Moldaus Sicherheitsrat tagt Kreml droht mit Einsatz in Transnistrien
26.04.2022, 20:51 Uhr
Ein Blick auf das beschädigte Gebäude des Ministeriums für Staatssicherheit in Tiraspol.
(Foto: picture alliance/dpa/Ministry of Internal Affairs of Transnistria/AP)
Nach zwei mysteriösen Anschlägen in der Ex-Sowjetrepublik Moldau wiederholt der Kreml sein Drehbuch zum Überfall auf die Ukraine. Moskau sei besorgt um die Sicherheit der Russen in Transnistrien. Eine Interventionsdrohung folgt auf dem Fuße.
Russland droht nach Berichten über Anschläge in dem Separatisten-Gebiet Transnistrien in Moldau indirekt mit einem militärischen Einsatz in der Region. Das Außenministerium in Moskau warnte vor einem Szenario, in dem Russland intervenieren müsse, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA, ohne nähere Details zu nennen. Der schmale Landstreifen Transnistrien grenzt an die Ukraine. Die ukrainische Regierung äußerte Befürchtungen, Russland könne planen, von Transnistrien aus den Westen des Landes anzugreifen.
Moldaus Präsidentin Maia Sandu verurteilte die Anschläge als Versuch, den Frieden in der Region zu stören, und erklärte nach einer Sitzung des Sicherheitsrates, ihr Land sei bereit zu einer friedlichen Lösung der Konflikte. Moldaus Präsidentin Sandu hatte wegen der Vorkommnisse den Obersten Sicherheitsrat des Landes einberufen.
In dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Transnistrien hatten lokale Behörden mehrere Zwischenfälle gemeldet. Explosionen sollen das Hauptquartier der Staatssicherheit erschüttert und zwei Sendemasten aus Sowjetzeiten beschädigt haben. Über die Antennen wurde von einem Dorf in der Region aus russisches Radio gesendet. Auch eine Militäreinheit sei angegriffen worden. Kurz darauf hatte der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, erklärte, Russland beobachte die Vorgänge sehr genau.
Ähnlichkeiten zum Vorgehen in Donezk
In Transnistrien sind seit dem Ende der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre russische Soldaten stationiert. Nur Russland hat den schmalen Landstreifen als unabhängig anerkannt, international wird das nicht unterstützt. Seine Grenze ist etwa 40 Kilometer von der ukrainischen Hafenstadt Odessa entfernt, deren Einnahme eines der erklärten Kriegsziele Russlands ist. Im Westen grenzt das kleine Land Moldau an das EU- und NATO-Mitglied Rumänien. Moldau hat zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.
Die Ereignisse in Transnistrien gleichen der Eskalation vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die russische Regierung hatte zunächst ohne Belege auf Zwischenfällen in den selbst ernannten, prorussischen Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine verwiesen. Diese sollen nach russischer Darstellung von ukrainischen Kräften provoziert worden sein, was die Regierung in Kiew wiederholt zurückwies.
Den eigentlichen Einmarsch rechtfertigte Präsident Wladimir Putin unter anderem mit der unbelegten Behauptung, in beiden Regionen müsse ein Völkermord verhindert werden. Die am 24. Februar begonnene Invasion der Ukraine bezeichnet er als militärischen Sondereinsatz, der der Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine sowie dem Schutz Russlands diene. Die Ukraine und der Westen dagegen sprechen von einem nicht provozierten Angriffskrieg.
Kreml beschuldigt Ukraine
Moskau sei beunruhigt wegen der Nachrichten aus Transnistrien, führte Kremlsprecher Peskow weiter aus. Der ranghohe russische Parlamentarier Leonid Kalaschnikow sagte: "Die Vorgänge in Transnistrien sind eine Provokation mit dem Ziel, Russland noch tiefer in die Kriegshandlungen in der Region hineinzuziehen." Die Spuren der Anschläge führten in die Ukraine, sagte der Führer der Separatisten Transnistriens, Wadim Krasnoselski.
"Russland will die Region Transnistrien destabilisieren", schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Poldoljak auf Telegram. "Die schlechte Nachricht: Wenn die Ukraine fällt, werden russische Truppen morgen vor Chisinau stehen."
Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa