Verzicht auf Geschmacksverstärker Nicht ganz sauber
28.09.2010, 12:06 UhrViele Verbraucher sind inzwischen sensibler für das, was sie essen. Eine Zutatenliste voller E-Nummern macht sich nicht gut. Doch Werbung mit dem Verzicht auf Zusatzstoffe oder Aromen kann täuschen.

Wer Essen ohne Zusatzstoffe will, darf sich nicht allein auf die Etiketten verlassen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Im Supermarkt geht es zurück zur Natur, diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls wenn man Aufschriften wie "ohne Konservierungsstoffe" "ohne Farbstoffe" oder "ohne künstliche Aromen" liest. "Clean Labels" nennt man diese Aussagen, mit denen Hersteller Getränken, Milchprodukten, Tiefkühlkost und Fertiggerichten ein natürliches Image verpassen wollen.
Über diese Entwicklung sind nicht alle glücklich: "Die mit knappen Verzichtserklärungen gekennzeichneten Lebensmittel sind oft längst nicht so sauber und ursprünglich, wie dies auf der Verpackung suggeriert wird", kritisiert die Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen. 151 mit Clean Labels ausgezeichnete Produkte haben die Verbraucherzentralen untersucht und festgestellt, dass längst nicht alles, was natürlich scheint, auch naturbelassen ist. "Bei den Produkten werden die künstlichen Stoffe einfach durch andere Zutaten ersetzt, die eine ähnliche Wirkung haben, jedoch nicht als Zusatzstoffe gekennzeichnet werden müssen", so das Fazit der Verbraucherschützer.
Hefeextrakt statt Glutamat
So wurden bei 68 Produkten, die laut Verpackungsangabe zum Würzen auf Geschmacksverstärker wie Glutamat verzichten, andere geschmacksverstärkende Zutaten, zum Beispiel Hefeextrakte, verwendet. Doch Hefeextrakte enthalten ebenfalls Glutamat, was jedoch nicht angegeben werden muss. Auch bei der Verwendung von Aromastoffen griffen die Hersteller in die Trickkiste: Bei sieben von zehn Produkten, die laut Etikett "ohne künstliche Aromen" hergestellt wurden, verwendeten sie stattdessen Geschmackstoffe, die zwar nicht als künstlich gelten, jedoch trotzdem aus dem Labor stammen. 59 unterschiedliche Formulierungen zählten die Verbraucherschützer, alle sollen für einen natürlichen Anstrich sorgen. "Bei dem derzeit vorherrschenden Kennzeichnungswirrwarr tragen die angeblich sauberen Labels aber eher dazu bei, Verbraucher beim Kauf eine falsche Verlässlichkeit vorzugaukeln."
Eine höhere Qualität bei Lebensmittelprodukten, die explizit auf bestimmte Zusatzstoffe verzichten, sei ohnehin kaum erkennbar. Die Forderung der Verbraucherschützer: Klare rechtliche Regelungen für die Gestaltung und Verwendung von Clean Labels. So sollte auf einer Verpackung etwa die Angabe "ohne Geschmacksverstärker" nur dann zulässig sein, wenn weder Geschmacksverstärker noch Ersatzstoffe in der Herstellung verwendet werden.
Quelle: ntv.de, ino