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Auswirkungen von Schichtarbeit behandelbar? Vasopressin lässt Jetlag entstehen

Lange Flugreisen und Schichtarbeit bringen den Zeitrhythmus durcheinander.

Lange Flugreisen und Schichtarbeit bringen den Zeitrhythmus durcheinander.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einem Langstreckenflug über mehrere Zeitzonen fühlt man sich abgeschlagen und müde, kann aber trotzdem nicht schlafen. Schuld daran ist die Störung der inneren Uhr, die nun von Wissenschaftlern aus Japan mit einem bestimmten Hormon in Verbindung gebracht wird.

Das Hormon Vasopressin ist anscheinend zentral an der Entstehung von Jetlag beteiligt. Mäuse ohne Rezeptoren für den Botenstoff passen sich äußerst rasch an einen plötzlich veränderten Tag-Nacht-Zyklus an, wie japanische Forscher in der Fachzeitschrift "Science" berichten. Demnach könnte eine medikamentöse Blockade der Vasopressin-Rezeptoren gegen Jetlag – oder auch bei Schichtarbeit – vorbeugen.

Die innere Uhr läuft meist in einem 24-Stunden-Rhythmus und wird auch vom Wechsel von Licht und Dunkelheit beeinflusst. Bei Säugetieren sitzt der zentrale Taktgeber im Hirnareal Nucleus suprachiasmaticus (SCN), das zum Hypothalamus zählt. Störungen des Rhythmus, etwa nach Langstreckenflügen, können Stoffwechselstörungen oder Herz-Kreislaufprobleme hervorrufen.

Hormonrezeptoren ausgeschaltet

Die Forscher um Hitoshi Okamura von der Universität Kyoto prüften bei Mäusen die Rolle das Hormons Vasopressin. Dieses beeinflusst etwa den Blutdruck und den Wasserhaushalt. Die Wissenschaftler verglichen gewöhnliche Mäuse mit genveränderten Artgenossen, denen die Vasopressin-Rezeptoren V1a und V1b fehlen.

Stellten die Forscher den Hell-Dunkel-Rhythmus plötzlich um acht Stunden vor, brauchten gewöhnliche Mäuse acht bis zehn Tage, um sich an die neuen Verhältnisse anzupassen. Die genveränderten Tiere benötigten nur zwei bis vier Tage. Verzögerten die Forscher den Wechsel um acht Stunden, so brauchten die normalen Tiere für die Umstellung fünf bis sechs Tage, die Knockout-Mäuse dagegen nur einen Tag.

Bei den gewöhnlichen Mäusen konnten die Forscher die beiden Rezeptoren im SCN gezielt durch spezielle Antagonisten blockieren. "Mäuse, die die Behandlung bekamen, passten sich signifikant schneller an neue Hell-Dunkel-Zyklen an, und zwar abhängig von der Dosis", schreiben sie.

Dieser Ansatz habe therapeutisches Potenzial: "Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass chronischer Jetlag und Wechselschichtarbeit das Risiko für Bluthochdruck, Übergewicht und andere Stoffwechselstörungen steigern können", schreiben sie. "Unsere Ergebnisse identifizieren den Vasopressin-Signalweg als mögliches therapeutische Ziel im Umgang mit Problemen des 24-Stunden-Rhythmus."

Quelle: ntv.de, dpa

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