"Herschel" entdeckt Crash-Spuren Neptun von Komet getroffen?
18.07.2010, 13:40 UhrDas Weltraumteleskop "Herschel" hat eine seltsame Verteilung von Kohlenmonoxid auf dem Neptun entdeckt. Einzige Erklärung: Vor 200 Jahren muss ein Komet in den Planeten gekracht sein.
Das Weltraumteleskop "Herschel" hat auf dem Gasplaneten Neptun die Spuren eines Kometeneinschlags aufgespürt. Demnach soll vor etwa 200 Jahren ein Schweifstern den äußersten Planeten unseres Sonnensystems getroffen haben. Das schließen die Forscher aus der ungewöhnlichen Verteilung von Kohlenmonoxid (CO) in der Neptunatmosphäre, wie sie im Fachblatt "Astronomy & Astrophysic"” (Bd. 518, L152) berichten. Einen ähnlichen Einschlag auf dem Jupiter konnten Astronomen vor 16 Jahren live beobachten, als der Komet Shoemaker-Levy 9 in den größten Planeten unseres Sonnensystems krachte.
"Herschel" untersucht chemische Zusammensetzung
Mit dem europäischen Weltraumteleskop "Herschel", mit seinem 3,5-Meter-Spiegel gegenwärtig das größte der Welt, nahmen die Forscher erstmals die langwellige Infrarotstrahlung vom Neptun ins Visier und untersuchten so die chemische Zusammensetzung seiner Atmosphäre. In der oberen Schicht, der Stratosphäre, registrierten die Wissenschaftler ungewöhnlich viel Kohlenmonoxid. Die Konzentration des Gases ist höher als in der tiefer gelegenen Troposphäre. "Normalerweise sollten die Konzentrationen von Kohlenmonoxid in Troposphäre und Stratosphäre gleich sein oder nach oben hin abnehmen", erläuterte Paul Hartogh vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau. "Die Anreicherung von Kohlenmonoxid in der Stratosphäre von Neptun ist nur mit einer externen Quelle zu erklären."

Seit Mai 2009 befindet sich das ESA-Weltraumteleskop "Herschel" im All.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Einzige Erklärung ist nach MPS-Angaben ein Kometeneinschlag. Dabei verteilt sich das Kohlenmonoxid aus dem Kometen im Laufe der Zeit über die Stratosphäre. Aus der CO-Verteilung lässt sich daher der ungefähre Zeitpunkt des Einschlags rekonstruieren. Die Beobachtung stützt eine frühere Vermutung, derzufolge der Neptun vor rund zwei Jahrhunderten von einem Kometen getroffen wurde. Zuvor hatten die MPS-Forscher bereits Hinweise auf einen Kometeneinschlag auf dem Saturn vor etwa 230 Jahren gefunden.
Der Gasriese Neptun ist rund 30 Mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Mit einem Durchmesser von 48.600 Kilometern ist der äußerste Planet unseres Systems rund 50 Mal größer als die Erde (12.700 Kilometer Durchmesser) und besitzt die 17-fache Masse unseres Heimatplaneten.
Quelle: ntv.de, dpa