Greta spricht über Segeltörn "Die Reise wird hart"
14.08.2019, 13:51 Uhr
Mögliche Strapazen während ihrer Atlantiküberquerung sind Greta Thunberg klar: "Dann werde ich mich eben zwei Wochen lang übergeben", sagt sie.
(Foto: picture alliance/dpa)
Läuft alles nach Plan, verbringt Greta Thunberg zwei Wochen auf hoher See, ehe sie New York erreicht. Mit dem "Stern" hat die Klimaaktivistin darüber gesprochen, ob sie seefest ist, womit sie sich an Bord die Zeit vertreiben möchte und vor welche Herausforderungen sie ihre Asperger-Erkrankung stellt.
Sie hat keinerlei Segelerfahrung und will trotz Hurrikan-Saison zu einem zweiwöchigen Turn über den Atlantik aufbrechen: Um ihren Kampf gegen die Klimakrise voranzutreiben, scheint die 16-jährige Umweltaktivistin Greta Thunberg vor nichts zurückzuschrecken. Vor dem Start ihrer Überfahrt von Plymouth nach New York hat Thunberg mit dem "Stern" über die anstehende Reise und ihre Beweggründe gesprochen.
Gleich zu Beginn des Interviews stellt die Klimaaktivistin klar: "Die Reise wird hart und eine Herausforderung." Aber es gebe eben auch nicht viele Menschen, die die Möglichkeit haben, auf diese Weise zu reisen. Dass sie seekrank werden könnte, schließt Thunberg nicht aus. "Dann werde ich mich eben zwei Wochen lang übergeben", sagt sie. An Bord gebe es allerdings Medizin gegen Seekrankheit. Außerdem vertraue sie den beiden Profiseglern Boris Herrmann und Pierre Casiraghi und dem Spezialboot "Malizia", das mit modernster Technik ausgestattet sei.
Während der Überfahrt plane sie vor allem, sich zu entspannen, so Thunberg. Sie wolle viel lesen und Hörbücher hören, sagt sie. Ein Vorteil sei, dass sie an Bord des Schiffes keine Interviews geben müsse und keine Termine habe. Ihre Asperger-Erkrankung sieht die Schwedin nicht als Problem für die strapaziöse Reise. Den "Stern"-Journalisten erklärt sie: "Was mir hilft, ist ein begrenzter Raum, feste Routinen und klare Anweisungen." Hilfreich für sie sei, dass sie auf See keine neuen Leute treffe, so dass sie keine neuen Eindrücke verarbeiten müsse. Allerdings sei man an Bord auch nicht allein. Doch die Vorhänge vor den Kojen würden ihr helfen, sich zurückziehen zu können.
Je nach Wetterlage soll die "Malizia" in 14 Tagen in New York eintreffen. Dort möchte Thunberg dann am UN-Klimagipfel teilnehmen. Einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump erteilt sie auf Nachfrage immer noch eine Absage. "Was soll ich ihm sagen, was er nicht schon von anderen gehört hat. Er hört ihnen offensichtlich nicht zu. Warum sollte er also mir zuhören?" Selbst wenn sie eine Einladung des Trump-Teams erreichte, würde sie "Nein sagen".
"Natürlich ist das naiv"
Immer wieder sagen Kritiker, dass Gretas Forderungen unrealistisch seien. Einige nennen sie naiv. Kritik, die die Aktivistin kennt und einordnet. "Natürlich ist das naiv", sagt sie. "Aber wie sonst sollen wir es tun? Ich glaube, wenn wir genügend internationales Bewusstsein für das Klima schaffen, dann öffnen wir den Menschen die Augen."
Ihr Vater, Svante Thunberg, ist der Meinung, dass das Engagement seiner Tochter guttue. Er wird mit an Bord der "Malizia" gehen, schon nach Davos zum Wirtschaftsforum hatte er seine Tochter begleitet und mit ihr in einem Zelt geschlafen. Früher sei es ihr oft schlecht gegangen, wegen ihrer Krankheit, ihrer Essstörung und ihren Stimmungen, sagt er. Sie habe vor ihren Mitschülern kaum essen können, sei abends weinend ins Bett gegangen. Dies sei nun anders. "Im Zelt in Davos schlief sie durch, während ich kein Auge zumachte", sagt der 50-Jährige im "Stern"-Interview und betont: "Ihr geht es nicht nur besser. Ihr geht es unfassbar viel, viel besser!" Er ist sich sicher, dass er es merken würde, wenn dies nicht so wäre. "Sie ist total durchsichtig." Er ist sich auch sicher, dass es seiner Tochter nicht um die Berühmtheit gehe. "Berühmtsein bedeutet nichts. Absolut nicht!", sagt Svante Thunberg. "Es kann nett sein, aber auch sehr schwer." Allerdings lässt der Vater auch durchblicken, wie stolz er auf seine Tochter ist: "Sie ist eine der mutigsten Menschen, die ich kenne", sagt er und fügt hinzu: "Gestern sah sie das erste Mal das Boot und sagte nur: Alles klar."
Im Dezember wollen Greta Thunberg und ihr Vater noch zur Klimakonferenz nach Santiago de Chile reisen. Wie sie da hinkommen, wissen sie noch nicht. Genauso wenig hätten sie sich bislang Gedanken darüber gemacht, wie sie später wieder zurück nach Europa kommen werden, sagt Svante Thunberg.
Das komplette Interview mit Greta Thunberg lesen Sie am Donnerstag, 15. August, in der neuen Ausgabe des "Stern".
Quelle: ntv.de, kpi