Ist Sortieren wirklich sinnvoll? Müllrecycling gelingt nicht immer
21.02.2013, 13:14 Uhr
Im Zweifel in den Restmüll - die meisten Menschen nehmen es mit der Mülltrennung nicht so genau.
Mülltrennung ist nicht jedermanns Sache. Weiß- und Grünglas wird am Ende ja sowieso wieder zusammengeschüttet, Biomüll verbrannt und Batterien werden durch Sortieranlagen vom Restmüll getrennt. So die Vorurteile. Ist da was dran?
Die Deutschen gelten als Meister der Mülltrennung: Verpackungen kommen in die gelbe Tonne, Küchenabfälle in die braune, für Altpapier gibt es den blauen Container und für Altglas hat man sogar drei verschiedene Optionen. Und alles, was sich sonst nicht zuordnen lässt, wandert in die Restmülltonne. So der Idealzustand. Trennmuffeln ist der allerdings herzlich egal. Sortieren könne man sich sparen, denn am Ende werde ohnehin alles wieder zusammengeschüttet. Doch auch eifrige Trenner machen Fehler und werfen Dinge in Tonnen, in die sie nicht hineingehören.
Was gehört in den gelben Sack und was passiert damit?
Im gelben Sack bzw. der gelben Tonne wird gesammelt, was wiederverwertet werden soll. Das sind in erster Linie Verpackungen, Plastiktuben oder Folien – eben alles, was mit dem "Grünen Punkt" gekennzeichnet ist und nicht aus Glas, Pappe oder Papier besteht. Auch Verbundstoffe wie Tetra-Paks werden in der gelben Tonne entsorgt und nicht etwa im Altpapier. Ausspülen muss man die Verpackungen nicht.
Die gesammelten Materialien lassen sich nur stofflich verwerten, wenn sie sortenrein sind. Weil es Verbrauchern nicht zuzumuten ist, die verschiedenen Stoffe einzeln zu sortieren, werden sie später getrennt. "Dafür gibt es verschiedene Techniken, etwa Schwimm-, Sinkverfahren oder Infrarot", erklärt Sabine Thümler von der Berliner Stadtreinigung (BSR). Aus den getrennten Kunststoffen entsteht Granulat, das weiterverarbeitet werden kann. Mit Einschränkungen: Aus hygienischen Gründen dürfen etwa aus den Recyclingkunststoffen keine Lebensmittelverpackungen entstehen. Aus einer PET-Flasche wird also keine neue Flasche, aber vielleicht ein Fleece-Pullover.
Nicht alle Stoffe, die im gelben Sack landen, können sauber getrennt und recycelt werden. Schwierig ist das etwa bei Mischkunststoffen oder bei stark verschmutztem Müll. Wertvoll sind diese Materialien dennoch – als Energielieferanten. Denn Kunststoffe bestehen zum großen Teil aus Mineralöl und sind deshalb gefragte Brennstoffe für Strom- und Fernwärmekraftwerke.
Übrigens: Auch wenn einem der Recyclingkreislauf völlig egal ist, sollte man Verpackungen schon aus Eigeninteresse im gelben Sack entsorgen. Denn der wird – anders als der Müll in der grauen Tonne – kostenlos abgeholt. Man bezahlt schon beim Kauf von Produkten mit dem "Grünen Punkt".
Was kommt in die graue Tonne – und was wird daraus?
Die Restmülltonne ist für alles, was nicht wiederverwertet oder kompostiert werden kann und was nicht giftig ist. Dazu gehören Wattebäusche und Windeln ebenso wie Katzenstreu, Staubsaugerbeutel, Zigarettenkippen, Fahrradschläuche oder ausgediente Plastikartikel wie Kugelschreiber oder Kinderspielzeug. Sortiert wird der Inhalt der grauen Tonne in der Regel nicht mehr.
Früher wurde Restmüll auf mehr oder weniger gut gesicherten Deponien entsorgt. Heute wird er normalerweise verbrannt. Fast immer wird die dabei entstehende Energie zur Strom- oder Wärmegewinnung genutzt. Aus der Schlacke, die nach der Verbrennung zurückbleibt, wird soweit wie möglich das Metall herausgefiltert. Der Rest findet meistens im Straßenbau Verwendung. Die Schlacke mit den aufkonzentrierten Schadstoffen wird als Sonderabfall entsorgt und beispielsweise in Kalk eingebunden.
Was passiert mit Batterien, die im Restmüll landen?
Batterien enthalten problematische Schwermetalle wie Quecksilber, Cadmium und Blei und gehören deshalb nicht in den Hausmüll. Sammelboxen für alte Batterien stehen in den meisten Supermärkten, auf Wertstoffhöfen sowieso. Landen Batterien auf dem Restmüll, werden sie auch nicht mit Magneten aussortiert, wie manch einer hofft. Stattdessen werden sie mit verbrannt. Das ist nicht optimal, aber giftige Abgase müsse man nicht befürchten, so BSR-Expertin Thümler. "Die gesetzlichen Bestimmungen für die Rauchgasreinigung von Verbrennungsanlagen sind strenger als bei jeder Industrieanlage." Die aufkonzentrierten Schadstoffe würden als Sonderabfall entsorgt.
Was wird aus Biomüll?
Gartenbesitzer haben meist einen eigenen Komposthaufen. Ansonsten werden Küchenabfälle, Kaffee- oder Teefilter am besten in der Biotonne entsorgt. Zum Verbrennen ist der Biomüll zu schade, schließlich lässt sich durch die Kompostierung guter Humus herstellen. Der wiederum wird in der Landwirtschaft gebraucht oder auch als Blumenerde.
Immer mehr Entsorger versuchen aber noch mehr aus dem organischen Müll rauszuholen und vergären ihn zu Biogas. Bei der Fermentierung entstehen neben dem Gas auch feste und flüssige Gärreste. Die können dann wieder zur Bodenveredelung eingesetzt werden.
Dürfen kompostierbare Tüten in den Biomüll?
Vor einigen Jahren haben die klassischen Biomülltüten aus Papier Konkurrenz bekommen durch kompostierbare Mülltüten aus Maisstärke. Sie sollen zusammen mit den Küchenabfällen verrotten. Doch die Bio-Kunststoffbeutel sind nicht überall gern gesehen. Kompostbauern monieren, dass sich die Beutel viel langsamer zersetzen als die Küchenabfälle. Mancherorts werden die Beutel deshalb mit den normalen Plastiktüten aussortiert – zumal man sie auf den ersten Blick kaum von normalen Plastiktüten unterscheiden kann. In den großen Kompostieranlagen werden die Tütenreste – egal, ob aus Bio- oder normalem Plastik - erst im Nachhinein ausgesiebt.
Wer Tüten aus Bioplastik verwenden will, fragt am besten vorher beim lokalen Entsorger nach. Bei der BSR etwa hat man mit den Bioplastiktüten bislang kein Problem, das könnte sich allerdings ändern, wenn der Biomüll künftig fermentiert wird. Am einfachsten ist es, Papiertüten zu verwenden oder den Müll auszuschütten und die Tüte getrennt zu entsorgen. Während normale Plastiktüten recycelt werden können, müssen die Biotüten in die Restmülltonne.
Muss man Glas wirklich nach Farbe sortieren?
Wahrscheinlich hat es jeder schon mal gehört: Altglas nach Farbe zu sortieren sei für die Katz. Am Ende werde sowieso wieder alles zusammengeschüttet. Nur warum sollten dann überhaupt drei verschiedene Container aufgestellt werden? Ganz einfach: Weil sich aus gemischtem Glas kein Weißglas mehr herstellen lässt. Deshalb sei es auch besonders wichtig, weißes Glas sortenrein zu trennen, betont Sabine Thümler. Bei Grünglas ist ein gewisser Braunanteil dagegen noch vertretbar, weshalb in Wohnanlagen oft nur zwei Tonnen mit Weiß- und Buntglas aufgestellt werden. Auch blaues Glas sollte im grünen Container entsorgt werden.
Noch wichtiger als die farbliche Trennung ist aber, dass wirklich nur Haushaltsglas eingeworfen wird. Keramik und Steingut haben im Glascontainer nichts verloren. "Sie haben die gleiche Dichte wie flüssiges Glas und setzen sich beim Schmelzen deshalb nicht nach unten ab", erläutert Thümler. Wird das Material weiterverarbeitet, entstehen Bruchstellen.
Auch Fensterglas, Kristallglas oder Spiegel haben im Glascontainer nichts verloren, sondern sollten über den Restmüll entsorgt werden. Die Deckel von Flaschen und Gläsern muss man hingegen nicht abschrauben. Sie werden im Nachhinein aussortiert.
Kann man belangt werden, wenn man Müll nicht richtig trennt?
Wer seinen Müll falsch entsorgt, begeht formell gesehen eine Ordnungswidrigkeit. Die Ahndung ist allerdings schwierig. Mit empfindlichen Geldstrafen muss man rechnen, wenn man seinen Müll einfach "wild" abstellt und sich dabei erwischen lässt. Wirft man Dinge in Tonnen, in die sie nicht hineingehören, bekommt man wahrscheinlich keinen Ärger mit der Polizei, aber möglicherweise mit dem Entsorgungsunternehmen. Normalerweise schauen Müllmänner zwar nicht in die Tonne, bevor sie deren Inhalt im Müllfahrzeug versenken. Ist jedoch offensichtlich, dass der Müll falsch getrennt wurde, etwa wenn Styroporverpackungen aus der Biotonne ragen, können sie die Tonne einfach stehen lassen. Auch Müll, der neben oder auf den Tonnen abgestellt wurde, muss nicht abtransportiert werden.
Quelle: ntv.de