Russland will iranische Waffen Riad und Washington verbünden sich gegen Teheran
16.07.2022, 15:24 Uhr
US-Präsident Joe Biden will ein "stärker vernetztes integriertes Luftverteidigungssystem".
(Foto: picture alliance/dpa/Saudi Press Agency/AP)
Der Iran baut seine Macht im Nahen Osten zunehmend aus - eine Bedrohung für Saudi-Arabien. Auch die USA fürchten die iranische Raketentechnologie und kündigen Unterstützung für Riad an. Im Gegensatz zu Moskau, das wohl immer noch Interesse an Drohnen aus Teheran hat.
Die USA wollen Saudi-Arabien angesichts einer wachsenden Bedrohung durch den Iran weiterhin bei der Selbstverteidigung unterstützen. Das Königreich solle befähigt werden, "sein Volk und Hoheitsgebiet gegen externe Bedrohungen" zu schützen, heißt es in einer gemeinsamen Abschlusserklärung. Diese veröffentlichten das Weiße Haus und das saudische Außenministerium nach dem Treffen von US-Präsident Joe Biden mit dem saudischen König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman. Teherans "Eingriff in interne Angelegenheiten anderer Länder" und die "Unterstützung von Terrorismus durch bewaffnete Stellvertreter" müsse aufgehalten werden. Zudem dürfe der Iran nicht an Atomwaffen kommen.
Die USA streben wegen der Bedrohung durch den Iran weiterhin eine stärkere Vernetzung von Luftabwehrsystemen ihrer Partnerländer im Nahen Osten an. Ein hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter sagte am Rande des Biden-Besuchs in Dschidda, der Iran baue seine Fähigkeiten im Bereich ballistischer Raketen, aber auch bei der Drohnentechnologie aus. Diese unbemannten Fluggeräte hätten mehr Reichweite und größere Leistung und bedrohten die Länder in der Golfregion. Daher gehe man davon aus, dass ein "stärker vernetztes integriertes Luftverteidigungssystem" der richtige Weg sei.
Der schiitische Iran ist ein Erzfeind des sunnitischen Königreichs Saudi-Arabien. Teheran hat seinen Einfluss im Nahen Osten ausgeweitet - im Irak, Syrien, dem Libanon und dem Jemen. Von dort aus greifen die vom Iran unterstützte Rebellen immer wieder Ziele im benachbarten Saudi-Arabien an. Vor fast drei Jahren wurden auch zwei wichtige saudische Ölanlagen angegriffen, darunter die größte Ölraffinerie des Königreiches. Die Huthi-Rebellen im Jemen beanspruchten die Attacke für sich. Riad machte den Iran direkt verantwortlich. Saudi-Arabien zählt zu den größten Ölproduzenten weltweit. Durch den Angriff im September 2019 auf die Anlagen des Staatskonzerns Saudi Aramco wurde vorübergehend etwa die Hälfte der saudischen Ölproduktion lahmgelegt. Das entsprach rund fünf Prozent der weltweiten Ölförderung.
US-Regierung: Russland will iranische Drohnen
Während die USA versuchen, nach Jahren der Distanz wieder eine kooperative Beziehung zu Saudi-Arabien aufzubauen, wird die Kluft zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran immer deutlicher. Das vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgelöste Atomabkommen wurde nie wieder ratifiziert. Und die Angst, dass der Iran Atomwaffen bauen könnte, ist nach wie vor groß. Doch ein Land sieht in der Raketen- und Drohnentechnologie vielmehr eine Chance: Russland. Obwohl Teheran bereits angedeutet hat, dass es kein Interesse am Waffenhandel mit Moskau hat, geht die US-Regierung weiterhin davon aus, dass Russland iranische Kampfdrohnen erwerben möchte.
Die USA hätten Informationen, wonach eine russische Regierungsdelegation einen iranischen Flughafen für eine Vorführung angriffsfähiger Drohnen besucht habe, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Rande des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien. Russland wolle die Drohnen "offensichtlich für den Einsatz im Krieg in der Ukraine". Er fügte hinzu, Russland setze im Nahen Osten auf den Iran. Die USA setzten dagegen auf eine stärker integrierte, stabilere, friedlichere und wohlhabendere Region.
Bidens nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan hatte am vergangenen Montag gesagt, dass es Hinweise gebe, wonach der Iran Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen wolle. In diesem Zusammenhang bereite sich Teheran auch darauf vor, Drohnen bereitzustellen, die auch Waffen transportieren können. Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian hatte der Ukraine danach aber versichert, keine Drohnen nach Russland zu liefern. Er sprach von einem amerikanischen "Propagandaakt".
Quelle: ntv.de, cls/dpa