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Litauen gibt Kreml die Schuld Wolkow sprach kurz vor Angriff von Gefahr durch Putin

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Er und seine Mitstreiter müssten auch im Exil um ihr Leben fürchten, sagte Kreml-Kritiker Wolkow wenige Stunden vor dem Angriff in einem Interview.

Er und seine Mitstreiter müssten auch im Exil um ihr Leben fürchten, sagte Kreml-Kritiker Wolkow wenige Stunden vor dem Angriff in einem Interview.

(Foto: REUTERS)

"Putin tötet Leute nicht nur in Russland", sagt der bekannte russische Oppositionelle Wolkow am Dienstag in einem Interview. Wenige Stunden später wird er in Vilnius brutal niedergeschlagen. Der litauische Präsident Nauseda macht den Kreml für den Angriff verantwortlich - und richtet klare Worte an Putin.

Litauen macht die russische Führung für den Angriff auf einen im Exil lebenden Vertrauten des in russischer Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny verantwortlich. Die Attacke, bei der der russische Oppositionelle Leonid Wolkow nach eigenen Angaben vor seinem Haus in der litauischen Hauptstadt Vilnius von einem Unbekannten mit einem Hammer geschlagen und verletzt wurde, sei ganz klar geplant gewesen, sagte Präsident Gitanas Nauseda. An den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet fügte er hinzu: "Niemand hier hat Angst vor Ihnen."

Auch Wolkow selbst gab Putin die Schuld. "Das ist ein offensichtliches, kriminelles 'Hallo' von Putin", schrieb er auf Telegram. Zugleich gab er sich kämpferisch: "Wir werden weiter arbeiten und nicht aufgeben. Es ist hart, aber wir schaffen das ... Es ist gut zu wissen, dass ich noch am Leben bin."

Wolkow war nach Angaben einer ehemaligen Nawalny-Sprecherin am Dienstag mit einem Hammer und Tränengas angegriffen worden. Er habe einen gebrochenen Arm, eine Stirnprellung und eine Beinverletzung erlitten. Wolkow teilte mit, dass ihm etwa 15 Mal mit einem Hammer auf sein Bein geschlagen worden sei. Nach einer Nacht im Krankenhaus konnte er am Mittwochvormittag wieder nach Hause.

Nur wenige Stunden vor dem Angriff hatte Wolkow in einem Reuters-Interview davon gesprochen, dass die führenden Vertreter der Nawalny-Bewegung im Exil um ihre Leben fürchten müssten. "Sie wissen, dass Putin Leute nicht nur in Russland tötet. Er tötet auch Leute außerhalb Russlands. Wir leben in sehr dunklen Zeiten."

Russische Botschaft in Berlin nannte Wolkow "erbärmlicher Außenseiter"

In einem Interview mit ntv.de sagte Wolkow vor einigen Wochen unter anderem, Putin müsse "bekämpft werden und er muss vernichtet werden". Die russische Botschaft in Deutschland veröffentlichte daraufhin einen Beitrag auf X, der das Interview und die Aussage kritisierte. "Die Meinung erbärmlicher Außenseiter, deren Lebenszweck allein darin besteht, den Hass gegen das eigene Land zu multiplizieren, ist uns zutiefst gleichgültig", schrieb die Botschaft.

Aus Moskau lag noch keine Stellungnahme zum Angriff vor. Wolkow, der wie viele Nawalny-Mitstreiter im westlichen Exil lebt, hat die russischen Behörden wiederholt gegen sich aufgebracht, weil er von Vilnius aus Anti-Kreml-Proteste organisierte. Auch hatte er immer wieder die Freilassung Nawalnys gefordert, als dieser noch lebte.

Verdächtiger weiter auf freiem Fuß

Litauens Spionageabwehr erklärte, mit dem Angriff auf Wolkow sollte die russische Opposition vermutlich daran gehindert werden, sich in die Präsidentschaftswahl in Russland einzumischen. Diese ist von Freitag bis Sonntag angesetzt. Eine Wiederwahl Putins gilt als ausgemacht.

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Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis nannte den Vorfall schockierend. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte er. Die litauische Polizei leitete Ermittlungen ein. Noch in der Nacht hatten Polizisten, darunter eine Elite-Einheit zur Terrorismus-Abwehr, den Tatort am nördlichen Rand von Vilnius untersucht. Verdächtige seien bislang nicht identifiziert worden, sagte eine Polizeisprecherin. Polizeichef Renatas Pozela sagte, die Polizei widme dem Fall "riesige Ressourcen".

Die US-Botschafterin in Litauen, Kara McDonald, würdigte auf X Wolkows "Widerstandsfähigkeit und Mut angesichts der jüngsten Versuche, ihn zum Schweigen zu bringen und einzuschüchtern". Diese seien für andere Menschen inspirierend. "Das Nawalny-Team bleibt eine deutliche Stimme gegen die Unterdrückung und Brutalität des Kreml."

Quelle: ntv.de, uzh/rts

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