Gab es vorher Provokationen? UEFA verurteilt Jagd auf Israelis - Maßnahmen bleiben aber offen
08.11.2024, 14:21 Uhr
Israelische Fußballfans waren nach Angaben der Behörden Opfer von gezielten Attacken in Amsterdam.
(Foto: InterVision/AP/dpa)
In Amsterdam kommt es am Rande des Europa-League-Spiels zwischen Ajax und Maccabi Tel Aviv zu antisemitisch motivierten Ausschreitungen. Fünf Personen werden verletzt, es gibt 62 Festnahmen. Die Politik reagiert entsetzt, der Sport ratlos.
Antisemitismus, Jagdszenen, Entsetzen in Sport und Politik - das Europa-League-Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv ist von "abscheulichen Angriffen" überschattet worden. Fünf Personen wurden dabei laut Angaben der Polizei verletzt, es gab 62 Festnahmen. Dick Schoof, Ministerpräsident der Niederlande, sprach von "völlig inakzeptablen antisemitischen Angriffen auf Israelis". Er habe Netanjahu zugesichert, dass "die Täter aufgespürt und strafrechtlich verfolgt werden".
Nicht verifizierte Videos in den sozialen Medien zeigten Szenen, in denen israelische Fans verfolgt und regelrecht gejagt wurden. Die Polizei habe die Israelis daraufhin abgeschirmt und in ihre Hotels begleitet. In weiteren, nicht-verifizierten Videos, die in Onlinemedien zirkulierten, waren mutmaßliche Maccabi-Anhänger zu sehen, die auf Hebräisch "Nieder mit den Arabern! Wir werden gewinnen" sangen. Eine pro-palästinensische Kundgebung gegen den israelischen Fußballklub sollte ursprünglich in der Nähe des Stadions stattfinden, wurde aber aus Sicherheitsgründen von der Stadtverwaltung verlegt.
Dass der politisch-religiöse Konflikt auch auf oder an der sportlichen Bühne derart gewaltsam ausgetragen wird, macht die Aufarbeitung problematisch. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) verurteilte die Gewalt zunächst "aufs Schärfste". Der Verband werde "alle offiziellen Berichte prüfen, verfügbare Beweise sammeln, sie bewerten und alle weiteren angemessenen Maßnahmen einleiten". Wie diese aussehen könnten, ist offen.
Makkabi Deutschland stellte sich "fest an die Seite der Tel-Aviv-Fans und aller von Antisemitismus Betroffenen". Der jüdische Turn- und Sportverband sprach von "Terror" und pogromartiger Gewalt: "Jüdinnen und Juden oder israelische Fußballfans anzugreifen, ist kein 'Widerstand'."
Nach und nach hatte sich am Abend abgezeichnet, dass die Angriffe eine andere Dimension hatten als übliche Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen. Wie der Lokalsender AT5 berichtete, sollen nach dem Spiel propalästinensische Demonstranten und israelische Fans aufeinandergetroffen sein. Gegen Mitternacht habe es in der Innenstadt Schlägereien und Vandalismus gegeben. Die Social-Media-Plattformen wurden mit unbestätigten Bildern und Videos überschwemmt.
Bereits vor dem Spiel, das Ajax 5:0 gewann, sollen rund 200 propalästinensische Demonstranten versucht haben, zum Stadion zu gelangen. Eine geplante Kundgebung an der Johan-Cruijff-Arena war zuvor von der Stadt an einen anderen Ort verlegt worden. Am Donnerstagnachmittag sollen laut Polizei auch etwa zehn israelische Fans festgenommen worden sein, unter anderem wegen des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern.
Quelle: ntv.de, tno/AFP/sid