Hamlet und Bratkartoffeln Ganz reizend, dieser Gerhard Schröder
18.07.2018, 18:35 Uhr
"Er tut alles für mich - und ich für ihn": Soyeon Kim und Gerhard Schröder.
(Foto: imago/localpic)
Wussten Sie, dass Gerhard Schröder super Bratkartoffeln macht? Dass er spontan Hamlet zitieren kann? Und dass seine fünfte Ehe total Schicksal ist? Nein? Aber jetzt. Der Ex-Kanzler stürzt ins Boulevard ab, dass es einen schüttelt.
Erinnern Sie sich noch an Gerhard Schröder? An den Gerhard Schröder, der einstmals Bundeskanzler war? An den, der George W. Bush beim Irak-Krieg die Stirn bot? An den, der Deutschland mit der Agenda 2010 eine Jahrhundertreform verordnete - egal, wie man die heute auch beurteilen mag?
Ja, die Jüngeren unter Ihnen mögen das für ein Ammenmärchen halten, aber diesen Gerhard Schröder gab es tatsächlich mal. Wer es nicht glaubt, findet bei Youtube bestimmt noch die einen oder anderen Beweisvideos. Aber vorsichtig: Die sind nur in SD-Qualität.
Alles nur Missverständnisse?
Inzwischen ist dieser Gerhard Schröder in Vergessenheit geraten. Heute nimmt man den Mann, der einst an den Toren rüttelte, um Kanzler der Deutschen zu werden, stattdessen vor allem als Wladimir Putins Pipeline-Promoter wahr. Das passt natürlich in eine Zeit, in der selbst der amtierende US-Präsident seinem Kumpel aus Moskau mehr Glauben schenkt als den eigenen Geheimdiensten. Ach so, nee, sorry, war ja alles nur ein Missverständnis.

Die beiden haben am 2. Mai in Seoul geheiratet. Am 5. Oktober soll die Hochzeit in Berlin gefeiert werden.
(Foto: imago/Future Image)
Dass auch Schröders vier bisherige Ehen alle nur Missverständnisse waren, könnte meinen, wer der jetzigen fünften Gattin des 74-Jährigen, der Koreanerin Soyeon Kim, zuhört. Sie denkt nämlich, "dass unsere Beziehung vom Schicksal gelenkt wurde". Ja, das dächte sogar nicht nur sie, erklärt sie. Das dächten sie beide. Und zwar oft.
Kim Soyeon oder Kim Kardashian - egal
Womit wir beim zweiten Themenkomplex wären, um den sich beim Altkanzler inzwischen alles zu drehen scheint. Sein Privatleben. Schröders offensichtlich neuer Hauspostille "Bunte" sei Dank, reihen sich die News über sein Liebesleben, seine Hochzeit im Mai und die Zukunftspläne mit seiner Kim mittlerweile bestens in die Nachrichten über Sarah Lombardis neuen Lover, die Ehe eines ehemaligen "Bachelors" oder das jüngste Kardashian-Po-Selfie ein. Fehlt eigentlich nur noch, dass Soyeon Kim schwanger wird und wir brandaktuell aus dem Kreißsaal über das frische Eltern-Glück neben Sila Sahins Beinahe-Sturzgeburt im Flugzeug berichten dürfen.
Zum Fremdschämen war es bereits, als einen Schröder und Kim im Januar unter der Überschrift "Ja, es ist Liebe" in bester Photoshop-Manier vom Cover der "Bunten" herunter anstrahlten. Aber es geht ja bekanntlich immer noch ein bisschen schlimmer. Und so legt das Blatt nun mit weiteren Details aus dem Alltag der beiden Turteltauben nach. Aus originärer Quelle, versteht sich, auch wenn diesmal lediglich die frisch gebackene Gemahlin aus dem Nähkästchen plaudert.
Frühstück lecker! Kimchi ihh!
Schröder stand unterdessen vermutlich am Herd und machte Bratkartoffeln. Die kann er nämlich ganz besonders gut, seit er sich dafür Tipps von Star-Koch Alfons Schuhbeck geholt hat. "Das finde ich reizend von Gerhard", erklärt seine Ehefrau, die noch darum kämpfen muss, ihren Schatz auch für die Küche ihrer Heimat zu erwärmen. Kimchi - fermentierten Chinakohl mit scharfer Soße, den Koreaner zu jeder Mahlzeit essen - finde Schröder jedenfalls "fürchterlich", weiß die 48-Jährige zu berichten.
Aber was soll's? Ihr scheinen die Altkanzler-Bratkartoffeln ja zu schmecken. "Seit ich mit Gerhard zusammen bin, habe ich dreieinhalb Kilo zugenommen", verrät Kim und outet sich als Fan der deutschen Küche. "Am meisten genießen Gerhard und ich unser Frühstück: Grapefruit, Joghurt, frische Brötchen, Kaffee. Das zelebrieren wir", fügt sie hinzu.
Alles aus dem Stegreif
Mit der Tatsache, die bereits fünfte Ehefrau am Küchentisch des Altkanzlers zu sein, hat Kim nicht nur aus Schicksalsgründen so gar kein Problem. "Er tut alles für mich - und ich für ihn. Gerhard ist als Ehemann ganz unkompliziert", gerät sie ins Schwärmen. Von ein paar anderen Qualitäten Schröders ganz zu schweigen. So lese er ihr etwa Gedichte von Goethe, Rilke und Schiller vor. Und nicht nur das: "Er kann aus dem Stegreif heraus Hamlet zitieren. Auch das bewundere ich an meinem Mann."
Weil es ja stets auch um das Sein oder Nichtsein geht, ist es Kim natürlich auch wichtig, dass ihr Gerd weiß, wie viel ihr der Beruf als Dolmetscherin bedeutet. Dieser brachte ihr bisher nicht nur Tätigkeiten für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen ein, sondern auch für Ex-Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel. "Das Schöne ist, dass wir dieselben Leute kennen, unabhängig voneinander", sagt Kim, auch wenn Schröder seine Amtsnachfolgerin Merkel vermutlich am liebsten nie kennengelernt hätte.
S wie Schicksal
"Es lag auf der Hand, dass wir uns irgendwann auf einer Wirtschaftskonferenz kennenlernen mussten, so ist es ja dann auch passiert", erklärt die Koreanerin weiter. Da ist es wieder, das schier unausweichliche Schicksal, das die beiden zusammengeführt hat.
Wer daran nun noch irgendeinen Zweifel haben sollte, möge doch bitte einen Blick auf das Nummernschild des deutschen Zweitwagens von Soyeon Kim werfen. "Auf dem Kennzeichen steht H für Hannover und dann die Initialen GS", sagt die Autobesitzerin. "Jeder denkt, die beiden Buchstaben stehen für Gerhard Schröder. Das ist falsch. Sie stehen für Gerhard und Soyeon. Das S verbindet uns." Vielleicht aber steht ja auch dieses S für Schicksal. Oder für Schüttelfrost. Der droht einen zumindest bei Schröders Absturz ins Boulevard zu befallen.
Quelle: ntv.de, mit dpa