"Die Höhle der Löwen" Ein Handtuch rockt das Haus
07.09.2016, 02:08 Uhr
Das "Towell"-Team (v.l.): Florian Goecke, Lennart Rieper und Paul Dudda.
(Foto: VOX)
Mit leckerem Reis, veganer Naturkosmetik und schicken Geschenkschleifen können die Löwen nicht viel anfangen. Da muss mehr kommen. Zum Beispiel ein Allround-Handtuch, das die Fitness-Welt auf den Kopf stellen soll.
Die beiden Jungunternehmer Torben Buttjer und Sohrab Mohammad sind sich sicher: Wer als Deutscher behauptet, er habe hierzulande schon einmal richtig guten Reis gegessen, der lügt. Punkt. Aus. Basta. Denn: "In Deutschland gibt es keinen guten Reis", so der aus dem Iran stammende Sohrab.
Doch die beiden Reis-Liebhaber sehen Licht am Ende des Tunnels. Und zwar in Form ihres "Reishunger"-Onlineshops. Dort verkaufen Torben und Sohrab importierten Gourmet-Reis aus 14 verschiedenen Ländern. "Unser Reis ist lila, schwarz, braun oder weiß", verkündet Torben mit stolzgeschwellter Brust. Und lecker ist er natürlich auch.
Der Drops ist gelutscht
Löwin Judith Williams kriegt sich beim "Reis-Tasting" gar nicht mehr ein: "So einen leckeren Reis habe ich noch nie gegessen", schwärmt die Unternehmerin. Auch Jochen Schweizer und Ralf Dümmel sind begeistert vom exquisiten Aroma der servierten Kost aus der Piemont-Region im Nordwesten Italiens. Doch bedarf es hierzulande wirklich zwingend einer Reis-Revolution?
Die Löwen sind sich unsicher, zumal die beiden Start-up-Greenhorns weder konkrete Wachstumsvorstellungen noch anschauliche Onlineshop-Infos vorbringen können. Und mit der Forderung von 450.000 Euro für 20 Prozent der Geschäftsanteile machen sich Torben und Sohrab auch keine Freunde. Ein kurzes Knurren in der Raubtierhöhle, und dann ist der Drops gelutscht. Das Thema Reis ist vom Tisch.
Alle Ponys müssen zurück in den Stall
Die Nächste, die sich den fünf Investoren stellt, ist die 36-jährige Hendrike Grubert. Die Schweizerin schwört auf vegane Naturkosmetik. Ihre in einer kleinen privaten Manufaktur hergestellten "Ponyhütchen"-Produkte sind sogar essbar. Hendrike macht’s vor und schleckt ohne mit der Wimper zu zucken an einem Löffel, den sie zuvor in Deo-Creme eingetaucht hat. Wow! Und? Schmeckt’s?
Nicht wirklich. "Der Abgang ist ziemlich heftig", gibt sie zu. Aber man soll all die "Ponyhütchen"-Produkte ja auch nicht essen, sondern sich lieber damit einschmieren. Jochen Schweizer ist skeptisch. Mit "natürlichen" Produkten hat es der Erlebnis-Guru irgendwie nicht so. "Hundekacke ist auch natürlich", sagt er. Da ist was dran. Aber riecht die auch so gut? Wohl kaum.
Aber auch die anderen Löwen halten sich zurück. Ralf Dümmel bringt es irgendwann auf den Punkt. Die sichtlich nervöse Hendrike präsentiert sich mit zu wenig Biss. Da sei keine markante DNA erkennbar, so der Vertriebsprofi. Und als Kosmetik-Expertin Judith Williams auch noch erfährt, dass bisher keines der "Ponyhütchen"-Produkte dermatologisch getestet wurde, ist der Ofen endgültig aus. Alle Ponys müssen zurück in den Stall. Egal, wie gut sie riechen.
Angst in deutschen Zahnarztpraxen
Auch die beiden Karies-Experten Randall Pitts und Philip Kirchhoff sind überzeugt von ihrem Produkt. Mit ihren "Penta-Sense"-Lutschpastillen wollen sie die Nation von Karius und Baktus befreien. Zwei Gramm Xylit gelutscht, und Ruckzuck ist der Mund komplett säurebefreit. "Gibt’s nicht schon seit Ewigkeiten Xylit-Kaugummis auf dem Markt?", fragt Frank Thelen in die Runde.
Ja, schon. Nur kann man in Kaugummis keine zwei Gramm von dem Wirkstoff unterbringen. Ergo: Wenn der Rachen richtig sauber sein soll, dann funktioniert das nur mit "Penta Sense"-Lutschpastillen.
Frank ist trotzdem raus. Das könne man zu einfach kopieren, so der Start-up-Fachmann. Judith und Ralf finden jedoch Gefallen an der Präsentation und lassen schließlich 150.000 Euro springen. Nun gehören ihnen 30 Prozent von "Penta Sense". Und in Deutschlands Zahnarztpraxen geht die Angst um.
30 Prozent? Game over!
Wer traut sich diesmal noch in die "Höhle der Löwen"? Da haben wir noch das etwas aus der Reihe tanzende Mutter/Sohn-Gespann, das die Investoren mit selbstgebundenen Geschenkschleifen um die Finger wickeln will. Man habe in der Vergangenheit schließlich schon enge Schleifkontakte zu Disneyland und vielen großen Firmen aufnehmen können, so Mama Fritsche vom "Schleifenparadies". Aber mehr als fünf Glückwünsche für die Zukunft sind nicht drin.
Schicke Schleifen überzeugen die Löwen an diesem Abend ebenso wenig wie die Symbiose aus traditionellem Spielzeug und digitalem Content. Mit dieser Mixtur entern die beiden Kinderzimmer-Tüftler David Völker und Ansgar Messmer die Höhle. Einzig Ralf Dümmel ist Feuer und Flamme, als die beiden Erfinder ihren interaktiven Spieleteppich "Teppino" ausrollen. Doch geforderte 30 Prozent wollen David und Ansgar nicht abgeben. Game over.
Heiß auf das "Handtuch der Zukunft"
30 Prozent wären den drei Fitness-Freunden Lennart Riepen, Florian Goecke und Paul Dudda wahrscheinlich auch "too much" gewesen. Aber um große Verhandlungen muss sich das Trio am "Tag X ihrer bisherigen Business-Karriere" keine Gedanken machen. Die Löwen fressen den ultimativen Siegern des Abends nämlich förmlich aus der Hand. Mit ihrem "Towel+" sorgen Lennart, Florian und Paul nicht nur für große Augen in der Löwenhöhle, sondern auch für ein zähes Ringen um die "Beute".
Alle sind heiß auf das "Handtuch der Zukunft". Am Ende sind es schließlich Ralf Dümmel und Jochen Schweizer, die das Rennen machen und sich demnächst wahrscheinlich in jedem Fitnessclub der Republik eine Membership-Karte ausstellen lassen.
Quelle: ntv.de