Politik

RTL/ntv-Trendbarometer Union stürzt ab, SPD legt deutlich zu

Die vergleichsweise guten Beliebtheitswerte von Olaf Scholz zahlen sich nun auch für die SPD aus. Die persönlichen Werte von Armin Laschet und Annalena Baerbock werden dagegen schlechter. Unangenehm ist für Laschet auch der Vergleich mit Markus Söder.

Die Union hat im Vergleich zur Vorwoche drei Prozentpunkte verloren - und um denselben Wert hat die SPD zugelegt. Mit aktuell 19 Prozent erreichen die Sozialdemokraten den besten Wert seit April 2018. Das geht aus dem aktuellen Trendbarometer von RTL/ntv hervor.

Die FDP kann von der Schwäche der Union nicht profitieren, sondern gibt einen Punkt ab, die Linke legt einen Punkt zu. Die Grünen bleiben stabil, auch für die AfD und die sonstigen Parteien ändert sich nichts.

Wenn nicht erst am 26. September, sondern bereits jetzt der neue Bundestag gewählt würde, könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 23 Prozent (Bundestagswahl 2017: 32,9), Grüne 20 Prozent (8,9), SPD 19 Prozent (20,5), FDP 12 Prozent (10,7), AfD 10 Prozent (12,6), Linke 7 Prozent (9,2). 9 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2). Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt mit 26 Prozent über dem Anteil der Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2017 (23,8).

Vier Koalitionen sind möglich

In den neuen Bundestag würden 748 Abgeordnete einziehen, 39 mehr als 2017. Die Mandatsverteilung sähe so aus: CDU/CSU 192, Grüne 164, SPD 155, FDP 98, AfD 82 und Linke 57 Sitze. Linke und AfD wären im neuen Bundestag mit jeweils zwölf Abgeordneten weniger vertreten als im derzeitigen. Den größten Verlust hätte die Union: Sie würde 54 Mandate einbüßen. Die Grünen würden 97, die FDP 18 und die SPD 2 Sitze hinzugewinnen.

Die starken Verschiebungen bei den Parteien hätten auch Auswirkungen auf die Regierungsbildung. Weder die derzeit regierende Koalition aus Union und SPD noch Schwarz-Grün kämen auf eine regierungsfähige Mehrheit von 374 Sitzen. Regieren könnten stattdessen eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP, die schwarz-rot-gelbe "Deutschland-Koalition", die Ampel sowie ein rot-grün-rotes Bündnis.

Scholz legt auch in der Kanzlerfrage zu

Bei der Kanzlerpräferenz kann SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Vergleich zur Vorwoche fünf Prozentpunkte zulegen. Unionskanzlerkandidat Armin Laschet verliert nochmals drei Prozentpunkte. Auch Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erzielt zwei Prozentpunkte weniger als vor einer Woche. Wenn die Deutschen ihre Kanzlerin oder ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden sich derzeit 26 Prozent für Scholz, 16 Prozent für Baerbock und 12 Prozent für Laschet entscheiden.

Auch auf die Anhänger seiner Partei kann Laschet nicht zählen: Nur 39 Prozent der Unions-Anhänger würden derzeit den CDU-Chef zum Kanzler wählen. Von den Unions-Wählern von 2017 würden sogar nur 24 Prozent Laschet ihre Stimme geben.

Zum Vergleich: Baerbock und Scholz kommen unter den Anhängern ihrer Parteien jeweils auf eine klare Mehrheit. Von den SPD-Anhängern würden 72 Prozent den Kanzlerkandidaten ihrer Partei wählen, wenn dies direkt möglich wäre. Bei den Grünen-Anhängern würden sich 59 Prozent für Baerbock entscheiden.

Söder würde besser abschneiden

Der CSU-Vorsitzende Markus Söder wäre aus Sicht vieler Wähler der bessere Kandidat der Union. 40 Prozent würden dem bayerischen Ministerpräsidenten bei einer Kanzler-Direktwahl die Stimme geben - das sind mehr als dreimal so viele wie für Laschet. Söder war Laschet im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union unterlegen.

Auch für die Wähler anderer Parteien wäre Söder ein attraktiver Kandidat. 27 Prozent der Wähler anderer Parteien als der Union können sich vorstellen, ihn zum Kanzler zu wählen. Das gilt für 44 Prozent der FDP-Wähler, für 39 Prozent der Unentschlossenen und 55 Prozent der Unions-Wähler von 2017, die derzeit nicht mehr CDU oder CSU wählen wollen.

Hälfte der Wahlberechtigten findet, Laschet solle verzichten

Zwei Drittel der Deutschen machen vor allem Laschet für die schlechten Werte der Unionsparteien verantwortlich. Auf die Frage, wer für die schwachen Werte der Union in erster Linie verantwortlich ist, entscheiden sich 9 Prozent für die Antwort "Markus Söder wegen seiner Kritik am Wahlkampf der CDU und am Kanzlerkandidaten" und 68 Prozent für die Antwort "der Kanzlerkandidat Armin Laschet". Unter den Anhängern der CDU sehen 80 Prozent die Verantwortung bei Laschet und 8 Prozent bei Söder, unter den Anhängern der CSU ist das Verhältnis 90 zu 5.

Vor dem Hintergrund der schwachen Unions-Werte ist die Hälfte der Wahlberechtigten (50 Prozent) der Meinung, Laschet solle zugunsten von Söder auf seine Kanzlerkandidatur verzichten. 35 Prozent meinen, er solle an seiner Kandidatur festhalten. Bei den Wahlberechtigten aus Nordrhein-Westfalen, Laschets Heimat-Bundesland, finden 49 Prozent, ihr Ministerpräsident solle verzichten. 36 Prozent der Befragten aus Nordrhein-Westfalen sagen, er solle an der Kandidatur festhalten.

59 Prozent der CDU-Anhänger und 64 Prozent der CSU-Anhänger fänden es richtig, wenn Laschet die Kanzlerkandidatur Söder überlassen würde.

Kompetenzwert: Union minus 7 Prozentpunkte

Deutlich gesunken ist auch der Anteil derjenigen, die der Union am ehesten zutrauen, mit den Problemen in Deutschland fertigzuwerden. Während dieser Kompetenzwert bei den Grünen gegenüber der Vorwoche unverändert bei 10 und bei der SPD gleichbleibend bei 6 Prozent liegt, sinkt er bei der CDU/CSU um sieben Prozentpunkte auf 17 Prozent.

Im Januar hatte die Union im RTL/ntv-Trendbarometer noch einen Kompetenzwert von 41 Prozent erreicht. 58 Prozent trauen in dieser Woche keiner Partei zu, mit den Problemen des Landes fertig werden zu können - das sind acht Prozentpunkte mehr als vor einer Woche.

Die Daten zu Partei- und Kanzlerpräferenzen, zu Laschet und Söder sowie zu den Kompetenzwerten der Parteien wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL vom 3. bis 9. August 2021 erhoben. Datenbasis: 2509 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.

Quelle: ntv.de, hvo

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