Von Webb über Raabe bis Fitzek Mit Krimis und Thrillern durch den Sommer
25.06.2023, 11:54 Uhr Artikel anhören
Und im Sommer am Strand gibt's einen Thriller auf die Ohren.
(Foto: imago images/Westend61)
Wer sich im Sommerurlaub entspannen möchte ohne dabei auf Spannung zu verzichten, für den sind die folgenden Hörbücher ein heißer Tipp. Es geht um ein Cold-Case-Debüt, einen Showdown zwischen zwei Serienkillern und einen Elternabend mit Lacher-Garantie. Und alle Thriller haben eins gemeinsam: Suchtgefahr.
"Der Tote von Wiltshire" von Katherine Webb
14 Jahre im Gefängnis. Unschuldig. Und der einzige Mensch, der ihr helfen kann, ist der Polizist, der sie einst verhaftet hat: Hedy Lambert, Haushälterin auf dem Anwesen von Professor Ferris in der Grafschaft Wiltshire. Sie soll dort einen Mann erstochen haben, den zunächst alle für den lange verschollenen Sohn des Professors gehalten haben. Er war es nicht. Und Hedy nicht die Mörderin. Oder doch? Inspector Matthew Lockyer hatte vor 14 Jahren schon Zweifel - und als er einen Anruf aus dem Gefängnis von Hedy erhält, der besagt, dass Ferris' Sohn wieder aufgetaucht sei, rollt Lockyer den einst abgeschlossenen Fall wieder auf.
Gemeinsam mit seiner Partnerin geht Lockyer erneut auf Spurensuche, nutzt neue kriminaltechnische Möglichkeiten und muss sich ganz nebenbei noch um sein eigenes Leben kümmern, das seit dem Tod seines jüngeren Bruders vor mehr als einem Jahrzehnt aus der Bahn geraten ist. Im Privaten eher still und mundfaul, blüht er bei den Ermittlungen auf, denkt um drei Ecken, kämpft gegen Windmühlen und löst nicht nur den alten Mord auf, sondern gleichzeitig noch drei andere damit zusammenhängende Fälle - in einem knappen Monat.
"Der Tote von Wiltshire" ist der erste Kriminalroman der englischen Bestsellerautorin Katherine Webb. Gelesen wird er von Steffen Groth, Meister des Krimi- und Spannungsfachs und bei Webbs Buch voll in seinem Element. "Der Tote von Wiltshire" ist für alle Fans klassischer, britischer Kriminalromane ein absolutes Muss - und auch nicht Webbs letztes Werk in diesem Genre: Lockyer wird weiter ermitteln.
"Seventeen" von John Brownlow
Eine Fortsetzung wünscht man sich als Zuhörer auch von John Brownlows "Seventeen". Die Nummer 17 ist der beste Serienkiller, den es aktuell auf der Welt gibt. Er bekommt einen Auftrag, erledigt ihn. Schluss. Aber Seventeen tötet mit Moral: Unschuldige Opfer sind ihm zuwider. Er tritt zwar großkotzig auf - fährt auch schon mal Bugatti Veyron -, zeigt aber auch Gefühle. Er ist innerlich nicht tot. Aber als er einen Auftrag in Berlin abschließt und einen Banker killt, der es wirklich verdient hat, folgt direkt der nächste Job: Auch den erledigt er, nimmt dabei eine Speicherkarte an sich, die von einem komplizierten Code geschützt ist, den nur Geheimdienste verwenden. Und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse.
Seventeen soll Jagd auf "Sixteen" machen, seinen Vorgänger, der vor Jahren einfach abgetaucht ist und bisher wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Aber Seventeen spürt ihn auf, lernt dabei eine Frau kennen, muss eine andere entführen – und es kommt zum Showdown der beiden Serienkiller. Doch ein schwarzer Hubschrauber ohne Erkennungszeichen, der Raketen auf die beiden Kampfhähne abfeuert, bringt Seventeen zum Nachdenken: War der Auftrag, Sixteen zu töten, eine Falle, um ihn selbst aus dem Verkehr zu ziehen? Und wieso? Was hat es mit der Speicherkarte auf sich? Welche Rolle spielt sein Auftraggeber? Und wie passt er da rein?
John Brownlows "Seventeen" ist ein Pageturner, der als Hörbuch mit der Stimme von Julian Mehne sogar noch an Zugkraft, Spritzigkeit und Tempo gewinnt. Es gibt Action, coole Sprüche, Gefühl - und einen Helden, der es mit "John Wick" oder "James Bond" locker aufnehmen kann!
"Elternabend" von Sebastian Fitzek
Helden gibt es auch in Sebastian Fitzeks neuem Roman "Elternabend" - aber eher unfreiwillige. Allen voran Sascha Nebel, seines Zeichens Kleinkrimineller und Vater. Als er sich in Berlin an das Steuer eines SUV setzt, wird dieser von einer verrückt erscheinenden Frau attackiert und demoliert. Hat sie was gegen Nebel? Die Frage drängt sich in den Hintergrund, als eine Polizeikolonne anrückt, die eigentlich eine Klima-Demo in den Griff bekommen soll. Der SUV steht zwischen den Fronten. Als die Frau flieht, tut es Nebel ihr gleich. Es ist schließlich nicht sein SUV.
Die Polizei nimmt die Verfolgung auf. Nebel rennt durch ein Waldstück, landet auf einem Parkplatz, vor der geöffneten Tür eines Reisebusses. Er steigt ein. Drinnen scheint man schon auf ihn gewartet zu haben. Mit an Bord ist auch die Krawall-Frau. Was Nebel nicht weiß: Der Bus fährt die Eltern einer Schulklasse zu einem Elternabend auf eine Insel - und er wird fälschlicherweise als Vater eines Sprösslings wahrgenommen, der jüngst eine Klassenkameradin verprügelt haben soll. Der Hass der Eltern ist Nebel sicher und auch die Frau, die den SUV zu Klump gehauen hat, ist ihm zunächst nicht wohlgesonnen. Auf der Insel angekommen, gehen die Gesprächskreise mit Lehrerin, Betreuer und jeder Menge schräger Eltern-Charaktere direkt los.
"Elternabend" ist kein klassischer Fitzek'scher Psychothriller. Er ist vielmehr eine Horrorgeschichte aus dem Alltag à la Stephen King. Nur viel witziger. Nebel tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste, stolpert von einer urkomischen Situation in die andere. Das Buch erinnert an "Schreib oder stirb" von Fitzek und Micky Beisenherz. Lacher garantiert. Aber auch ernste Momente, schließlich lernt man nicht aus Spaß. Und auch Nebel sitzt nicht zum Spaß in dem SUV zu Beginn des Buches. Hier kommt Zimt ins Spiel und eine Internet-Challenge – mit Todesfolge. Also doch irgendwo ein typischer Fitzek? Die gewohnt nonchalante Stimme von Simon Jäger spricht dafür - das Ende von "Elternabend" eher nicht.
"Das Ende von Eden" von Stephen Amidon
Das Ende von "Das Ende von Eden" lässt die Zuhörer ebenfalls nicht los. Stephen Amidons Werk fesselt auch noch nach der letzten Hörminute! Das liegt zum einen am Ort des Geschehens: Emerson, eine amerikanische Bilderbuch-Vorstadt, die sofort Assoziationen mit "Desperate Housewives" weckt. Und wie bei der Kult-TV-Serie täuscht auch in Emerson der schöne Schein. Als die junge Eden tot aufgefunden wird, setzt sich eine Spirale aus Lüge, Verrat und asozialem Verhalten in Gang, die nicht zu stoppen scheint.
In der Mordnacht waren drei Jugendliche bei Eden, wie sich bald herausstellt: Jake, aus der reichsten Familie des Orts stammend und ein Arschloch vorm Herrn; Hannah, Jakes Freundin, liebenswert, herzlich, aber auch psychisch instabil, und Christopher, der geborene Außenseiter. War es einer von ihnen? Oder hängen die Eltern da mit drin? Wer hat etwas zu verbergen, wer etwas zu verlieren? Und spielt Jakes Vergangenheit eine Rolle, in der schon Schweigegeld an ein misshandeltes Mädchen geflossen ist? Ein Augenzeuge weiß all die Antworten. Aber auch er hat sein Päckchen zu tragen. Irgendwie ist klar, dass weiteres Blut fließen muss in dieser idyllischen US-Vorstadt voller Intrigen und Lügen.
"Der Morgen" von Marc Raabe
Intrigen und Lügen spielen auch in Marc Raabes neuem Bestseller "Der Morgen" eine große Rolle. Es geht um Politik, Freundschaft, Mord, Größenwahn - die ganz normalen Dinge des Lebens also. Und alles beginnt so richtig, als an der Berliner Siegessäule der Leichnam einer Frau gefunden wird. Auf ihrem Körper steht eine Adresse. Und die führt zum Domizil des deutschen Bundeskanzlers. Das birgt nicht nur medialen Sprengstoff, wie auch die junge Kommissaranwärterin Nele Tschaikowsky weiß. Ihr wird Artur Mayer zur Seite gestellt, ein knallharter Ermittler, allerdings freigestellt. Er wurde einem hohen Vorgesetzten gegenüber handgreiflich. Eine Frauengeschichte.
Warum gerade Mayer nun den Fall mitbearbeiten soll, ist Hannah zunächst schleierhaft, ahnt sie doch nichts von der Verbindung Mayers zum Bundeskanzler. Die führt in die Jungend der beiden zurück, in die Vergangenheit. Und da gibt es ein Geheimnis, das besser verborgen bleibt. Oder doch nicht? "Der Morgen" ist der Start einer neuen Thriller-Reihe und der ist mehr als nur gelungen. Auch dank der Stimme von Genre-Tausendsassa Peter Lontzek erinnert das Hörbuch an einen Kinofilm, lässt den Zuhörer immer tiefer in den Sessel rutschen und jede Minute dieses Spannungs-Meisterwerks gebannt verfolgen. Hier ruft die große Leinwand!
"Finsternebel" von Camilla Läckberg und Henrik Fexius
Fans von Thriller-Serien sind auch bei dem schwedischen Autorenduo Camilla Läckberg und Henrik Fexius bestens aufgehoben. Vor kurzem ist mit "Finsternebel" der zweite Band ihrer auf eine Trilogie angelegten Reihe um Kommissarin Mina Dabiri und den Mentalisten Vincent Walder erschienen. Die beiden kennen sich von einem früheren Fall ("Schwarzlicht"). Sie sind sich auf Anhieb sympathisch. Das kommt nicht von ungefähr: Dabiri desinfiziert alles, trägt Unterwäsche nur einen Tag und schmeißt sie direkt weg, duscht mehrfach und ultraheiß jeden Tag. Ihr Horror sind Menschenmengen, Schweiß, Schmutz, allein die Vorstellung an das simple Händeschütteln macht sie schon krank.
Walder wiederum ist in zweiter Ehe verheiratet, mit der äußerst eifersüchtigen Schwester seiner Ex-Frau. Er hat insgesamt drei Kinder, wovon mindestens eines hyperintelligent erscheint. Walder kann die "Macken" von Dabiri nachvollziehen, spricht nicht darüber, lässt sie einfach sie selbst sein. Man ahnt, wohin das führen könnte. Wenn da die Arbeit nicht wäre: In Stockholm wird ein Kind entführt. Alles erinnert an einen zurückliegenden Fall, damals wurde das Kind nach drei Tagen tot aufgefunden. Auch diesmal kommen Dabiri und ihre Polizeikollegen zu spät. Es scheint, als sei der Täter ihnen immer einen Schritt voraus. Dann verschwindet ein drittes Kind. Etwas Großes scheint im Gange zu sein. Vielleicht Menschenhandel? Ein Pädophilen-Ring? Gar eine Sekte? Alles erscheint möglich und auch Walder ermittelt nun. Es ist ein Spiel gegen die Zeit, dass in die eigene Vergangenheit führt. "Schwarzlicht" und "Finsternebel" zeigen, wie großartig düster und witzig Thriller aus Schweden sein können, erst recht, wenn sie von Vera Teltz gesprochen werden. Die Benchmark ist auf alle Fälle gesetzt!
Quelle: ntv.de