Politik

Der Kriegstag im Überblick Kreml dreht Polen und Bulgarien Gashahn zu - Deutschland liefert Panzer an Kiew

Kremlchef Putin traf in Moskau UN-Generalsekretär Guterres.

Kremlchef Putin traf in Moskau UN-Generalsekretär Guterres.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Im Osten und im Süden der Ukraine hat die russische Armee nach eigenen Angaben militärische Erfolge errungen. Die gesamte Region Cherson sei mittlerweile unter Kontrolle. Von den ukrainischen Streitkräften kamen im Laufe des Tages anderslautende Angaben. Derweil stoppt Russland seine Gaslieferungen an Polen und Bulgarien. Die Bundesregierung genehmigt die Weitergabe deutscher Panzer an Kiew. Der 62. Kriegstag im Überblick:

Russland meldet Erfolge

Das russische Militär hat eigenen Angaben nach die Kontrolle über große Teile der Ost- und Südukraine erlangt. "Die russische Armee hat das gesamte Gebiet Cherson, Teile der Gebiete Charkiw, Saporischja, Mykolajiw sowie bedeutende Teile der Donezker und Luhansker Volksrepublik unter ihre Kontrolle genommen", erklärte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium. In den eroberten Gebieten kehre langsam wieder der friedliche Alltag ein, die soziale Infrastruktur werde instand gesetzt und die Aussaat habe begonnen, behauptete Misinzew. Seinen Worten nach blockiert die ukrainische Seite alle humanitären Korridore, die von Russland geöffnet würden.

Über die vollständige Kontrolle des Gebiets Cherson gibt es widersprüchliche Angaben. Am Morgen hatte der ukrainische Militärchef der Region, Oleksandr Wilkul, noch erklärt, die Verteidigungslinie befinde sich innerhalb des Gebiets Cherson und russischen Kräften sei es nicht gelungen, diese zu durchbrechen. Von unabhängiger Seite konnten die Berichte nicht überprüft werden.

Im Raum Slowjansk in der Ostukraine will das russische Militär zudem vier ukrainische Munitionsdepots durch Luftangriffe vernichtet haben. Insgesamt habe die russische Luftwaffe 32 Militärobjekte beschossen, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit. Artillerie und Raketenstreitkräfte wiederum haben den Angaben aus Moskau zufolge 33 Ziele in der Ukraine getroffen. Darunter seien Truppenansammlungen, Artilleriestellungen und Luftabwehrsysteme und ebenfalls Munitions- und Treibstoffdepots. Insgesamt sprach Konaschenkow von 200 getöteten Soldaten und 40 zerstörten Militärfahrzeugen.

Wie bereits am Vortag setzte Russland seine gezielten Angriffe auf die Eisenbahninfrastruktur der Ukraine fort. Ziel ist es, Nachschub mit Waffen und Treibstoff aus der Europäischen Union zu behindern. Durch einen russischen Raketenangriff wurde heute eine Eisenbahnbrücke im südukrainischen Gebiet Odessa beschädigt.

Kein russisches Gas mehr für Polen und Bulgarien

Die Bestätigung kam am Abend vom polnischen Erdgaskonzern PGNiG: Russland wird alle Erdgaslieferungen an Polen einstellen. Ab Mittwoch sollen keine Lieferungen mehr erfolgen, teilte PGNiG in Warschau mit. Man sei durch den russischen Erdgaskonzern Gazprom informiert worden. Polen will Erdgas nicht wie von Russland gefordert in Rubel bezahlen. PGNiG sieht in der Entscheidung einen Bruch bestehender Verträge. Auch nach Bulgarien will Gazprom kein Erdgas mehr liefern, teilte das Wirtschaftsministerium in Sofia mit.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte am Abend in Berlin nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz: "Wir haben Drohungen von Gazprom erhalten, die Gaslieferungen einzustellen." Vielleicht versuche Russland, Polen auf diese Weise zu erpressen. Polen habe sich aber sich im Vorfeld auf die Diversifizierung der Gasversorgung vorbereitet. Die Wirtschaft sei nicht gefährdet. Auch das bulgarische Wirtschaftsministerium teilte am Abend mit, dass Gazprom die Erdgaslieferungen ab dem 27. April aussetzen werde.

Unterdessen sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei seinem Besuch in Warschau, dass Deutschland mittlerweile für einen Stopp russischer Öl-Lieferungen gerüstet sei. "Heute kann ich sagen, dass ein Embargo handhabbar für Deutschland geworden ist", sagte der Grünen-Politiker. Der Anteil russischen Öls liege nur noch bei etwa zwölf Prozent.

Deutsche "Gepard"-Panzer für Kiew

Im rheinland-pfälzischen Ramstein bestätigte am Morgen Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht die Lieferung von deutschen Panzern aus Beständen der Industrie an die Ukraine. Die nötige Genehmigung habe die Bundesregierung erteilt. Somit erhält der Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann grünes Licht, um technisch aufgearbeitete "Gepard"-Flugabwehrpanzer aus früheren Beständen der Bundeswehr verkaufen zu können. Krauss-Maffei Wegmann verfügt über eine mittlere zweistellige Zahl dieser Panzer aus der aufgelösten Heeresflugabwehr der Bundeswehr.

An dem Ukraine-Gipfel in Ramstein nahmen Amtskollegen Lambrechts und ranghohe Militärvertreter aus rund 40 Staaten teil, darunter NATO-Partner und Verbündete. Geladen hatten die USA, die durch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin vertreten wurden. Austin begrüßte die deutschen Panzerlieferungen - und kritisierte die jüngsten Warnungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow vor einem dritten Weltkrieg und einem Einsatz von Nuklearwaffen.

In Moskau trafen sich derweil UN-Generalsekretär António Guterres und der russische Präsident Wladimir Putin. Der Kremlchef erklärte dabei die Kämpfe in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol erneut für beendet. "Es gibt dort keine Kampfhandlungen, sie sind beendet", betonte Putin im Kreml an einem langen ovalen Tisch mit großem Abstand zu Guterres.

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Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP/rts

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