Mittel gegen Narbenbildung Substanz findet allein den Zielort
27.11.2010, 10:00 UhrDass die Substanz Decorin die Wundheilung fördert, haben Versuche bereits belegt. Wissenschaftler finden jetzt heraus, dass das Mittel sogar die Narbenbildung verhindern kann und seinen Weg zum verletzten Gewebe im Körper von ganz allein findet.
US-Forscher haben mit Erfolg eine Substanz getestet, die in Mäusen die Bildung von Narben verhindert. Der Clou dabei: Das Mittel sucht sich seinen Zielort im Körper ganz allein. Es ist dazu an eine Substanz gekoppelt, die sich nur in verletztem Gewebe sammelt und folglich seine Wirkung genau dort entfaltet. Einsatzgebiete sehen die Forscher nicht nur bei der Behandlung von äußeren Wunden, sondern auch bei inneren Gewebeverletzungen, wie etwa einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Dort beeinträchtigt die Vernarbung des Gewebes häufig die Funktion und die Erholung des Organs. Das Team berichtet in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften über seine Untersuchung.
Der wirksame Bestandteil des Therapeutikums besteht aus der Substanz Decorin. In zahlreichen Versuchen wurde bereits belegt, dass Decorin die Wundheilung fördert und die Vernarbung des Gewebes unterdrückt. Dennoch wird es bislang in der Medizin nicht eingesetzt, schreiben Tero Järvinen und Erkki Ruoslahti von der University of California (Santa Barbara/US-Staat Kalifornien). Das liege vor allem daran, dass Decorin schwer herzustellen sei. Die Forscher suchten deshalb nach einem Weg, die Wirksamkeit des Mittels zu verstärken, damit es in geringeren Dosen angewandt werden kann.
Forscher führen Tests an Mäusen durch
Sie koppelten die aussichtsreiche Substanz dazu an ein kleines Eiweiß-Molekül namens CAR, welches sich im Körper gezielt in verletzten Gefäßen von Haut, Muskeln oder Sehen sammelt. Nach einigen erfolgreichen Zellversuchen testeten die Forscher ihr potenzielles Therapeutikum an Mäusen. Dazu fügten sie den Nagern zunächst unter Betäubung eine Verletzung am Rücken zu. Vom dritten Tag bis zum 14. Tag der Wundheilung spritzen sie das Mittel dann in die Schwanzvenen der Tiere. Drei Wochen nach Beginn der Wundheilung zeigte sich, dass die Narben der Mäuse in der Versuchsgruppe nur halb so groß waren wie in der Kontrollgruppe der nicht behandelten Tiere.
Decorin unterdrückt die Wirkung des Wachstumsfaktor TGF-ß, so erklären die Wissenschaftler die Wirkung. Genauer gesagt hemme es zwei der drei Varianten von TGF-ß, TGF-ß1 und TGF-ß2. Diese förderten die Narbenbildung. Die Aktivität von TGF-ß3, welches die Narbenbildung bremst, bleibe hingegen erhalten.
Auch innerliche Anwendung
Ein Medikament, das innerlich angewandt werden könne, habe zahlreiche Vorteile gegenüber den vorhandenen, lokal anwendbaren Medikamenten. So könnten über die Blutbahn vor allem auch innere Wunden erreicht werden. Bei lokal aufgebrachten Wirkstoffen bestehe zudem oft das Problem, dass die Substanzen nicht tief genug in das Gewebe eindringen oder am Ort des Geschehens schnell abgebaut werden.
Quelle: ntv.de, dpa