Kino

Musicalverfilmung von "Cats" Katzenjammer der schlimmsten Sorte

Die CGI-Effekte des Films werden von vielen Zuschauern kritisiert.

Die CGI-Effekte des Films werden von vielen Zuschauern kritisiert.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gehören Sie zu den Menschen, die vergangenen Sommer den "Cats"-Trailer sahen und sich fremdschämten? Dann gucken Sie sich die neue Musicalverfilmung lieber nicht im Kino an. Denn wenn selbst Hollywood-Größen nichts reißen, ist dem Film auch nicht mehr zu helfen.

Mit mehr als 50 Millionen Zuschauern ist "Cats" eines der erfolgreichsten Musicals der Welt. Ganze 21 Jahre wurde es seit seiner Erscheinung im Jahr 1981 in London gezeigt - das hat bisher noch kein anderes Musical geschafft. Auch in New York, Hamburg, Wien und vielen weiteren Städten konnte es Erfolge feiern. Nun hat es das Stück, das auf T.S. Eliots "Old Possum’s Book of Practical Cats" basiert, zum zweiten Mal von der Bühne auf die Leinwand geschafft. Doch vermutlich würde Oscar-Regisseur Tom Hooper seine Produktion sofort wieder rückgängig machen, wenn er könnte. Denn er hat sich mit ihr keinen Gefallen getan.

Die schüchterne Katze Victoria (Francesca Hayward) wird auf einer Londoner Müllkippe ausgesetzt und stößt dort auf die "Jellicle Cats". Die Katzenschar stellt sich der Außenseiterin mit Gesängen und Tänzen vor und erzählt ihr von einem Wettbewerb, der gleich stattfinden wird: Beim "Jellicle Ball" wählt die Jellicle-Anführerin Alt Deuteronomy (Judi Dench) eine Katze aus, die wiedergeboren werden darf. Zahlreiche Katzen aus der Umgebung bewerben sich dafür mit eigenen Songs und Performances: die faule Gumbie-Katze (Rebel Wilson), der dicke Bustopher Mürr (James Corden), der alte Gus (Ian McKellen), der Charmeur Rum Tum Tugger (Jason Derulo) und die verstoßene Grizabella (Jennifer Hudson). Auch der heimtückische Straßenkater Macavity (Idris Elba) versucht sich in den Wettbewerb zu tricksen.

Um die Verfilmung so nah wie möglich an das Bühnenstück anzulehnen, setzten die "Cats"-Macher auf CGI-Effekte. Das war offensichtlich schwieriger als gedacht. Denn die animierte Verschmelzung von Mensch und Katze ist in keinster Weise gelungen. Es ist erstaunlich, wie halbherzig die Gesichter der Schauspieler auf die pelzigen Tiere gesetzt wurden. Auch die Hände und Füße dieser Kreaturen sind unverändert und kahl. Und dass ihre computeranimierten Schwänze noch dazu viel zu lang und ständig in Bewegung sind, macht den Anblick nicht weniger verstörend. Mit den Dimensionen wollte es aber in vielerlei Hinsicht nicht klappen. Es ist völlig unklar, wie groß die Katzen sind, denn je nach Szene und Ansicht ändern sich die Maßstäbe. Mal können sie sich an einem Mülleimer abstützen, mal kriegen sie ihn nur mit Teamwork und viel Kraftaufwand umgestürzt.

"Cats" testet die Ausdauer der Zuschauer

Viele dieser Details wurden bereits im Juli massiv kritisiert, als Universal den ersten Filmtrailer veröffentlichte. Mit seinen seltsamen Art-Designs, die von Kritikern auch "digitale Felltechnologie" genannt wurde, wurde er zur Zielscheibe des Spottes. Wäre "Cats" ein billig produzierter Trashfilm, könnte man über den einen oder anderen Patzer vielleicht noch hinwegsehen. Aber nicht bei einer 100-Millionen-Dollar-Produktion von Universal - mit einem Regisseur, der für seine Musicalverfilmung "Les Misérables" mit drei Oscars ausgezeichnet und für acht nominiert wurde. Es ist sicherlich für jeden Regisseur schwer, ein Musical zu verfilmen. Trotzdem war Hooper nicht der richtige für den Job, obwohl er wieder seine Erfolgsgaranten von 2012 einsetzte.

Als Schadensbegrenzung für die nicht aufhörende Kritik kündigte Universal nun vier (!) Tage nach Filmstart in Großbritannien eine überarbeitete Version an. Sie soll von Hooper gefordert worden sein und demnächst in den Kinos laufen. Er hatte die Produktionsfirma mehrfach gebeten, den Starttermin aus Zeitgründen nach hinten zu verlegen. Sogar der Presse musste der Film aufgrund der ständigen Änderungen zwei Mal innerhalb von zwei Wochen gezeigt werden. Universal bestand dennoch darauf, dass "Cats" in der Weihnachtszeit erscheine. Eine neue Version in dieser Art ist ein Phänomen, bislang wurde das nur bei einigen Computerspielen gemacht, wenn sie zu früh auf den Markt kamen. Ob das Update den Film retten kann, ist aber fraglich. Denn die schlechten Effekte sind nicht das einzige, was fassungsloses Kopfschütteln bereitet.

Schauspielerin Rebel Wilson (l.) kann im Film mit einigen Gags punkten.

Schauspielerin Rebel Wilson (l.) kann im Film mit einigen Gags punkten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Traurigste an der Produktion ist, dabei zusehen zu müssen, wie sich die Starbesetzung selbst zerlegt. Idris Elba, Jennifer Hudson, Ian McKellen - sie alle können einem leid tun. Sogar Popstar Taylor Swift wurde mit in die Misere gerissen. Aber warum mussten sie das ausgerechnet der wundervollen Judi Dench antun, die einst in "Eine kleine Nachtmusik" am Broadway brillierte? Es ist herzzerreißend … Wer auf Musicals steht, wird vielleicht Gefallen an dem einen oder anderen Lied finden. Aber auch einzelne schauspielerische Leistungen machen "Cats" nicht sehenswert. Die Darsteller tragen selbstverständlich keine Schuld an dem Skript und noch weniger an den Special Effects, aber einen Gefallen haben sie sich mit ihrem Mitwirken an "Cats" wirklich nicht getan.

Allein für Talkshow-Host James Corden und Schauspielerin Rebel Wilson hat sich das Mitwirken an "Cats" vielleicht sogar wirklich gelohnt. Durch einfache, schnelle Witze schaffen sie es an einigen Stellen, den Zuschauer doch dazu zu kriegen, seine Mundwinkel nach oben zu verziehen. So schrieb eine US-Amerikanerin nach dem Kinobesuch auf Twitter, die Szenen mit Corden seien wahrscheinlich "der beste Part gewesen, und ich glaube, das sagt alles". Die erste Hälfte des Films habe sie sich gefühlt, als ob sie LSD genommen hätte - in der zweiten Hälfte dagegen habe sie sich gewünscht, LSD genommen zu haben. Angesichts der langatmigen zwei Stunden ohne jeglichen Spannungsbogen ist ihr Wunsch durchaus nachvollziehbar.

"Cats" läuft ab sofort in den Kinos.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen