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Kreml-Truppen "nicht wirksam" NATO-Admiral sieht "erhebliche ukrainische Erfolge"

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Die Kämpfe in der Ukraine haben sich auch im tiefen Winter nicht abgeschwächt, sondern werden erbittert fortgeführt.

Die Kämpfe in der Ukraine haben sich auch im tiefen Winter nicht abgeschwächt, sondern werden erbittert fortgeführt.

(Foto: AP)

Durch die gescheiterte Sommeroffensive der ukrainischen Streitkräfte und die minimal vorrückenden russischen Truppen entsteht der Eindruck, dass Moskaus Truppen die Oberhand auf dem Schlachtfeld haben. Die NATO bescheinigt diesen Erfolgen jedoch keine große Wirkung.

Der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, der niederländische Admiral Rob Bauer, schätzt die aktuellen Kämpfe in der Ukraine als "heftig" ein. "Die jüngsten Angriffe Russlands sind zwar verheerend, aber militärisch nicht wirksam", sagte Bauer auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit dem ukrainischen Generalmajor Salkutsan. "Gleichzeitig sehen wir erhebliche militärische Erfolge auf ukrainischer Seite".

Bauer geht von mehr als 300.000 russischen Toten und Verletzen aus. Die ukrainischen Truppen hätten zudem Tausende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie Hunderte Flugzeuge zerstört. "Sie konnten bedeutende Teile ihres Territoriums befreien und die Russen von etwa 50 Prozent der zu Beginn des Krieges besetzten Gebiete zurückdrängen", so Bauer.

Ein weiterer Vorteil sei, dass die Ukrainer "schwere Angriffe durchführen konnten, um wichtige russische Kapazitäten" zu zerstören. "Die Tatsache, dass die Ukraine ohne eine echte Marine in der Lage war, die russische Schwarzmeerflotte zurückzudrängen und einen Getreidekorridor zu eröffnen, ist ein weiterer großer Gewinn."

NATO: Verhandlungslösung durch starke Ukraine

Der einzige Weg zu einer dauerhaften Verhandlungslösung bestehe darin, die ukrainische Position auf dem Schlachtfeld zu stärken, sagte Bauer. Der Kreml hingegen soll laut dem Institut für Kriegsstudien (ISW) der Ansicht sein, "dass Russland umso mehr Territorium besetzen kann, je länger der Krieg andauert, und dass der Verlauf des Krieges die Verhandlungsposition der Ukraine zunehmend schwächen wird", wie es in einer Analyse heißt.

Trotz der positiven Einschätzung des NATO-Admirals zum Verlauf des Krieges für die Ukraine kämpft auch Kiew mit hohen Verlustzahlen bei Soldaten und Kriegsgerät sowie erschöpften Truppen. Immer wieder berichten diese derzeit zudem von schwindender Motivation aufgrund des Munitionsmangels an der Front.

Aktuell wird vermutet, dass die Kreml-Truppen ihre Offensivbemühungen bald verstärken könnten. "Ein zentraler Hinweis ist, dass die russischen Regionalkommandos entlang der Front offensichtlich versuchen, zusätzliche Kräfte zusammenzuziehen", sagte Militärexperte Oberst Reisner zu ntv.de. Der stellvertretende Chef des Militärgeheimdienstes der Ukraine, Vadym Skibitskyi, gab die Zahl der Kreml-Truppen in seinem Land zuletzt mit 462.000 an.

"Ukraine braucht Strategiewechsel wichtiger Unterstützer"

Die ukrainischen Streitkräfte waren in den vergangenen Wochen vermehrt in die Defensive übergegangen und hatten ihre Verteidigungsanlagen entlang der Front teils massiv ausgebaut. Ziel von Kiews Militär ist es, in diesem Jahr die Lufthoheit zu erlangen, unter anderem durch die neuen F-16 Kampfjets aus dem Westen. Derzeit bemüht sich die Ukraine zudem um 45 Hubschrauber aus Australien, die dort ausgemustert wurden.

Auch technologische Fortschritte, wie zum Beispiel beim Stören von feindlichen Drohnen, sollen helfen, die russischen Besatzer zurückzudrängen. Weiterhin besteht die Hoffnung auf eine Lieferung von Taurus-Langstreckenraketen aus Deutschland.

"Die Ukraine braucht einen Strategiewechsel wichtiger Unterstützer. Mit Hilfe für militärische Durchsetzungsfähigkeit statt für reines Überleben und langfristigen Sicherheitszusagen inklusive der Perspektive auf NATO-Mitgliedschaft wäre 2024 ein Weg zu Frieden möglich", schreibt Militärexperte Nico Lange auf X.

Quelle: ntv.de, rog

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