China-Spion als Mitarbeiter? Politiker fordern eidesstattliche Erklärung von Krah
24.04.2024, 07:23 Uhr
Polizisten in Sachsen: Ein Mitarbeiter des AfD-Europaabgeordneten Krah wird in Dresden wegen des Verdachts der Spionage festgenommen.
(Foto: dpa)
Das Entsetzen ist groß: Gegen einen Mitarbeiter des AfD-Politikers Krah wird Haftbefehl wegen Spionageverdachts erlassen. Die AfD sei ein "Sicherheitsrisiko", heißt es bei CDU und SPD. Krah müsse aufklären und eine eidesstattliche Versicherung abgeben. Der Fall Krah zeige die Nähe der AfD zu autoritären Regimen.
Nach Bekanntwerden der Spionagevorwürfe gegen einen Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah sind aus den Reihen von Union und SPD Forderungen nach eidesstattlichen Versicherungen des Europakandidaten laut geworden. "Die AfD ist ein Risiko für die Sicherheit unseres Landes", sagte der CDU-Außenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
"Krah muss jetzt reinen Tisch machen. Er muss umfassend die Öffentlichkeit über seine Beziehungen zu seinem Mitarbeiter und zu China und chinesischen Funktionären unterrichten", so Röttgen. "Krah muss hierzu eidesstattliche Erklärungen abgeben. Die Wähler müssen vor der Europawahl am 9. Juni über die Sicherheitsrisiken, die von Krah ausgehen, ins Bild gesetzt werden." Krah ist Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl.
Ähnlich wie Röttgen äußerte sich SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Er sagte im "Tagesspiegel", die Wähler verdienten "uneingeschränkte Klarheit". Der Sozialdemokrat fuhr fort, Krah "sollte nun an Eides statt versichern, in keiner Weise Informationen an ausländische Geheimdienste gegeben zu haben. Ansonsten wäre Krah im chinesischen Volkskongress besser aufgehoben als im europäischen Parlament."
Jian G. in Untersuchungshaft
Die Polizei hatte am Montag in Dresden den deutschen Staatsbürger Jian G. festgenommen, der für Krah als Assistent im EU-Parlament arbeitet. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter habe einen Haftbefehl wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit gegen Jian G. in Vollzug gesetzt, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Morgen mit.
Dem Generalbundesanwalt zufolge wird ihm Agententätigkeit für einen ausländischen Geheimdienst in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt. Die Ermittler werfen dem Mann konkret vor, Informationen über Verhandlungen im EU-Parlament weitergegeben und chinesische Oppositionelle in Deutschland ausgespäht zu haben. Das EU-Parlament hat G. wegen der Vorwürfe suspendiert.
"Instrument für autokratische Mächte"
Auch die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, sagte, in der AfD ein Sicherheitsrisiko für Deutschland zu sehen. Die Partei entlarve sich "als Instrument für autokratische Mächte", sagte sie der "Rheinischen Post". Russlands Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping hätten offenbar großen Einfluss auf die AfD.
Der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei und CSU-Vize Manfred Weber rief die AfD im "Tagesspiegel" auf, Kontakte nach Moskau und Peking offenzulegen. "Wenn die AfD einen Funken Anstand hätte, würde sie die China- und Russland-Kontakte aller Führungsfiguren und ihres Umfelds offenlegen."
Die FDP im Bundestag forderte derweil einen verschärften Blick der Sicherheitsbehörden auf die AfD. "Der Fall Krah zeigt, wie tief die AfD in die Machenschaften autoritärer Regime verstrickt ist", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion Stephan Thomae der "Augsburger Allgemeinen". "Alle an der Spionageabwehr beteiligten Akteure müssen personell und technisch optimal ausgestattet sein, effektiv zusammenarbeiten und besonders wachsam sein." Die Bedrohungen durch ausländische Spionage hätten in letzter Zeit eine neue Dimension erreicht. "Die Rolle der AfD ist dabei äußerst bedenklich", sagte Thomae.
Die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla wollen Krah an diesem Mittwoch zu einem Krisengespräch in Berlin treffen. Danach soll es eine Stellungnahme geben. Krah geriet erst kürzlich in den Fokus der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit einer prorussischen Desinformationskampagne. Ihm und seinem Parteikollegen Petr Bystron wird vorgeworfen, in prorussische Propagandakanäle verwickelt zu sein und in diesem Zusammenhang Geld angenommen zu haben. Beide bestreiten dies vehement. Das FBI befragte Krah im Dezember zu möglichen Zahlungen von prorussischen Gönnern.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa