Politik

Endorsements im US-Wahlkampf Wenn Unterstützung eher schadet

Laut Umfragen hat Trump die größten Chancen, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden.

Laut Umfragen hat Trump die größten Chancen, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Donald Trump führt die Umfragen in den USA an, Unterstützung vom Establishment der Republikaner hat er nicht. Die sogenannten Endorsements von führenden Parteifreunden sind in diesem Vorwahlkampf keine Hilfe.

Wer in den USA im Wahlkampf um ein politisches Amt steht, bemüht sich nicht nur um Spenden, sondern auch um Wahlempfehlungen. Im stark ritualisierten Präsidentschaftswahlkampf werden solche "Endorsement" nicht beiläufig ausgesprochen – sie haben Gewicht und werden gezählt.

Innerhalb der Parteispitze sind Endorsements ein System der Kandidatenfindung. Den Wählern und Anhängern signalisieren solche Wahlempfehlungen, dass ein Kandidat von wichtigen Vertretern der Partei ernstgenommen wird. Viele frühe Endorsements sind ein Indikator, dass ein Kandidat die Vorwahlen wahrscheinlich gewinnen wird.

Schon jetzt ist klar, dass die republikanischen Vorwahlen von 2016 mit Blick auf die Endorsements ein Sonderfall sind. Donald Trump führt die Umfragen seit Monaten stabil an, hat aber noch keine einzige Wahlempfehlung von einem Kongressmitglied oder einem Gouverneur bekommen. Gleiches gilt für den früheren Neurochirurgen Ben Carson, der vor ein paar Wochen in den Umfragen an Trump heranreichte, mittlerweile aber wieder auf dem absteigenden Ast ist.

Die meisten wichtigen Endorsements konnte Jeb Bush einsammeln, der in den Umfragen weit hinten liegt. Wahrscheinlich hat die Bedeutung der Endorsements bei den republikanischen Wählern im selben Maße abgenommen wie der Respekt, den das politische Establishment bei ihnen genießt. Für Teile der republikanischen Wählerschaft dürfte eine Unterstützung aus dem Establishment mittlerweile sogar eher schädlich sein.

Endorsement von Hulk Hogan

Trump kann dafür auf die Unterstützung von Leuten verweisen, die ebenso skurril sind wie er: Ex-NBA-Star Dennis Rodman, der frühere Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson sowie Wrestler und Schauspieler Hulk Hogan haben ihre Unterstützung für den Milliardär aus New York erklärt.

Die Tabelle unten listet nur die Endorsements von Abgeordneten, Senatoren und Gouverneuren auf, also von hochrangigen Mitgliedern der Parteien. Für das Ranking werden dabei (wie bei Ideengeber und Datenquelle, dem US-Blog FiveThirtyEight) Punkte vergeben: einer für jeden Abgeordneten, fünf für jeden Senator, zehn für einen Gouverneur. Vor allem im Vergleich mit den Demokraten fällt auf, dass kein republikanischer Kandidat ungewöhnlich viele Endorsements auf sich vereinen konnte.

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Eine besondere Betrachtung verdienen neben Trump und Bush die Senatoren Cruz und Rubio, weil die aktuellen Umfragen danach aussehen, als hätten diese beiden als einzige hinter Trump eine Chance auf die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei. Ted Cruz gilt als "Paria" im US-Senat, als Unberührbarer. Kein einziger seiner Kollegen hat ihm bislang seine Unterstützung zugesichert. Der Tea-Party-Politiker hat sich mit einem konsequenten Anti-Kurs zur Führung seiner Partei selbst in eine Außenseiterrolle manövriert. Im Wahlkampf scheint ihm das eher zu nutzen.

Hinter Marco Rubio stehen bisher immerhin drei Senatoren und fast 20 Abgeordnete. Er ist zu jung, um vollends mit den verkrusteten Strukturen in Washington identifiziert zu werden – und ist der vielleicht der einzige Bewerber, der sowohl der Parteibasis als auch dem Partei-Establishment vermittelbar wäre. Damit könnte er am Ende das letzte Bollwerk der Parteispitze sein, um einen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu verhindern.

Die Senatoren fühlen den "Bern" nicht

Bei den Demokraten hat Hillary Clinton so gut wie alle bisher vergebenen Endorsements aus dem Kongress sowie von einigen Gouverneuren erhalten. Ihr völlig aussichtsloser Mitbewerber Martin O'Malley hat lediglich das Endorsement eines Abgeordneten bekommen. Auch der linke Kandidat Bernie Sanders hat vom demokratischen Establishment kaum Endorsements erhalten. Bei allen Unterschieden gibt es hier eine Gemeinsamkeit zu Trump und Cruz: Auch Sanders profitiert davon, als Außenseiter zu gelten.

Sanders ist seit Anfang der neunziger Jahr Mitglied des Kongresses, seit 2007 als Senator. Im Wahlkampf ist sein Slogan "Feel the Bern" – diesen "Bern" fühlen Sanders' Kollegen im Senat ganz offensichtlich nicht. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass er erst seit Anfang November Mitglied der Partei ist, um deren Präsidentschaftskandidatur er sich bewirbt.

Quelle: ntv.de

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