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Der Superabsorber macht's Weniger Windel an Babys Po

Mehr Bewegungsfreiheit, geringere Umweltbelastung, niedrigere Transportkosten: dünnere Windeln liegen voll im Trend.

Mehr Bewegungsfreiheit, geringere Umweltbelastung, niedrigere Transportkosten: dünnere Windeln liegen voll im Trend.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Es ist ein unscheinbares weißes Pulver, aber seine Wirkung ist durchschlagend. Gießt man Wasser auf das Pulver, verwandelt sich die Flüssigkeit innerhalb von 20 Sekunden in eine gelatineartige Masse. Man kann den Becher nun auf den Kopf stellen und nichts tropft heraus. Bei dem Pulver handelt es sich um einen so genannten Superabsorber, der in Windeln den Urin aufsaugt und speichert. Das Pulver ist ein Grund dafür, dass Windeln immer dünner werden. Und die Entwicklung geht weiter: Trockene Kinderhintern sind nämlich ein wachsendes Geschäft, die Unternehmen tüfteln an Innovationen. In Deutschland werden jährlich etwa drei Milliarden Windeln verbraucht.

Mehr Absorber, weniger Zellstoff

Im Windellabor eines Ludwigshafener Chemiekonzerns werden Windeln in Einzelteile zerlegt und getestet: Wie viel und wie oft können sie Flüssigkeit aufnehmen und das noch dazu unter Druck? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die Forscher hier. Der Konzern stellt Superabsorber her, denn "ohne den", so eine Unternehmenssprecherin, "funktioniert gar nichts in der Windel."

Je dünner die Windel, umso stärker muss der Absorber sein - so lautet die Faustregel. Wog eine Windel in den 80er Jahren noch an die 100 Gramm, so sind es heute nur noch 35 Gramm. Ein Windelhersteller aus den USA will in diesen Tagen eine Windel auf den deutschen Markt bringen, die noch einmal 20 Prozent dünner sein soll als ihre Vorgängerin. Durch eine neuartige Technik beim Superabsorber kann in der Windel auf die bisher nötige Zellstoffschicht verzichtet werden, und das, ohne dass die Saugkraft leidet.

Von der dünneren Windel soll nicht nur das Kind profitieren, dem mehr Bewegungsfreiheit versprochen wird. Dünnere Windeln bedeuten weniger Umweltbelastung bei der Entsorgung und zum Beispiel auch niedrigere Transportkosten für die Unternehmen. Der Trend treibt deshalb alle Firmen um, die ihn der Windelbranche aktiv sind.

Bald Absorber ohne Erdöl?

Ein Frankenthaler Unternehmen etwa stellt unter anderem Folien für die Außenseiten von Windeln her. "Mit weniger mehr erreichen" ist dort das Motto. Die Folien etwa würden immer dünner, müssten aber gleichzeitig mindestens genauso belastbar sein. Es geht darum, Material zu sparen.

Unverzichtbarer Rohstoff für eine Wegwerfwindel ist nach wie vor Erdöl. Für die Herstellung der Kunststoffe etwa; aber auch für die zwölf Gramm Superabsorber, die in einer Windel stecken, braucht es fünf Gramm Erdöl, wie Windelhersteller vorrechnen. Weil die Ölvorräte eines Tages verbraucht sein werden, sucht man bereits nach alternativen Rohstoffen. So gibt es Absorber auf Basis von Stärke, die aber noch nicht geeignet sind für den Einsatz in Windeln. Experten gehen davon aus, dass der wichtige Kunststoff Polyethylen in Zukunft verstärkt aus Bioethanol gewonnen wird statt aus Öl.

Fest steht: Der Bedarf an Windeln wird weltweit eher zu- als abnehmen. "Der Markt wächst noch", so ein Herstelelr. Als interessante Absatzregion gilt zum Beispiel China, wo Windeln noch nicht so weit verbreitet seien wie hierzulande. Dazu kommt die wachsende Zahl an älteren Menschen und die damit verbundene größere Nachfrage nach Inkontinenzprodukten - bereits heute gehen 15 Prozent der Superabsorber in derartige Produkte.

Quelle: ntv.de, Von Marc Strehler, dpa

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