Verteidigungsminister beraten NATO: "Bislang haben wir keine Deeskalation gesehen"
16.02.2022, 11:24 Uhr
Diese Aufnahmen Russlands sollen einen Truppenabzug zeigen. Sie haben Truppen immer hin und her bewegt, sagte die NATO.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defense Ministry Press Service/AP)
Die russische Ankündigung, Truppenteile nach dem Ende diverser Manöver von der Grenze der Ukraine abzuziehen, sorgt international für vorsichtiges Aufatmen. Die NATO aber kann keine Bestätigung geben. Auf anderem Feld sieht sie indes weiter Hoffnungsschimmer.
Die NATO sieht bislang keinen Abzug russischer Militäreinheiten von der Grenze zur Ukraine. Stattdessen registriert das Militärbündnis einen Ausbau der Kapazitäten. "Bislang haben wir vor Ort keine Deeskalation gesehen", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor Beratungen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel. "Im Gegenteil: Russland scheint den Militäraufmarsch fortzusetzen." Es gebe nach wie vor "weit mehr als 100.000" russische Truppen in dem Konfliktgebiet.
Zugleich wiederholte der NATO-Generalsekretär seine Einschätzung, es gebe "Grund zu vorsichtigem Optimismus". Er begründete dies mit Signalen der russischen Dialogbereitschaft.
US-Präsident Joe Biden hatte in einer Fernsehansprache im Weißen Haus gesagt, inzwischen befänden sich sogar "mehr als 150.000" russische Soldaten an den Grenzen zur Ukraine. Auf diese Zahl angesprochen sagte Stoltenberg: "Wir haben gesehen, dass es immer weiter nach oben geht." Dieser Trend halte noch an.
Die Verteidigungsminister der 30 NATO-Staaten wollen bei ihrem zweitägigen Treffen über ihre Haltung zu Russland beraten. Zugleich will das Militärbündnis einen Ausbau von Gefechtseinheiten im Südosten Europas auf den Weg bringen.
Russland hatte am Vortag mitgeteilt, dass nach Manövern mit dem Abzug von Truppen begonnen worden sei. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom Mittwoch kehrten auch mehrere Einheiten, die an Übungen auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim beteiligt waren, zu ihren Standorten zurück. Die Staatsagentur Ria Nowosti veröffentlichte ein Video, das einen Zug bei Dunkelheit mit Panzern und anderen Militärfahrzeugen auf der Krim-Brücke zeigt.
Stoltenberg sagte zu russischen Angaben, dass man Bewegungen von Truppen und Kampfpanzern sehe, beweise nicht, dass es einen echten Rückzug gebe. "Sie haben Truppen immer vor- und zurückbewegt." Der Westen ist angesichts des russischen Truppenaufmarschs äußerst besorgt. Befürchtet wird, dass die Verlegung Zehntausender Soldaten der Vorbereitung eines Kriegs dienen könnte. Russland weist das zurück
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP