Mittwochs beginnen keine Kriege Russlands EU-Botschafter weist Warnungen zurück
16.02.2022, 04:08 Uhr
Tschischow verspricht einen baldigen Entspannungsprozess, wenn die "legitimen Bedenken" Russlands gehört würden.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Ende letzter Woche nennen US-Geheimdienste diesen Mittwoch als mögliches Datum für einen Angriff Russlands auf die Ukraine. Russlands EU-Botschafter will davon nichts wissen. Eine Eskalation werde es weder am Mittwoch geben, noch in den nächsten Wochen.
Russlands EU-Botschafter Wladimir Tschischow weist Warnungen der USA vehement zurück, wonach möglicherweise an diesem Mittwoch russische Truppen ins Nachbarland Ukraine einmarschieren würden. "Ich kann, soweit es Russland betrifft, versichern, dass es an diesem Mittwoch keinen Angriff geben wird. Es wird auch in der kommenden Woche keine Eskalation geben, oder in der Woche danach, oder im kommenden Monat", sagte Tschischow der "Welt". "Kriege in Europa beginnen selten an einem Mittwoch", fügte er hinzu.
Die USA hatten am Freitag vor einem Angriff Russlands auf die Ukraine noch in dieser Woche gewarnt. Tschischow verurteilte die Äußerungen: "Wenn man Anschuldigungen erhebt - insbesondere sehr ernsthafte Anschuldigungen gegenüber Russland - trägt man auch die Verantwortung dafür, Beweise vorzulegen. Ansonsten sind das Verleumdungen. Also, wo sind die Beweise?", fragte er.
Der EU-Botschafter forderte den Westen erneut auf, die russischen Sicherheitsbedenken ernst zu nehmen. "Wenn unsere Partner endlich unseren legitimen Bedenken zuhören, wird ein Entspannungsprozess nicht lange auf sich warten lassen. Das wäre im Interesse aller Europäer von Lissabon bis Wladiwostok, aber auch aller anderen Nationen dieser Welt." Präsident Wladimir Putin verlangt in einem Forderungskatalog an die NATO und an die USA, dass der Westen juristisch verbindliche Garantien für Russlands Sicherheit ausstellt. Dazu gehören konkret ein Verzicht auf die Aufnahme der Ukraine in die NATO und ein Verzicht auf die Stationierung von Waffensystemen, darunter eine US-Raketenabwehr, vor Russlands Grenzen.
US-Präsident Joe Biden hat derweil in einer Ansprache im Weißen Haus derartige Forderungen zurückgewiesen. Jedes Land habe das Recht, sich seine Bündnispartner auszusuchen. "Wir werden nicht grundsätzliche Prinzipien opfern", betonte er.
Die Verteidigungsminister der NATO-Staaten tauschen sich ab Mittwoch in Brüssel über die Wahrscheinlichkeit eines russischen Einmarschs in der Ukraine aus. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte sich zuvor vorsichtig optimistisch geäußert, dass sich der Konflikt noch auf diplomatischem Wege lösen lässt. Zugleich will das Militärbündnis bei dem zweitägigen Treffen einen Ausbau seiner Gefechtseinheiten im Ost-Europa auf den Weg bringen.
Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht setzt auf ein besonnenes Vorgehen: "Wichtig ist, dass wir einen kühlen Kopf bewahren", sagte die SPD-Politikerin der "Welt". Gleichzeitig verlangte sie von Russland, "die Bedrohung der Ukraine" zu beenden. "Wir erleben derzeit eine beispiellose Eskalation in diesem Dauerkonflikt seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014". Für Deutschland sei klar: "Wir stehen fest an der Seite unserer Verbündeten, besonders an der Ostflanke der Allianz."
Quelle: ntv.de, ino/dpa/AFP