Geheimvertrag bleibt versiegelt Prinz Andrew wechselt Verteidigungstaktik
28.10.2021, 22:22 Uhr
Prinz Andrew muss sich auf seine Aussage vorbereiten: Bis Juli 2022 will der Richter alle Zeugen hören.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Missbrauchsvorwürfe haben Prinz Andrew bereits seine royalen Ämter gekostet. Und ein Gerichtstermin rückt näher. Zu seiner Verteidigung verwies der 61-Jährige auf einen Vergleichsvertrag, den er mit der Klägerin einst geschlossen hat. Doch nun beantragt sein Anwalt, das Dokument zu versiegeln.
Der Fall um Prinz Andrew nimmt eine überraschende Wende: Als größter Trumpf des Sohns von Queen Elizabeth II. galt im Missbrauchsskandal bislang eine Vergleichsvereinbarung: Das bis dato versiegelte Dokument soll Andrews mutmaßliches Opfer Virginia Giuffre 2009 unterzeichnet haben, was in den Augen der Anwälte des Royals eine Anklage unmöglich mache. Um diese Argumentation zu untermauern, forderte Andrews Rechtsbeistand zuletzt noch die Offenlegung der Akten. Doch inzwischen hat der Prinz offenbar eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen und will das Papier zurückhalten, wie etwa das US-Portal "itv" berichtet.
Laut dem Bericht habe der Anwalt des Prinzen, Andrew Brettler, nun beantragt, dass der Inhalt des Dokuments weiter geheim bleibt. Der zuständige Richter Lewis Kaplan habe diesem Antrag bereits am vergangenen Mittwoch zugestimmt. Eine Begründung, wieso sich das Team von Prinz Andrew für diesen radikalen Strategiewechsel entschieden hat, lieferte der Bericht nicht. Er legt jedoch die Vermutung nahe, dass die besagte Vergleichsvereinbarung doch nicht geeignet ist, den Prinzen zu entlasten.
Aussagen unter Eid erwartet
Zugleich ordnete das Gericht an, dass alle Aussagen bis Mitte Juli 2022 abgeschlossen sein müssen, wie die britische Nachrichtenagentur PA in der Nacht zum Dienstag meldete. Es wird erwartet, dass sowohl der Sohn von Königin Elizabeth II. als auch die Klägerin unter Eid aussagen werden. Die US-Amerikanerin wirft Andrew vor, sie vor gut 20 Jahren als Teenager sexuell missbraucht zu haben, und fordert Schadenersatz. Der Royal weist dies kategorisch zurück.
Damit dürfte der Fall auch die Feiern zum 70. Jahrestag der Thronbesteigung der Queen überschatten. Dafür ist Anfang 2022 ein langes Wochenende mit zahlreichen Veranstaltungen geplant. Giuffre gibt an, vom inzwischen gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell als Jugendliche wie Dutzende andere Minderjährige zur Sexsklavin gemacht worden zu sein. Prinz Andrew steht seit Jahren wegen seiner früheren Freundschaft zu Epstein in der Kritik und hat sich deshalb von seinen royalen Aufgaben zurückgezogen.
Quelle: ntv.de, mau/spot