Suche nach Lösung für Getreide Stoltenberg: NATO ist Ukraine "so nahe wie nie"
23.07.2023, 02:07 Uhr Artikel anhören
Selenskyj (l.) und Stoltenberg telefonierten auch über die Integration der Ukraine in die NATO.
(Foto: picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)
Russland versucht, die Ukraine unter Druck zu setzen, indem es den Getreide-Export durch das Schwarze Meer blockiert. NATO-Generalsekretär Stoltenberg will dem ukrainischen Präsidenten Beistand leisten, um das Problem zu bewältigen. Dafür soll erstmals der NATO-Ukraine-Rat tagen.
Auf Bitten der Ukraine hin beruft NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am kommenden Mittwoch ein Treffen des neuen NATO-Ukraine-Rats ein. Ziel sei es, über die jüngsten Entwicklungen zu beraten und den Transport von ukrainischen Getreide durch das Schwarze Meer zu erörtern, teilte Bündnissprecherin Oana Lungescu mit. Das Treffen solle auf Botschafterebene stattfinden.
Kurz vor der Ankündigung hatte Stoltenberg mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Stoltenberg teilte danach mit: "Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, aufs Schärfste." Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite. Das von Russland angegriffene Land sei der NATO nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses "so nahe wie nie".
Selenskyj erklärte, er und Stoltenberg hätten über die Umsetzung der beim Gipfel erzielten Vereinbarungen und weitere Schritte zur Integration der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis gesprochen. "Jede Destabilisierung in dieser Region und die Störung unserer Exportrouten bringt Probleme mit entsprechenden Folgen für alle Menschen auf der Welt mit sich", sagte er in seiner täglichen Videoansprache.
33 Millionen Tonnen Getreide während Krieg exportiert
Der Anstieg der Lebensmittelpreise sei das kleinste Problem dabei. Man habe zudem auch notwendige Schritte identifiziert, um den Getreidetransport über das Schwarze Meer zu ermöglichen und langfristig zu gewährleisten. Was das für Schritte sind, teilte er allerdings nicht mit.
Russland hatte am vergangenen Montag ein vor einem Jahr geschlossenes Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide übers Schwarze Meer auslaufen lassen. Die Vereinbarung hatte es der Ukraine seit Sommer vergangenen Jahres ermöglicht, trotz des russischen Angriffskriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel über den Seeweg in andere Länder zu verkaufen. Selbst während des Krieges blieb die Ukraine damit im Jahr 2022 der größte Weizenlieferant des Welternährungsprogramms (WFP) und lieferte mehr als die Hälfte der weltweiten Weizenbeschaffung des WFP.
Beim NATO-Gipfel in Vilnius hatten die 31 Mitglieder des Verteidigungsbündnisses wenige Tage zuvor beschlossen, die Zusammenarbeit mit der Ukraine weiter zu intensivieren und dazu den neuen NATO-Ukraine-Rat etabliert. Zudem wurde ein neues mehrjähriges Unterstützungsprogramm beschlossen.
Quelle: ntv.de, lve/dpa