Politik

Und, wie war Ihre Woche so? Wird Olaf Scholz der lachende Dritte?

Ist er der lachende Dritte?

Ist er der lachende Dritte?

(Foto: imago images/Karina Hessland)

Bei Armin Laschet und Annalena Baerbock läuft der Wahlkampf weiterhin unrund. Und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz? Marschiert. Durch den Wahlkampf, der Konkurrenz voraus, bisher fehlerfrei.

Scholz ohne Glamour, aber auch ohne Fehler

Von Heike Boese

Armin Laschet kichert, Annalena Baerbock patzt. Und Olaf Scholz? Marschiert. Durch den Wahlkampf, der Konkurrenz voraus, bisher fehlerfrei. Ohne Pannen, aber auch ohne Glamour und jegliches Gedöns. Das finden manche langweilig, andere solide. Mal abgesehen davon, dass er ohnehin kein großer Entertainer ist, sind die meisten Deutschen zwischen Corona-Pandemie und Hochwasser im Moment nicht offen für einen Gute-Laune-Wahlkampf.

Scholz‘ Stil kommt im Sommer 2021 so gut an, dass viele Wähler und Wählerinnen ihn als nächsten Bundeskanzler wollen. Jedenfalls mehr als die beiden anderen Kandidaten. Er selbst sagt, ihn mache dieser Zuspruch demütig, aber natürlich freue er sich darüber. Wenn er auch weiter alle Fettnäpfchen umschifft, müsste das doch eigentlich ein glatter Durchmarsch Richtung Kanzleramt werden. Wer sollte ihn aufhalten?

Na, wer? Seine Partei, die SPD, die zwar nicht mehr im tiefsten Umfragekeller festsitzt, aber über das Souterrain auch nicht herauskommt. In Deutschland werden Kanzler und Kanzlerinnen vom Bundestag gewählt und da ist nun mal entscheidend, wie stark die Parteien vertreten sind. Also muss die SPD aufholen, sonst haben die Genossen zwar den richtigen Kandidaten aufgestellt, aber der ist am Ende so weit vom Kanzleramt entfernt wie Armin Laschet von den Zustimmungswerten eines Markus Söder oder Annalena Baerbock vom Oderbruch.

Kandidat Laschet bleibt sich treu

Von Christian Wilp

Die Pessimisten im Unionslager sehen den doppelten Absturz in den Umfragen und befürchten Schlimmstes. Kandidat und Partei auf Talfahrt - und das wenige Wochen vor der Bundestagwahl. Die Optimisten stellen fest, dass man ungefähr dort angekommen ist, wo man Anfang des Jahres schon einmal war. Ein kleiner Knick also, folgt man dieser Interpretation. War was?

Der Kanzlerkandidat zählt jedenfalls zu den Optimisten. Sein Umfeld sagt: Der Ministerpräsident sei die Ruhe selbst, immer - auch an passenden Stellen - zu Scherzen aufgelegt, nah am Bürger und jederzeit ansprechbar. Die Sorgen der Flutopfer nehme er mit ins Büro und greife oft selbst zum Telefonhörer, um nach Lösungen zu fahnden. Das Wiederaufbauprogramm für die abgesoffene Region stehe auf der Prioritätenliste des Landesvaters ganz oben.

Bei anderen Themen präsentiert sich Armin Laschet eher zurückhaltend bis stur. Große Kursänderungen aufgrund aktueller Ereignisse sind mit ihm eher nicht zu erwarten. Am Kohlekompromiss will er festhalten, beim Thema Steuern bleibt er, sehr zur Freude der FDP, im Ungefähren - und auch einen transparenten Corona-Fahrplan für die vierte Welle sucht man vergebens.

"Söder hätte ganz anders losgelegt", heißt es aus München. Doch dass der umtriebige Franke den jovialen Rheinländer noch ablösen könnte, glauben seine Fans nicht einmal nach drei Maß Bier. "Eher übernimmt die Esken für den Scholz."

Bei Baerbock stimmt das Klima nicht

Von Philip Scupin

Wenn man einmal von den finsteren Nachrichten aus dem Saarland absieht, für die sie persönlich ausnahmsweise nichts kann, war es für Annalena Baerbock eine vergleichsweise gute Woche. Die eigenen Umfragewerte haben sich stabilisiert, Armin Laschet und die Union sind erstmals seit Langem in Sichtweite. Endlich einmal hat Baerbock am Dienstag ein Thema gesetzt und Laschet damit aus der Reserve gelockt: Die Grünen wollen ein Klimaschutzministerium mit eigenem Vetorecht, erklärt Baerbock bei der Präsentation des grünen Klimaprogrammes in der Brandenburger Provinz. Die Unions-Konkurrenz schäumt. Punkt gemacht.

Ansonsten klappt bei dem Termin am Hellsee nördlich von Berlin längst nicht alles. Baerbock verortet sich "hier im Oderbruch" - obwohl das rund 30 Kilometer entfernt liegt. Während Baerbock leger in Lederjacke und Sneakern durchs Moor stapft, sieht Co-Chef Robert Habeck in Lederschuhen und Anzug fast so aus, als würde er direkt nach dem Termin ein Ministeramt übernehmen - oder gleich das Kanzleramt.

Und überhaupt, Habeck: Beim ersten großen gemeinsamen Auftritt seit Baerbocks Kanzlerinnenkandidatur ist zu sehen, was Grünen-Beobachter immer vorausgesagt haben: Das unverbrüchliche Duo bekommt Risse, sobald die Kandidatur vergeben ist. Wo Baerbock und Habeck früher bei solchen Terminen miteinander scherzten, sich neckten, da bleiben sie jetzt merklich auf Distanz. Während Baerbock spricht, sieht Habeck manchmal so aus, als wolle er sagen: "Komm' zum Ende!" Als die beiden gefragt werden, ob es nach den schwierigen letzten Wochen eine Aussprache gegeben habe, antwortet nur Habeck. Baerbock schweigt.

Das ist die zwölfte Folge der Wahlkampf-Kolumne "Und, wie war Ihre Woche so?" Folge elf lesen Sie hier.

Quelle: ntv.de

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