Zu wenig Regen im Frühjahr Schlechte Zeiten für Kraniche
13.10.2010, 14:05 Uhr
Kraniche fliegen über ein Feld im Linumer Bruch in Brandenburg.
(Foto: dapd)
Die zuletzt trockenen Frühjahre setzen den in Deutschland lebenden Kranichen zu. Der Bruterfolg der im Norden Vorpommerns brütenden Paare habe sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich auf 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000 reduziert, sagte der Leiter des Kranich-Informationszentrums in Groß Mohrdorf, Günter Nowald, zum Auftakt der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Deutschland in Stralsund. Halte der von Klimaforschern prognostizierte Trend zu trockenen Frühjahren an, werde es möglicherweise in 100 Jahren keine brütenden Kraniche mehr in Deutschland geben.
Bundesweit zählen die Kranichforscher rund 7000 Paare, davon leben 3500 in Mecklenburg-Vorpommern und knapp 2100 in Brandenburg. Gerade in diesen Regionen sei den Prognosen zufolge in den kommenden Jahrzehnten mit tendenziell trockenen Frühjahren zu rechnen. "Kraniche brüten in Feuchtgebieten, die den Eiern und Jungvögeln Schutz vor Füchsen und Schwarzwild bieten", erklärte Nowald. Trocknen diese Feuchtgebiete wegen geringerer Niederschläge im Frühjahr aus, würden Eier wie auch die gerade geschlüpften Jungvögel zunehmend Opfer von Räubern. Nowack forderte Maßnahmen zur langfristigen Sicherung von Feuchtgebieten in deutschen Brutregionen. Dies gehe allerdings nur im Konsens mit der Land- und Forstwirtschaft.
Brutgebiete dehnen sich nach Norden aus
Mögliche Klimaveränderungen werden nach Aussage des Experten nicht zwangsläufig zu einem Populationsrückgang, sondern zunächst zu einer Populationsverschiebung führen. "Wir gehen davon aus, dass Kraniche künftig auch in Gebieten im Nordosten Europas brüten werden, wo es dafür heute noch zu kalt ist", sagte er. Allerdings gerate gerade im Osten Europas der Kranich durch die veränderte Landnutzung unter Druck.
Kraniche fliegen nicht mehr so weit
Auswirkungen der wärmeren Winter sind bereits jetzt messbar. So sei die durchschnittliche Zugdistanz der Kraniche aus Deutschland von einst rund 2000 auf 1000 Kilometer gesunken, sagte Nowald. Immer weniger Tiere würden zum Überwintern bis nach Spanien fliegen. Viele rasteten bereits in Zentralfrankreich oder davor. Ursache ist neben den milderen Wintern auch die inzwischen größere Zahl renaturierter Gebiete, in denen die Kraniche überwintern könnten.
In Stralsund sind rund 150 Kranichforscher aus dem In- und Ausland zur Jahrestagung zusammengekommen. Sie diskutieren zunächst über die Populationsentwicklungen der Brut- und Rastkraniche im Inland. Später stehen dann globale Entwicklungen im Vordergrund.
Quelle: ntv.de, dpa