Nach Feuerpause im Gazastreifen Katar hält Einigung auf Kriegsende für möglich
22.11.2023, 08:55 Uhr Artikel anhören
Vier Tage lang soll der Gazastreifen von Raketenangriffen verschont bleiben - wann es so weit ist, ist noch unklar.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Beim Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas spielt das Emirat Katar eine wesentliche Rolle. Laut dem Ministerpräsidenten des Landes könnte das Abkommen, das eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln und Gefangenen vorsieht, ein erster Schritt in Richtung Kriegsende sein.
Das Emirat Katar hofft nach dem Geisel-Deal, der eine Feuerpause sowie einer Freilassung von Geiseln und Häftlingen vorsieht, auf eine noch weiterreichende Einigung zu einem Kriegsende. "Wir hoffen, dass diese Feuerpause eine umfassende und nachhaltige Vereinbarung schaffen wird, die die Kriegsmaschine und das Blutvergießen stoppt", schrieb Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bei X. Solch eine Vereinbarung müsse zu "ernsthaften Gesprächen für einen umfassenden und gerechten Friedensprozess führen".
Katar hatte gemeinsam mit Ägypten und den USA zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas eine viertägige Feuerpause und den Austausch von 50 Geiseln gegen palästinensische Gefangene vermittelt. Doha hat sich wie Ägypten als Vermittler hervorgetan, dank seiner langen Beziehungen zur Hamas.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas begrüßte die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und einen Gefangenenaustausch. Abbas von der mit der Hamas rivalisierenden Fatah, der im Westjordanland regiert, hob dabei die Bemühungen Katars und Ägyptens bei der Vermittlung der Vereinbarung hervor und fordert zugleich umfassendere Lösungen für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Abbas wolle eine längere Waffenruhe und "die Umsetzung einer politischen Lösung, die auf internationaler Legitimität beruht", heißt es in einer Erklärung seines Beraters Hussein Al-Scheich auf einer Online-Plattform.
Baerbock nennt Geisel-Deal "Durchbruch"
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bezeichnete die vereinbarte Freilassung von 50 Geiseln als "Durchbruch". "Die angekündigte Freilassung einer ersten größeren Gruppe von Geiseln ist ein Durchbruch - auch wenn nichts auf der Welt ihr Leid ungeschehen machen kann", schrieb Baerbock auf X. "Die humanitäre Pause muss genutzt werden, um lebensnotwendige Hilfe zu den Menschen in Gaza zu bringen."
Auch US-Präsident Joe Biden begrüßte die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas und pochte auf die Einhaltung der Abmachung. "Es ist wichtig, dass alle Aspekte dieses Abkommens vollständig umgesetzt werden", teilte Biden mit. Er wisse die Zusage zu schätzen, die die israelische Regierung mit der Unterstützung einer verlängerten Feuerpause gemacht habe, damit die Vereinbarung vollständig umgesetzt werden könne. So könne nun zusätzliche humanitäre Hilfe geleistet werden, "um das Leid unschuldiger palästinensischer Familien im Gazastreifen zu lindern".
Biden bedanke sich bei Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und dem katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani für "ihre entscheidende Führungsrolle und ihre Partnerschaft beim Zustandekommen dieser Vereinbarung". Diese dürfte nun weitere amerikanische Geiseln nach Hause bringen, so Biden. Sie sei "ein Beweis für die unermüdliche Diplomatie" und die Entschlossenheit der US-Regierung. "Für mich als Präsident gibt es keine höhere Priorität als die Sicherheit der Amerikaner, die auf der ganzen Welt als Geiseln gehalten werden."
Am 7. Oktober waren Hunderte Terroristen der Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus anzugreifen. Nach Angaben der Islamisten der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.000 Menschen im Gazastreifen getötet.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa/AFP