Bundeswehr zurück am Hindukusch AKK kündigt Afghanistan-Rettungsmission an
14.08.2021, 17:47 Uhr
Ende Juni beendet die Bundeswehr ihren fast 20 Jahre dauernden Afghanistan-Einsatz. Wenige Wochen später zeichnet sich eine schnelle Rückkehr ab: Die Soldaten sollen frühere, afghanische Ortskräfte retten, denen die Rache der Taliban droht.
Die Bundeswehr soll deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte möglichst schnell aus Afghanistan holen. "Die Sicherheitslage spitzt sich weiter zu. Wir werden das Auswärtige Amt bei der Rückführung deutscher Staatsbürger und weiterer zu Schützender aus Afghanistan nach Deutschland unterstützen", teilte Verteidigungsminister Annegret Kramp-Karrenbauer angesichts des rasanten Vormarsches der Taliban mit. "Wir halten hierfür einsatzbereite Kräfte bereit und werden schnellstmöglich erste Kräfte in Marsch setzen."
Zu operativen Details könne sie keine Auskunft geben, sagte Kramp-Karrenbauer. "Es hat jetzt absolute Priorität, dass wir die zu Schützenden sicher nach Deutschland bringen." Mit der Evakuierung zu Schützender werde die Bundeswehr "eine weitere zu mandatierende Operation durchführen".
Bundeswehr muss 10.000 Personen retten
Nach Informationen von ntv haben Bundeskanzlerin Angela Merkel, Innenminister Horst Seehofer, Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und Außenminister Heiko Maas am frühen Morgen über die Lage in Afghanistan beraten. Der Plan sieht demnach vor, bis zu 10.000 Personen, Helfer und ihre "Kernfamilien" aus dem Land zu bringen, um sie vor der Rache der radikalislamistischen Taliban zu retten. Sie haben im Laufe der letzten Jahre unter anderem für die Bundeswehr, das Auswärtige Amt, die Entwicklungshilfe oder andere deutsche Organisationen gearbeitet und müssen nun um ihr Leben fürchten. Erste Helfer, auch deutscher Medien, wurden bereits ermordet.
Für eine solche Aktion braucht es allerdings ein neues Bundestagsmandat. Das alte, noch laufende, decke eine Rettungsmission nicht, heißt es in Regierungskreisen. Nun soll rasch sondiert werden, ob es dafür eine parlamentarische Mehrheit in der Großen Koalition oder unter den anderen Parteien gibt.
In den letzten Tagen hatte es bereits Kritik an der schleppenden Rückholung der sogenannten "Ortskräfte" der Bundeswehr gegeben. Rund 2000 von ihnen sind inzwischen in Deutschland. Aus Regierungskreisen heißt es, dass Außenminister Maas im Bundeskabinett schon vor mehreren Wochen aufgefordert worden sei, eine umfassende Rückholaktion zu planen. Das Auswärtige Amt soll dies aber versäumt haben, weil erwartet wurde, dass der Vormarsch der Taliban sehr viel länger dauern würde.
Großer Zapfenstreich verschoben
Da eine Rettungsmission eine erneute Entsendung deutscher Soldaten nach Afghanistan zufolge hätte, soll der geplante Abschlussappell und Große Zapfenstreich für den bisherigen Einsatz verschoben werden. Sie werde dies in Abstimmung mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble dem Bundeskabinett vorschlagen, sagte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer. "Für eine sachgerechte Bilanzierung und eine Würdigung ist vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Afghanistan jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Die volle Aufmerksamkeit gilt der Evakuierung der zu Schützenden."
Die Bundeswehr hatte ihren fast 20 Jahre dauernden Einsatz am Hindukusch Ende Juni mit der Rückkehr der letzten Soldaten beendet. Am 31. August sollte es im Bendler-Block, dem Sitz des Verteidigungsministeriums in Berlin, zunächst eine Kranzniederlegung, einen Appell und Gespräche von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Hinterbliebenen und Angehörigen geben. Danach war der Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude geplant.
Quelle: ntv.de, chr/rts/AFP/dpa