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Baerbock fordert Ende der Gewalt Berg-Karabach meldet erste Todesopfer nach Angriffen

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Ein armenischer Soldat hält Ausschau nach aserbaidschanischen Truppen. (Symbolbild)

Ein armenischer Soldat hält Ausschau nach aserbaidschanischen Truppen. (Symbolbild)

(Foto: REUTERS)

Aserbaidschan behauptet bei seinen Attacken auf die Region Berg-Karabach nur militärische Ziele auszuschalten. Bilder aus Krankenhäusern zeigen jedoch unter anderem verletzte Kinder, es gibt auch Todesopfer. Der Vorwurf einer "ethnischen Säuberung" wird laut.

Mehrere Stunden nach dem Beginn des aserbaidschanischen Militäreinsatzes ist die Zahl der Toten in der betroffenen Region Berg-Karabach nach örtlichen Angaben auf 25 gestiegen. "Mit Stand 20.00 Uhr gibt es 25 Opfer, darunter zwei Zivilisten, als Folge des umfassenden Terrorangriffs durch Aserbaidschan", schrieb der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach), Gegam Stepanjan, auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.

Darüber hinaus seien in der Konfliktregion im Südkaukasus bislang mindestens 138 Menschen verletzt worden, darunter 29 Zivilisten, teilte Stepanjan mit. Aus sechs Orten seien Bewohner vor dem aserbaidschanischen Beschuss in Sicherheit gebracht worden.

Baku begründete seinen Militäreinsatz mit angeblichen Verstößen gegen die Waffenruhe und der "Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung". Das Außenministerium der vorwiegend von Armeniern bewohnten Region Berg-Karabach (Arzach) warf Aserbaidschan vor, eine ethnische Säuberung in der Region anzustreben. Der Militäreinsatz sei damit nur eine Verschärfung der Politik, die Aserbaidschan schon mit vorherigen Angriffen und der völligen Blockade der Region betrieben habe.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock verlangte von Aserbaidschan ein sofortiges Ende der Militäraktion in Berg-Karabach. "Aserbaidschan muss den Beschuss sofort einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren", forderte die Grünen-Politikerin am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Sie ergänzte: "Entscheidend ist der Schutz der Zivilbevölkerung in Berg-Karabach. Dies ist auch Aufgabe der dort stationierten russischen Soldaten." Ein dauerhafter Frieden zwischen Aserbaidschan und Armenien könne nur am Verhandlungstisch erzielt werden.

Baerbock: Baku hat Zusage gebrochen

Baerbock erklärte, die Bundesregierung unterstütze die Verhandlungen unter Führung der Europäischen Union. "Angesichts der heutigen Eskalation sind diese dringlicher als je zuvor." Gerade in vergangenen Tagen habe es intensive Gespräche auch der EU und USA mit Armenien und Aserbaidschan zur Deeskalation gegeben. Die Zusage Bakus, von militärischen Maßnahmen abzusehen, sei gebrochen worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellte sich dagegen hinter den neuen Militäreinsatz Aserbaidschans zur Eroberung der Konfliktregion Berg-Karabach. Die Türkei unterstütze die Schritte zum "Schutz der regionalen Integrität Aserbaidschans", sagte Erdogan zu Beginn der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York. Später fügte er hinzu, er hoffe auf ein schnelles Ende der "Entwicklungen in der Region".

Iran will vermitteln

Derweil bot der Iran Vermittlung im Konflikt an. Der iranische Außenamtssprecher Nasser Kanaani forderte die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens von 2020 zwischen Aserbaidschan und Armenien, die beide eine Grenze mit dem Iran teilen. Erst vor wenigen Tagen hatte Irans Verteidigungsminister Mohammed-Resa Aschtiani vor einem Krieg in der Region gewarnt.

Das christlich-orthodoxe Armenien und das muslimische Aserbaidschan im Südkaukasus sind seit Jahrzehnten miteinander verfeindet. Größter Streitpunkt ist die Zugehörigkeit der Region Berg-Karabach. In den 1990er-Jahren hatte sich die dortige Bevölkerung, unterstützt durch Eriwan, von Baku gelöst. 2020 gelang dem durch Öl- und Gaseinnahmen hochgerüsteten Aserbaidschan die Revanche. In einem Krieg eroberte das Land große Teile Berg-Karabachs zurück. Auch der anschließend ausgehandelte Waffenstillstand wurde bereits mehrfach gebrochen.

Seit Monaten blockiert Aserbaidschan zudem den Latschin-Korridor als letzte Verbindung zwischen dem armenischen Kernland und Berg-Karabach. Die humanitäre Lage in der Konfliktregion galt daher schon vor Ausbruch der neuen Kämpfe als katastrophal.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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