Beispiel Kiesschichten ausgebracht, die gefährdete Funde für die Zukunft bewahren sollen. Zusammen mit Archäologen wurden zudem Konzepte zur großflächigen Überwachung der Fundstellen getestet, darunter hydroakustische und andere technische Verfahren.
Quelle: ntv.de, dpa