Und, wie war Ihre Woche so? Für Laschet geht es um die Wurst
14.08.2021, 08:03 Uhr
Currywurst ist wieder in, aber hier wird gerade eine Bratwurst mit Ketchup bedeckt.
(Foto: dpa)
Ausgerechnet zum Beginn seiner Deutschlandtour erlebt Armin Laschet einen Umfrage-Einbruch. Während der CDU-Chef Bratwurst isst und Annalena Baerbock durchatmen kann, verkündet Olaf Scholz: "SPD ist Currywurst."
Wer der Bessere ist
Von Nadine to Roxel
"Currywurst ist wieder in!" Armin Laschet steht mit aufgekrempelten Hemdsärmeln an einem Bratwurststand im sächsischen Torgau. Eine Anspielung auf Gerhard Schröder, der sich in dieser Woche der Rettung der VW-Kantinen-Currywurst verschrieben hat. Nur: Bei Laschet gibt's gar keine Currywurst. "Das ist eine normale sächsische Wurst, Thüringer Art!", klärt der Metzgermeister auf. Thüringer dürfe man in Sachsen ja nicht sagen. "Sie müssen dann verbreiten, die Sächsische sei besser!" lacht Laschet und haut sich eine ordentliche Portion Ketchup drauf.
Verbreiten, wer der Bessere ist, das versucht Laschet auch gerade, und ja, es geht buchstäblich um die Wurst. Seit dieser Woche ist Laschet im Wahlkampf unterwegs. Pünktlich zum Start seiner Deutschlandtour kamen neue, desaströse Umfragewerte. Die Union stürzt im RTL/ntv-Trendbarometer auf 23 Prozent, Laschets persönliche Beliebtheitswerte auf 12 Prozent. Seine Parteifreunde sind hoch nervös, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther fordert mehr Offensive im Wahlkampf. Und Laschet? Versucht sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. "Daniel Günther hat völlig recht, wir müssen zulegen!" Die Flut habe den Wahlkampf unterbrochen und man müsse die letzten sechs Wochen nutzen, klare Kante zu zeigen. Wer Laschet kennt weiß aber, dass klare Kante eigentlich gar nicht so sein Ding ist.
"SPD ist Currywurst"
Von Nadine to Roxel
Auch bei der SPD geht's diese Woche um die Wurst, genauer: um eine Mission. Altkanzler Schröder rettet die Currywurst. Diesen Klassiker hat er als Kanzler schon gerne gegessen, am Liebsten an der Imbissbude. Dass nun ausgerechnet der VW-Konzern in Schröders Heimat Niedersachsen die Wurst aus einer Kantine verbannen will, treibt seinen Puls hoch. "Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben", meint Schröder. Und die Wahlkämpfer der SPD retten mit - schließlich ist das Thema irgendwie volksnah. Carsten Schneider isst Currywurst bei Instagram, Olaf Scholz sagt der "GQ": "SPD ist Currywurst". Stand, in anderer Reihenfolge, auch schon mal auf einem Wahlplakat in NRW. Das war 2012 und Spitzenkandidatin Hannelore Kraft hat die Wahl damals gewonnen.
Davon träumt die SPD im Bundestagswahlkampf 2021 auch. Tatsächlich ist das Kanzleramt für Olaf Scholz seit dieser Woche nicht mehr unerreichbar. In der Kanzlerfrage liegt er auf Platz eins, vor Annalena Baerbock und vor Armin Laschet. Und im Trendbarometer kommt die SPD auf 19 Prozent, der beste Wert seit 2018. An diesem Samstag starten die Sozialdemokraten in die heiße Phase ihres Wahlkampfes. Auftakt ist in Bochum. Dort essen sie eines besonders gern: Currywurst.
Läuft für Baerbock - auch dank Habeck
Von Holger Schmidt-Denker
So könnte es weitergehen, mag sich Annalena Baerbock beim Rückblick auf die Woche gedacht haben: mit dem alarmierenden Bericht des Weltklimarats Wasser auf die Mühlen der grünen Agenda, danach ein pannenfreier Auftakt in die heiße Phase des Wahlkampfs mit ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck, immer noch recht stabile Umfragewerte in der Sonntagsfrage, und das permanente Infragestellen ihrer Person als Kanzlerkandidatin scheint auch vorbei.
Läuft für Baerbock, sollte man meinen. Wäre da nicht die SPD, die in den Umfragen immer näher an die Grünen heranrückt und langsam aber sicher den zweiten Platz im Parteienranking wieder für sich beanspruchen könnte. Was natürlich wieder allerlei Spekulationsraum für künftige Regierungskonstellationen eröffnet. Für Baerbock im Kanzleramt wäre zwar in keinem der Farbenspiele Platz. Aber was hilft’s, die grünen Wahlkampfstrategen geben intern schon eher das (realistischere) Ziel Regierungsbeteiligung aus, als das (zunehmend unrealistischere) Ziel Kanzleramt.
Dass es für die Grünen derzeit trotz des durch die Kanzlerkandidatin vergeigten Wahlkampfauftakts eher gut läuft, hat auch viel mit Habeck zu tun. Der nämlich erliegt, anders als Laschet-Konkurrent Markus Söder, nicht der Versuchung, sich immer wieder als der eigentlich geeignetere Kandidat zu präsentieren. Das weiß auch Baerbock, kann es aber nicht so recht zeigen. Im ZDF gefragt, wie dankbar sie sei, dass Habeck eben nicht den Söder mache, lobt sie zwar ausführlich das Team und die Doppelspitze. Das Dankeschön an Habeck kommt allerdings erst auf energische Nachfrage.
Das ist die dreizehnte Folge der Wahlkampf-Kolumne "Und, wie war Ihre Woche so?" Folge zwölf lesen Sie hier.
Quelle: ntv.de