Direkt neben dem KZ Auschwitz-Villa von Lagerkommandant Höß wurde verkauft
27.01.2025, 07:14 Uhr Artikel anhören
Die Kommandantenvilla, in der Höß drei Jahre wohnte. 1947 wurde er von einem Gericht in Warschau zum Tode verurteilt und in 200 Metern Entfernung von seiner ehemaligen Dienstwohnung gehenkt.
(Foto: picture alliance / zb)
Seine Frau nannte es ein "Paradies": das Haus des berüchtigten Auschwitz-Kommandanten Höß direkt neben dem Konzentrationslager. Jetzt soll in der einstigen Dienstvilla des Kriegsverbrechers ein Zentrum für den Kampf gegen Extremismus entstehen.
Eine amerikanische Stiftung gegen Extremismus hat die ehemalige Villa des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß gekauft. Das Haus direkt neben dem früheren deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager soll zu einem Forschungs- und Bildungszentrum im Kampf gegen Antisemitismus und Extremismus ausgebaut werden, teilte das Counter Extremism Project (CEP) mit. Die Stiftung wird dabei von der Unesco, der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und dem polnischen Außenministerium unterstützt.
Das Haus wird den Namen "Auschwitz Zentrum für die Recherche zu Hass, Extremismus und Radikalisierung" tragen. Die Gestaltung des Zentrums wird der Architekt Daniel Libeskind verantworten. Libeskind, der die polnische und die US-Staatsangehörigkeit hat, ist vor allem für seinen Entwurf des Jüdischen Museums in Berlin bekannt. Die Akustik des Zentrums wurde dem italienischen Dirigenten Francesco Lotoro anvertraut, der seit über 30 Jahren Musik sammelt, die in verschiedenen Vernichtungslagern geschrieben wurde.
Das scheinbar idyllische Privat- und Familienleben des Kriegsverbrechers Höß war jüngst Thema in dem auf Fiktion beruhenden, Oscar-nominierten Holocaust-Drama "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer. Höß bezog die Dienstvilla 1940, seine Frau Hedwig bezeichnete das Haus als "Paradies". Direkt hinter der Gartenmauer begann das Vernichtungslager, dessen Baracken auch von den Zimmern aus sichtbar sind.
Auschwitz: das Nazi-Konzentrationslager, in dem über eine Million Menschen, hauptsächlich Juden, umkamen. Berichte von Überlebenden und seltenes Archivmaterial enthüllen das Grauen und die Auswirkungen der Befreiung. Jetzt auf RTL+
Erstmals öffentlich zugänglich
Die Villa steht nicht auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte und befand sich bislang in polnischem Privatbesitz. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz wird sie nun erstmals öffentlich zugänglich gemacht.
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau steht symbolhaft für den Holocaust und das Grauen des Nationalsozialismus. Rund 1,1 Millionen Menschen starben hier zwischen 1940 und 1945, die meisten von ihnen waren Juden. Sie wurden erschossen, in Gaskammern ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten.
Die Villa befindet sich im Konzentrationslager Auschwitz I, dem Stammlager, welches sich mehrere Kilometer vom Vernichtungslager Auschwitz II-Birkenau entfernt befindet. Zum Lagerkomplex Auschwitz gehört zudem noch das KZ Auschwitz III Monowitz.
Rudolf Höß leitete das Lager von 1940 bis 1944. Nach Kriegsende tauchte er unter, wurde aber von britischen Ermittlern in der Nähe von Flensburg aufgespürt. Höß wurde nach Polen ausgeliefert, zum Tode verurteilt und 1947 auf dem Gelände des Konzentrationslagers Auschwitz I an einem Galgen erhängt.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP