Nach Angriffen auf Maccabi-Fans Polizei räumt Propalästina-Protest in Amsterdam
10.11.2024, 18:36 Uhr Artikel anhören
Vor wenigen Tagen feierten Fans von Maccabi Tel Aviv noch auf dem Dam, dem zentralen Platz in Amsterdam.
(Foto: picture alliance / ANP)
Die Attacken auf Fans von Maccabi Tel Aviv durch propalästinensische Männer in Amsterdam wirken noch nach. Die Stadt verbietet als Reaktion Demonstrationen. Dennoch versammeln sich Menschen in der Stadt. Die Polizei greift durch.
Die Polizei in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam hat Dutzende Teilnehmer einer verbotenen propalästinensischen Demonstration vorläufig festgenommen. Hunderte Beamte waren nach Angaben der Polizei im Einsatz und trieben die Demonstranten nach vorherigen Warnungen vom Dam, dem zentralen Platz der Stadt, in die umliegenden Straßen.
Die Stadt hatte nach den Gewaltattacken gegen israelische Fußballfans am Donnerstagabend ein Demonstrationsverbot verhängt. Dennoch waren Dutzende Menschen mit palästinensischen Flaggen zum Dam gekommen.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte es nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv gezielte Angriffe auf israelische Fans gegeben. Die Attacken waren weltweit als antisemitische Gewalt verurteilt worden.
Schon vor dem Spiel hatte es Zusammenstöße von israelischen Fans und propalästinensischen Niederländern gegeben. Dabei hatten auch Maccabi-Anhänger nach Angaben der Polizei randaliert und provoziert. Videoaufnahmen zeigen, wie sie sich dafür teils mit Stangen und Latten bewaffneten und dann Menschen attackierten. Sie griffen etwa einen Taxifahrer an und zerstörten sein Fahrzeug. Er soll Marokkaner sein, berichtet das Portal "Forward". Sie rissen unter anderem mindestens eine Palästinaflagge von einer Hauswand und verbrannten sie. Das bestätigte etwa der Sprecher der Amsterdamer Polizei, Peter Holla. Zudem stimmten sie teils rassistische Schmähgesänge an wie: "Es gibt keine Schulen mehr in Gaza, weil es keine Kinder mehr gibt" oder "Lasst die IDF (Israel Defense Forces, das israelische Militär, Anm. d. Red.) gewinnen und f**** die Araber".
Angeblich auch Maccabi-Hooligans beteiligt
Das jüdische Portal "Forward" sprach in einem umfassenden Bericht der Ereignisse von einem Teil der Maccabi-Fans dann auch als "Hooligans". Jelle Zijlstra, Mitglied der jüdischen Gemeinde in Amsterdam, sagte im Interview mit "Forward": "Wurden Juden auf den Straßen attackiert? Ja, aber diese Juden waren auch gewalttätige Hooligans." Tatsächlich zeigt ein junger Niederländer auf seinem Youtube-Kanal Szenen des Abends, die deutlich machen, dass Maccabi-Fans ihrerseits Menschen jagten. Hohe Wellen schlugen im Nachgang auch Videoaufnahmen, die Attacken von Propalästinensern auf Juden zeigen sollen, tatsächlich jedoch das Gegenteil tun. Darauf machte die niederländische Fotografin Annet de Graaf aufmerksam. Von ihr stammen Aufnahmen, die für die Berichterstattung verwendet wurden. Einige Medien korrigierten daraufhin die Videos.
Die Amsterdamer Behörden hatten jedoch betont, dass die Aktionen der Maccabi-Fans keine Rechtfertigung für die gezielte Gewalt gegen die Israelis war. Und die gab es unzweifelhaft, wie ebenfalls zahlreiche Videos in sozialen Medien belegen. Dort attackieren propalästinensische Männer Fans von Maccabi Tel Aviv oder Menschen, die sie für Juden halten. Immer wieder fragen sie: "Where are you from", "woher kommst du?" und schlagen dann zu. Zahlreiche Maccabi-Anhänger erlitten Verletzungen.
Die Gewalt hatte in Israel empörte Reaktionen ausgelöst. Mehrere israelische Politiker sprachen von bestürzenden Gewaltszenen, bei denen propalästinensische Täter regelrecht Jagd auf Juden gemacht hätten. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach in einem Telefonat mit seinem niederländischen Amtskollegen Dick Schoof von einem "vorsätzlichen antisemitischen Angriff". Schoof bezeichnete die Vorfälle ebenfalls als "antisemitische Angriffe auf Israelis" die "inakzeptabel" seien.
Auch in Deutschland und weiteren Ländern zeigten sich hochrangige Politiker bestürzt. Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die Vorfälle scharf. "Die Meldungen über Gewalt gegen israelische Fans in Amsterdam sind unerträglich. Das dürfen wir nicht hinnehmen, schrieb er auf X. "Wer Jüdinnen und Juden angreift, greift uns alle an. Jüdinnen und Juden müssen sich in Europa sicher fühlen können."
Quelle: ntv.de, als/dpa