Ratgeber

Unfallschutz-App fürs iPhone Das Wichtigste fehlt

Ergo geht mit alltagsnahen Policen auf Kundenfang. Der "Unfall-Schutz48" ist eine davon. Wer sich die App aufs iPhone holt, bekommt für 48 Stunden eine Unfallversicherung. Braucht man diese dann tatsächlich, wird man aber feststellen, dass der Ergo-Schutz bei Weitem nicht ausreicht.

Die Ergo setzt auf Unfallschutz für Spontane.

Die Ergo setzt auf Unfallschutz für Spontane.

(Foto: Bund der Versicherten)

Eine Unfallversicherung ist eine sinnvolle Sache. Diese Erkenntnis kommt manchmal aber etwas spät. Auf dem Weg zum Wochenende in den Bergen beispielsweise oder kurz vor einer langen Autofahrt. Oder auch, während man bei Renovier-Arbeiten in der Wohnung auf einer wackligen Leiter herumhantiert. Die Ergo Direkt Versicherung hat für Kurzentschlossene eine Unfallversicherung konstruiert, die genau in solchen Fällen helfen soll: Der "48 Stunden Unfallschutz" als iPhone-App.

Die Versicherung lässt sich kostenlos aus dem App-Store laden. 99 Cent kostet die Aktivierung der Police, das Geld wird über die Telefonrechnung abgebucht. Nach 48 Stunden endet der Schutz. Klingt nach einer netten Idee – läuft bei näherem Hinsehen allerdings eher unter der Rubrik "Werbe-Gag". Denn das wichtigste Merkmal einer Unfallversicherung fehlt: der Schutz bei Invalidität.

Trügerisches Sicherheitsgefühl

Die Unfall-App umfasst drei Leistungspunkte: Bei einem stationären Krankenhausaufenthalt bekommt der Kunde 50 Euro pro Tag. Außerdem werden bis zu 5000 Euro Bergungskosten übernommen. Falls der Versicherte bei einem Unfall stirbt, erhalten die Angehörigen 50.000 Euro ausgezahlt. Das mag sich zunächst nach einer ordentlichen Summe anhören, doch eine Familie wird damit im Ernstfall nicht weit kommen. Eine Risikolebensversicherung bleibt für alle, die mit ihrem Einkommen auch Angehörige versorgen, unverzichtbar.

Für Singles mag der Todesfallschutz nicht so wichtig sein. Doch auch sie könnten sich durch die Spontan-Police in falscher Sicherheit wiegen – wie auch alle anderen, die sich umfangreichen Schutz erhoffen, warnt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten: "Wer eine Unfallversicherung abschließt, erwartet auch bei Invalidität Geld. In diesem Fall gehen die Versicherungsnehmer jedoch leer aus."

Besser wenig als nichts

Die Ergo selbst will den App-Schutz auch keinesfalls als klassische Unfallversicherung verstanden wissen, wie ein Sprecher gegenüber n-tv.de betont. Vielmehr stehe dahinter eine Art Notnagel-Idee: Jene, die ganz ohne Unfallversicherung dastehen – und dazu gehören rund 60 Prozent der Bevölkerung - sollen bei Bedarf zumindest den Minimalschutz abschließen können. Wäre auch eine Invaliditätszahlung Teil des Leistungspakets, müsste die Mini-Police deutlich teurer angeboten werden.

Fazit: So alltagsnah die Idee einer Spontan-Police auch erscheint - die 99 Cent sollte man sich besser sparen und gleich in eine "richtige" Unfallversicherung investieren. Die ist übers Jahr gerechnet nicht unbedingt teurer als der Kurzzeit-Schutz, bietet aber wesentlich mehr. Eine Police mit vergleichbarem Schutz, aber zusätzlicher Einmalzahlung von mindestens 100.000 Euro, gibt es schon ab rund 100 Euro im Jahr. Das sind nicht einmal 30 Cent am Tag. Und Extras wie kosmetische Operationen oder Kurkostenbeihilfe sind ebenfalls mit drin. Bei der Ergo würde das Gesamtpaket für einen 30-Jährigen übrigens knapp 200 Euro im Jahr kosten, also rund 55 Cent am Tag. Nicht ganz billig, dafür ist man damit aber auch immer abgesichert und nicht nur für zwei Tage. Passieren kann schließlich immer etwas.

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Quelle: ntv.de

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